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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Autoren: Conrad Mason
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Vorratskammer, schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter sich. Als er sich in dem engen, düsteren Raum umsah, entdeckte er ein großes, fast leeres Fass, hob es an und schob es zur Tür, dass das Feuerwasser im Innern hin und her schwappte. Seine Koboldmuskeln taugten nicht viel, und er hatte das Gefühl, als würden seine Arme jeden Moment abbrechen. Dennoch gelang es ihm schließlich, das Fass unter den Türgriff zu schieben. Es würde die Tür nicht lange blockieren, aber mit etwas Glück brauchte er nicht mehr als ein, zwei Augenblicke. Und Mr. Lightly war ohnehin damit beschäftigt, mit dem Mann mit den gelben Augen zu reden.
    Grubb fühlte sich wie in einem verrückten Traum. Alles erschien ihm unwirklich, als wäre er ein schlechter Schauspieler in der Aufführung eines Straßentheaters. Trotzdem machte er weiter. Er kletterte auf ein Fässchen mit Feuerwasser, sprang auf eine Tonne mit eingelegten Aalen und zog sich von dort auf ein großes Schnapsfass. Über ihm befand sich ein winziges Fenster – viel zu klein, als dass ein Mensch sich hätte hindurchzwängen können, aber groß genug für einen Koboldjungen wie Grubb.
    Er hielt einen Moment inne. Sollte er das wirklich tun? Wenn er es tat, konnte er nie zurückkehren. Das wusste er. Seine einzige Hoffnung war, dass es nicht nötig sein würde. Captain Clagg hatte gesagt, dass er zu seiner Besatzung dazustoßen könnte.
Für ein kluges Bürschchen ist immer Platz an Bord.
Und wenn Grubb ihm sein Päckchen zurückbrachte, würde ihn der Kapitän doch sicherlich aufnehmen. Oder nicht?
    «Bastard?», ertönte Mr. Lightlys Stimme. «Beeil dich mit dem Feuerwasser.»
    Mit zitternden Händen hob Grubb den Riegel an und drückte das Fenster auf. Er holte tief Luft und wusste einen Moment lang nicht, ob er vorwärts oder rückwärts hinausklettern sollte, zwängte sich aber schließlich mit dem Kopf voran hindurch. Es war die falsche Entscheidung. Er stürzte auf das Kopfsteinpflaster und konnte gerade noch rechtzeitig die Arme ausstrecken, um seinen Kopf zu schützen und den Sturz in einen Purzelbaum abzuwandeln. Dann rappelte er sich auf, riss seine Schürze ab und lief durch die Gasse zum Vordereingang der Schänke.
    Wie aus dem Nichts wurde Grubb plötzlich von einer Woge von Gefühlen übermannt. Die
Beinlose Nixe
war sein Zuhause. Zumindest war sie es in den letzten sechs Jahren gewesen, seit die Schwarzmäntel ihn hergebracht und Mr. Lightly sich bereiterklärt hatte, ihn aufzunehmen. Seit er das Haus mit der grünen Eingangstür verlassen hatte.
    Seit jener Nacht, in der seine Eltern gestorben waren.
    Schnaufend blieb er an der Hausecke stehen. Er sah sich noch ein letztes Mal um, blickte durch ein Fenster in die Schänke und …
    … starrte geradewegs in die Augen des rothaarigen Mannes. Der Fremde beobachtete ihn mit einem merkwürdigen, hungrigen Lächeln. Er schien nicht überrascht zu sein, den Schänkenjungen außerhalb der Schänke zu sehen. Es hatte eher den Eindruck, als habe er damit gerechnet. Ein merkwürdiger Gedanke kam Grubb – er fühlte sich wie eine Maus, die in die gelben Augen einer Katze sieht.
    « BASTARD !», hörte er hinter sich einen Schrei.
    Mr. Lightly hatte es geschafft, in die Vorratskammer einzudringen, und den Kopf nun aus dem Fenster gezwängt. Er war blau im Gesicht, und die Augen quollen ihm aus dem Kopf.
    «Komm SOFORT wieder rein!», knurrte er. « WEHE , du machst noch einen Schritt. WEHE !»
    Grubb sah wieder zu dem Mann mit den gelben Augen. Irgendwie schien das Lächeln des Mannes noch merkwürdiger, noch hungriger zu werden. Er blinzelte.
    Ein Schauer überlief Grubb. Er drehte sich um und rannte die Straße entlang, schneller, als er je im Leben gelaufen war.
    Bald lag die
Beinlose Nixe
weit hinter ihm. Doch er rannte immer weiter, mit wild klopfendem Herzen, das schwarze Samtpäckchen fest umklammert.

Zwischenspiel
    I n einer staubigen alten Werkstatt in einer friedlichen Straße im Crosstree-Viertel bestreicht John Boggs mit angehaltenem Atem den letzten Fleck rohes Holz mit grüner Farbe. Er lehnt sich zurück, um seine Arbeit zu bewundern, und seufzt zufrieden.
    Vier Jahre in Folge hat Boggs beim Karneval des Meeres den Preis für den besten Festwagen gewonnen. Und er rechnet fest damit, ihn auch zum fünften Mal zu gewinnen. Ja, denkt er, und gestattet sich ein glückliches kleines Lachen, was soll noch schiefgehen?
    Dieses Jahr ist sein Motiv der Große Rachen, der Meeresdämon, in Gestalt
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