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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Autoren: Conrad Mason
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eines gewaltigen grünen Tintenfisches. Er besteht aus Holz, Draht, Seilen und Leinwand und ist so gebaut, dass sich seine Tentakel auf und ab bewegen, wenn man an einem Seil zieht. Nicht umsonst gilt John Boggs als einer der besten Zimmerleute von Port Fayt.
    «Er sieht wirklich wunderschön aus», seufzt sein Lehrling, ein Wichtel namens Will, der den Meeresdämon aus einiger Entfernung mit in die Hüften gestemmten Armen bewundert. «Ich finde, das ist der beste Festwagen, den Sie je gebaut haben, Sir. Die Leute werden es mit der Angst zu tun bekommen. Es ist, als wäre der Rachen aus dem Meer gestiegen und würde durch die Straßen kriechen.»
    Boggs grunzt. Er kann mit Komplimenten nicht gut umgehen.
    «Viel los in der Stadt heute?», fragt er, als er Brot und Käse aus seinem Proviantbeutel holt und sich auf einem Schemel niederlässt.
    «Ja, Sir. Es kommen jede Menge Leute zum Fest, glaube ich. Der Seekorso sieht prächtig aus. Sie hängen diese kleinen Flaggen an Seilen auf. Wie nennt man die noch mal?»
    «Wimpel», ergänzte Boggs.
    «Ja, genau, Wimpel.» Will hockt sich im Schneidersitz auf den mit Sägemehl bedeckten Werkstattboden. «Jedenfalls scheint sich niemand über den Tormento von neulich Nacht Gedanken zu machen.»
    «Ganz recht, mein Junge», sagt Boggs, reicht seinem Gehilfen einen Brocken Brot und ein Stück Käse und beißt dann in seine eigene Portion. «Und so soll es auch sein. Magische Stürme … Wegen solcher Kinkerlitzchen darf man sich nicht verrückt machen. Meiner Meinung nach ist das alles nur Aberglaube.»
    «Finden Sie wirklich, Mr. Boggs?», fragt jemand. Doch es ist nicht Will.
    Boggs ist so überrascht, dass er seinen Käse fallen lässt und eine Wasserflasche umstößt.
    «Teufel auch!», sagt er mit krächzender Stimme. «Ich meine, guten Tag, Ma’am.»
    Er hat sie nicht hereinkommen hören. Und wenn er es sich recht überlegt, war das beim ersten Mal genauso gewesen.
    «Schönen guten Tag, Ma’am», sagt Will und rappelt sich auf.
    Die alte Frau nimmt keine Notiz von ihm. In den gleichen grauen Kapuzenumhang gehüllt, den sie auch bei ihrem ersten Besuch in der Werkstatt getragen hat, steht sie stocksteif im Türrahmen.
    «Ist es fertig?»
    Sie spricht deutlich, scharf. Und mit einem kaum merklichen Akzent der Alten Welt, wie Boggs feststellt. Er nickt, geht durch die Werkstatt und zieht eine große Abdeckplane vom Auftragsstück der alten Frau.
    «Ich habe mich an Ihre Anweisungen gehalten, Ma’am», sagt er mit rauer Stimme. «Und ich habe den Zephyrumstab eingebaut, wie Sie es wollten.»
    Er weiß nicht, wozu es dienen soll, dieses … Ding, das ihn die alte Frau hat anfertigen lassen. Doch er weiß nur zu gut, dass Zephyrum ein magisches Metall ist. Und in Port Fayt ist es ein schlimmes Vergehen, ohne Genehmigung Magie anzuwenden.
    Die Frau nähert sich der Apparatur und begutachtet sie. Sie lässt die Finger über das glänzende, polierte Zephyrum gleiten, und Boggs verschlägt es fast den Atem, als er sieht, wie verschrumpelt ihre Hand ist. Zum ersten Mal ist er froh über die Kapuze, die sie trägt, damit er ihr weder ins Gesicht noch in die Augen sehen muss. Als er merkt, dass Will neugierig zusieht, bedeutet er ihm, den Mund zu halten.
    Die alte Frau steht eine Weile stumm da.
    «Gut», sagt sie.
    Boggs merkt, dass er die Luft angehalten hat, und atmet erleichtert aus.
    «Wunderbar», sagt er und fühlt sich gleich viel ruhiger. «Hauptsache, Sie sind zufrieden. Der junge Will hier hat bei den Holzarbeiten geholfen. Ein erstklassiger Lehrling. Lauf und hole mein Rechnungsbuch, ja, Will?»
    Der Wichtel eilt durch eine Seitentür hinaus.
    «Wenn wir jetzt über die Bezahlung sprechen könnten … Ich fürchte, ich muss ein wenig mehr in Rechnung stellen als ursprünglich gedacht. Zephyrum kostet heutzutage ein Vermögen, das verstehen Sie sicher. Wegen der Sanktionen der Liga natürlich. Die Politik der Alten Welt, was?»
    Boggs redet viel, wenn er nervös ist.
    «Sie sollen Ihre Bezahlung bekommen», sagt die alte Frau.
    Sie zieht einen ledernen Beutel heraus, der fast so alt wirkt wie sie, holt einen Dukaten heraus und hält ihn dem Mann hin. Doch als er danach greift, schließen sich ihre Finger um die Münze. Boggs steht mit halb ausgestrecktem Arm da und weiß nicht, was er tun soll.
    «Es ist schon seltsam», sagt sie träumerisch. «Seltsam, wie wichtig euch diese wertlosen Metallstücke sind. Kann man einen Dukaten essen?»
    Es ist der längste Satz, den
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