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Suche Traumprinz, biete Sandburg

Suche Traumprinz, biete Sandburg

Titel: Suche Traumprinz, biete Sandburg
Autoren: Brinx/Kömmerling
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Salmonellenalarm
     
    Der Eisladen war rappelvoll. Eine lange Schlange gut aussehender und vor allem gut angezogener Leute wickelte sich nach draußen um den Fahrradständer, um den Aufsteller für den Edelsecondhandshop nebenan und noch weiter die große Allee entlang, die das reichste Viertel der Stadt durchzog.
    Ich stellte mich hinten an und versuchte, die Eisbestellung meiner Familie im Kopf zu behalten: Benno wollte nur Schokolade, aber mit bunten Streuseln, Papa Malaga und Krokant, und wenn’s kein Krokant gab, dann Tiramisu, Mama Himbeere, Zitrone und Pistazie, für sie bitte mit Sahne. 
    Vor mir stand eine junge Frau mit riesiger Sonnenbrille auf der Nase und ihrem kleinen Sohn an der Hand. »Heute nehmen wir aber einen Becher, Leonhard, sonst wird das wieder so eine Schweinerei!«, erklärte sie ihm und ich nickte, weil ich mir vorstellen konnte, dass sie das nicht wollte. Wo der Kleine doch ein original Diesel-T-Shirt trug, das mindestens achtzig Euro gekostet hatte! 
    »Is will aber ein Hörnsen!«
    »Leonhard!«
    »Is will ein Hörnsen!«
    Die Frau seufzte und zog sich die Lippen nach. 
    Familie Weidenbach, sprich wir, war in ein Viertel gezogen, in dem man zum Eiskaufen perfekt geschminkt sein musste. 
    Ich versenkte meine Hände in die Taschen meines alten Jeansminirocks von H&M und zuckte mit den Schultern. Da würden wir wohl nicht so ganz mithalten können. Wir kamen aus der Provinz, vom Dorf sozusagen, da hätten sich die Leute sogar mit Lockenwicklern Eis geholt, wenn es eine Eisdiele gegeben hätte. Aus der Provinz in die Stadt und ins schickste Viertel noch dazu. Hier hatte Tante Hannchen vor fünfzig Jahren ihr Haus bezogen. Jetzt war sie gestorben und ihr Großneffe Stefan Weidenbach, mein Vater, hatte das Schmuckstück bekommen.
    Direkt neben mir bremste ein offener Porsche in zweiter Reihe. Ihm entstieg ein mittelalter Typ mit wallendem Haar nebst Bobtail, auch wallendes Haar. Der Schönling grüßte in die Schlange, weil ihn alle kannten, und schlenderte Richtung Brad & Berkersdorf , Superedelklamottenladen – eine Unterhose kostet mindestens einen Tausi. Die lieben Hundchen dürfen da selbstverständlich mit hinein und aus goldenen Näpfen veredeltes Wasser saufen. So selbstverständlich, wie Porsches in zweiter Reihe parken können, ohne dass sich jemand aufregt.
    Jetzt war die Sonnenbrillenmutti mit Leonhard dran und danach ich.  
    »Also, Leonhard, was für ein Eis möchtest du denn gerne?«
    Das hätten sie eigentlich längst besprechen können, dachte ich und schnalzte ungeduldig mit meinen Flip-Flops.
    »Is will aber ein Hörnsen!«
    »Ja, kriegst du ja, aber was für eine Sorte? Hier Stracciatella? Das ist mit Schokoladensplittern!«
    Das Fräulein hinter der Theke tauchte den Eiskugelmacher ins Wasser.
    »Das Grüne!«
    »Pistazie? Das schmeckt dir nicht. Vielleicht das Rote? Erdbeere?«
    »Pass auf, jetzt machen die alle Eissorten durch!«, flüsterte mir jemand von hinten ins Ohr. 
    Ich drehte mich um und schaute in zwei knallblaue Augen, die von kilometerlangen Wimpern umkränzt waren und wie von selbst lachten. Als sie meinen Blick endlich wieder losließen, versuchte ich, mir möglichst unauffällig einen Eindruck von dem Rest dieses Typen zu verschaffen. Im Gegensatz zu den anderen hatte er ganz normale Klamotten an, Jeans und ein T-Shirt mit einem verwaschenen Aufdruck. Außerdem nahm ich blonde Locken, eher ungekämmt, und alte Schuhe, die er hinten runtergetreten hatte, bei meiner Schnellmusterung wahr. 
    »Leonhard, jetzt musst du dich aber entscheiden! Was ist mit Heidelbeere, guck mal, das Blaue!«
    Die Eisverkäuferin hatte den Portionierer mittlerweile in den Wasserbehälter gestellt und die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Is will das Gelbe!«
    »Aber das ist mit Rosinen!«
    Malaga. Für Papa.
    »Weißt du noch, als die hier mal Salmonellenalarm hatten?«, sagte der Typ hinter mir laut. »Meine Güte, da gab’s ein paar Kinder, die mussten sogar ins Krankenhaus!«
    Er stellte sich neben mich und tat so, als gehörten wir zusammen. Die Sonnenbrillenfrau drehte sich zu uns um, schob sich die Brille ins Haar und musterte uns mit ängstlichem Blick, während die Eisverkäuferin ihre Stirn in Falten legte.
    »Weißt du das noch?« Der Typ stieß mich in die Seite und schüttelte den Kopf vor lauter Empörung.
    Ich nickte und legte der Frau beruhigend eine Hand auf den Arm. »Es waren dann doch keine, aber man hat nie herausgefunden, wo dieser
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