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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult
Autoren: Jason Dark
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Der Irre schrie auf. Mit wilden, abgehackten Bewegungen torkelte er über die Lichtung. So weit es ging, riß er den Kopf in den Nacken. Aus seiner Kehle drangen schaurige Laute, die an das Heulen eines Tieres erinnerten. Von einer Sekunde zur anderen veränderte sich die Haut des Mannes. Sie färbte sich dunkel, als hätte jemand den Kopf in eine Tinktur getaucht.
    Der Kittel platzte auf. Die Hornknöpfe sprangen auf den Boden, wo sie vom hohen Gras verschluckt wurden. Haare begannen zu wachsen. Zuerst nur klein und weich, doch in Sekundenschnelle veränderten sie sich zu festen, biegsamen Borsten.
    Auch das Gesicht machte eine Verwandlung mit. Die Nase trat zurück. Dafür sprang der Mund vor, wurde lang und spitz und veränderte sich zu einer Wolfsschnauze. Gleichzeitig dehnte sich der Körper noch weiter aus. Längst war die Hose aus den Nähten geplatzt. Mit einer wilden Bewegung schleuderte der Wolfsmensch die Schuhe von den Füßen. Seine Hände formten sich zu Pranken. An Stelle der Finger wuchsen lange, gekrümmte Nägel. Die Füße erinnerten an Tatzen. Überall war der Körper jetzt mit dichtem, braunschwarzem Fell bedeckt. Die Verwandlung zum Werwolf war vollendet.
    Jegliches menschliches Fühlen war ausgeschaltet worden. Hier stand ein Tier, das sich nur von seinem tierischen Instinkt leiten ließ.
    Der Werwolf hob den Kopf, richtete die spitze Schnauze gegen den nachtdunklen Himmel. Schaurig hallte sein Heulen durch den Wald. Es war eine Warnung. Eine Warnung für die Menschen, die auf der Opferliste des Werwolfs standen.
    Das Ungeheuer schüttelte seinen zotteligen Körper. Es machte ein paar ungelenke Bewegungen wie ein Baby, das erst richtig laufen lernt.
    Schwerfällig tappte der Werwolf über die Lichtung, erreichte den kleinen Wildwechselpfad und verschmolz mit dem Schatten der hohen Bäume.
    Die Bestie war unterwegs. Nichts konnte sie jetzt noch aufhalten.
    Mit jedem Schritt wurden die Bewegungen flüssiger, die Geschwindigkeit schneller.
    In unregelmäßigen Abständen stieß das Ungeheuer wieder das schaurige Heulen aus. Die Pranken wischten durch die Luft, knickten Zweige und kleinere im Weg befindliche Äste mit wütenden Hieben weg. Schon jetzt konnte man ahnen, welch eine Kraft in diesem Untier steckte.
    Die Tiere des Waldes flohen. Nicht einmal Vogel wagten sich in die Nähe des Werwolfs. Angst regierte. Eine Angst, die auch bald die Menschen überfallen sollte.
    Der Wald lichtete sich und hörte schließlich ganz auf. Felder und Wiesen breiteten sich vor den gelben, tückisch funkelnden Augen des Werwolfs aus.
    Parallel zum Waldrand verlief eine schmale Straße, mehr ein Weg. Er führte zum Dorf und war mit Schlaglöchern und ausgefahrenen Reifenrillen übersät. Ein Wagen mußte eine gute Federung haben, um die Strecke hinter sich bringen zu können. Der Werwolf wandte sich nach rechts, von einem unerklärlichen Instinkt geleitet. Yard für Yard legte er zurück. Immer näher kam er seinen ahnungslosen Opfern.
    Bald fiel der Weg etwas ab, endete in einer großen Mulde, in der das Dorf lag. Der Werwolf blieb stehen.
    Wie Scherenschnitte hoben sich die Häuser gegen das gelbweiße Mondlicht ab. Deutlich sah man den spitzen Kirchturm, der alle Gebäude überragte. Der Werwolf öffnete seine Schnauze. Ein wildes, schauriges Heulen hallte weit über das Land. Es schien hinauf in den Himmel zu treiben, um in der Unendlichkeit zu verklingen. Die Bestie kündigte ihr Kommen an…
    ***
    Max Doyle zuckte zusammen, als er das Heulen hörte. Blitzschnell schlug er einige Kreuzzeichen. Seine Lippen bewegten sich, murmelten Gebete.
    Doyle trat an das Fenster und schob die Gardine ein Stick zur Seite.
    Menschenleer war die Dorfstraße vor ihm. Nirgendwo brannte Licht.
    Auch er stand im Dunkeln, und deshalb erschien ihm die Nacht doppelt so finster. Gespenstisch bleich leuchtete der Vollmond. Max Doyle wischte sich über die Augen. Er bemerkte, daß sein Gesicht schweißnaß war. Es war Angstschweiß, Doyle wandte sich ab. Schwer stützte er sich gegen die Wand. Seine rechte Hand fuhr unter die Jacke, berührte das geweihte Holzkreuz, das er in der Innentasche stecken hatte. Dieses Kreuz würde ihm die Kraft geben, seine Aufgabe zu meistern. Und einer mußte es tun. Es ging nicht mehr so weiter. Seit Monaten terrorisierten die Werwölfe das gesamte Dorf. Acht Menschen waren ihnen schon zum Opfer gefallen. Man hatte ihre Leichen gefunden. Bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
    Und niemand wollte an die
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