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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht
Autoren: Patricia Cornwell
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soweit Sie informiert sind, gab es in diesen Fällen keine Fingerabdrücke?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Oder vielleicht DNS-Material aus Hautzellen, an den Stellen, wo der Täter die Brieftaschen angefasst hat?«
    »Ich habe keine Ahnung, was die Polizei von Baton Rouge rausgefunden hat, denn die machen den Mund einfach nicht auf. Aber die Jungs von meiner Dienststelle haben alles untersucht, was sie in die Finger kriegen konnten, einschließlich Ivy Fords Brieftasche. Wir haben ihren genetischen Fingerabdruck - und außerdem noch einen, der nicht in der CODIS- Datenbank des FBI in Louisiana verzeichnet ist, die, wie Sie sicher wissen, gerade erst aufgebaut wird. Man ist mit der Eingabe der Proben dort so im Rückstand, dass man es gleich vergessen kann.«
    »Aber Sie haben den genetischen Fingerabdruck eines Unbekannten«, hakt Scarpetta neugierig nach. »Obwohl wir davon ausgehen müssen, dass der genauso gut von irgendjemandem stammen kann. Was ist mit ihren Kindern und ihrem Mann?«
    »Die DNS ist nicht von ihnen.«
    Scarpetta nickt. »Dann muss man sich die Frage stellen, wer sonst noch einen guten Grund gehabt haben könnte, Ivy Fords Brieftasche zu berühren. Wer, außer dem Mörder.«
    »Darüber grüble ich vierundzwanzig Stunden am Tag nach.«
    »Und der jüngste Fall? Glenda Marler?«
    »Das Beweismaterial liegt in den Labors der Staatspolizei. Bis die Testergebnisse da sind, wird es eine Weile dauern, obwohl wir ihnen Dampf gemacht haben.«
    »Wurde das Wageninnere mit einem Luma-Light untersucht?«
    »Ja. Nichts, nichts und noch mal nichts«, stöhnt Nic entnervt. »Keine Tatorte, keine Leichen, es ist wie ein böser Traum. Wenn wenigstens eine einzige Leiche auftauchen würde. Unser Leichenbeschauer ist spitze. Haben Sie schon von ihm gehört? Dr. Sam Lanier.«
    Scarpetta kennt ihn nicht.

8
    Vom Büro des Leichenbeschauers für den Bezirk Baton Rouge Ost blickt man auf ein langes, gerades Stück des Mississippi und das ehemalige Capitol des Bundesstaates im Art-deco- Stil, wo der gerissene, furchtlose und despotische Senator Huey Long einem Attentat zum Opfer fiel.
    Dr. Sam Lanier steht am Fenster seines Büros im vierten Stock des Regierungsgebäudes und lässt den Blick über das trübe, träge Wasser zu einem Casinoschiff und vorbei am Kriegsschiff USS Kidd zur Old Mississippi Bridge in der Ferne schweifen. Er ist ein drahtiger Mann Anfang sechzig, dessen dichter grauer Haarschopf von allein zu einem ordentlichen rechten Seitenscheitel fällt. Anders als die meisten Männer in seiner Position meidet er Anzüge, wenn er nicht gerade zu Ge- rieht oder zu einer der politischen Veranstaltungen muss, vor denen er sich beim besten Willen nicht drücken kann.
    Obwohl er selbst ein politisches Amt bekleidet, verachtet er die Politik und mehr oder weniger alle, die darin mitmischen. Von Natur aus ein Rebell, trägt Dr. Lanier tagein, tagaus dasselbe, sogar wenn er einen Termin mit dem Bürgermeister hat: bequeme Schuhe, eine dunkle Hose und ein Polohemd, auf dem das Emblem des Leichenbeschauers von Baton Rouge Ost eingestickt ist.
    Da er ein bedächtiger Mann ist, überlegt er gerade, wie er mit dem seltsamen Schreiben umgehen soll, das er gestern Vormittag erhalten hat, einem Brief, der durch die Frankiermaschine der National Academy of Justice gelaufen ist. Dr. Lanier ist schon seit Jahren Mitglied bei dieser Organisation. Der große weiße Umschlag mit dem Aufdruck NAJ war zugeklebt und wirkte nicht, als hätte sich jemand daran zu schaffen gemacht. Doch als Dr. Lanier ihn öffnete, stieß er auf einen weiteren, ebenfalls zugeklebten Umschlag. Dieser war in handgeschriebenen Blockbuchstaben an ihn adressiert und trug als Absender die Justizvollzugsbehörden von Texas, Strafanstalt Polunksy. Eine Recherche im Internet ergab, dass es sich bei der Strafanstalt Polunsky um eine Einrichtung für zum Tod verurteilte Verbrecher handelt. In dem Brief, der ebenfalls mit der Hand und in Druckschrift abgefasst ist, steht Folgendes:
    Ich grüße Sie, Monsieur Lanier , b estimmt erinnern Sie sich an Madame Charlotte Dard, deren verfrühter und bedauerlicher Tod am 14. September 1 995 eintrat. Sie selbst haben die Autopsie ihrer Leiche beaufsichtigt, und ich beneide Sie um diese erregende Erfahrung, da ich noch nie persönlich einer Obduktion beiwohnen durfte. Da man mich bald hinrichten wird, möchte ich mir einige Geheimnisse von der Seele schreiben.
    Madame Dard wurde auf sehr schlaue Weise
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