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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht
Autoren: Patricia Cornwell
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ermordet.
    Mais non! Nicht von mir.
    Eine verdächtige Person - wie man mutmaßliche Täter heutzutage albernerweise nennt - ist kurz nach Madame Dards Tod nach Palm Desert geflohen. Den Aufenthaltsort sowie die Identität dieser Person müssen Sie schon selbst herausfinden. Deshalb möchte ich Sie eindringlich auffordern, sich Hilfe zu suchen. Darf ich Ihnen den außerordentlich fähigen Detective Pete Marino empfehlen? Er kennt mich noch gut aus meinen glücklichen Tagen in Richmond. Gewiss haben Sie schon vom großen Marino gehört.
    Ihr Familienname, mon cher monsieur, weist auf französische Vorfahren hin. Vielleicht sind wir ja verwandt.
    A bientot,
    Jean-Baptiste Chandonne
    Dr. Lanier weiß, wer Jean-Baptiste Chandonne ist. Pete Marino kennt er hingegen nicht, doch es ist kein Problem, dem abzuhelfen, indem er ein paar Suchmaschinen losschickt, die so lange den Cyberspace durchforsten, bis sie ihn gefunden haben. Es stimmt: Marino leitete die Ermittlungen, als Chandonne in Richmond Frauen ermordete. Was Dr. Lanier jedoch noch neugieriger macht, ist, dass Marino hauptsächlich für seine enge Zusammenarbeit mit der hervorragenden forensischen Pathologin Dr. Kay Scarpetta bekannt ist. Dr. Lanier, der schon immer Hochachtung vor dieser Kollegin hatte, war nicht wenig beeindruckt, als er bei einem Regionalkongress von Leichenbeschauern einen Vortrag von ihr hörte. Die meisten forensischen Pathologen, insbesondere solche in Scarpettas Position, blicken auf Leichenbeschauer hinab und halten sie für Bestattungsunternehmer von Wählers Gnaden.
    Vor ein paar Jahren hat das Schicksal seinen riesigen Fuß ausgestreckt und Dr. Scarpetta ein Bein gestellt, eine Krise, aus der sie schwer angeschlagen hervorgegangen ist. Deshalb hat sie Dr. Laniers Mitgefühl. Denn schließlich vergeht kein Tag, an dem das Schicksal nicht auch auf der Suche nach ihm durch die Landschaft stapft.
    Nun scheint ein berüchtigter Serienmörder zu glauben, dass Dr. Lanier die Hilfe von Scarpettas Kollegen Marino nötig hat. Vielleicht ist das ja wirklich so. Möglicherweise aber handelt es sich auch nur um einen schlechten Scherz. Da in knapp sechs Monaten Wahlen bevorstehen, begegnet Dr. Lanier jeglicher Abweichung vom Alltagsgeschäft mit Argwohn, und ein Brief von Jean-Baptiste Chandonne versetzt ihn in Alarmbereitschaft. Allerdings kann er das Schreiben aus einem ganz simplen Grund nicht einfach in den Papierkorb werfen: Falls es tatsächlich aus der Feder von Jean-Baptiste Chandonne stammt, ist der Mann im Besitz von Informationen über den Tod von Charlotte Dard. Ihr Fall wurde von der Öffentlichkeit bald vergessen und außerhalb von Baton Rouge in den Nachrichten ohnehin kaum erwähnt. Die Todesursache konnte man nie abschließend feststellen. Dr. Lanier hat schon immer die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich um einen Mord handelte.
    Seiner Ansicht nach erkennt man eine Mokassinschlange am besten, indem man sie mit einem Stock anstupst. Ist das Innere ihres Mauls weiß, schlägt man ihr den Kopf ab. Wenn nicht, hat man nur eine harmlose Wasserschlange vor sich.
    Also beschließt Dr. Lanier, ein wenig in der Wahrheit herumzustochern und zu schauen, worauf er dabei stößt. Er setzt sich an seinen Schreibtisch, greift zum Telefon und stellt fest, dass Marino es nicht für nötig hält, sich abzuschotten. Offenbar ist er Anhänger der Philosophie, die Dr. Lanier als »Schauen wir mal, was kommt« beschreiben würde. Er stellt sich Marino als einen Typen vor, der bestimmt eine Harley Fat Boy fährt, wahrscheinlich ohne Helm. Die Ansage auf dem Anrufbeantworter des Polizisten lautet - anders als bei den meisten höflichen Menschen im Geschäftsleben - nicht, dass er nicht an den Apparat kommen kann, weil er nicht da ist oder auf deranderen Leitung spricht. Stattdessen knurrt die barsche Männerstimme vom Band nur: »Rufen Sie mich nicht zu Hause an«, und nennt danach eine andere Nummer, unter der man es versuchen kann.
    Dr. Lanier wählt die angegebene Nummer. Die Stimme am Telefon klingt wie die auf dem Band.
    »Spreche ich mit Detective Marino?«
    »Wer will das wissen?«
    Er ist aus New Jersey und traut niemandem; sicher hat er auch nicht viele Freunde.
    Dr. Lanier stellt sich vor und passt genau auf, was er sagt. In Sachen Vertrauen und Freundschaften ist er Marino nämlich durchaus ebenbürtig.
    »Wir hatten hier vor etwa acht Jahren einen Todesfall. Haben Sie von einer Frau namens Charlotte Dard gehört?«
    »Nein.«
    Dr.
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