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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht
Autoren: Patricia Cornwell
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Beteiligten, die ihre schmutzigen Geschäfte am Hafen und am Mississippi abwickelten, die Klinke in die Hand gaben. Rocco. Weldon Winn. Talley. Sogar Jean-Baptiste.«
    »Bist du ihm begegnet?«
    »Viele Male«, antwortet Benton. »Hier in diesem Haus. Er fand mich amüsant, weil ich viel netter zu ihm war als die anderen. Ein Kommen und Gehen, alle waren sie hier. Die Guidon fungierte gewissermaßen als Gastgeberin. Und sie war keinen Deut besser als die anderen.«
    »War?«
    Benton zögert. »Ich habe vorhin beobachtet, wie Winn im Weinkeller verschwand. Dass die anderen sich auch dort aufhielten, wusste ich nicht. Allerdings vermutete ich, dass Jean- Baptiste sich dort versteckte. Aber es waren die Guidon und Talley. Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Du hast sie getötet.«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, wiederholt Benton.
    Scarpetta nickt.
    »Vor sechs Jahren habe ich mit einem anderen Agenten zusammengearbeitet. Er hieß Minor. Riley Minor. Angeblich stammte er aus dieser Gegend. Er hat einen Fehler gemacht, ich weiß nicht genau, welchen. Jedenfalls haben sie ihr Programm mit ihm durchgezogen.« Benton weist mit dem Kopf in Richtung Weinkeller. »Ihre Folterkammer, wo sie jeden zum Reden bringen. In die Wände sind noch die alten Eisenringe aus der Zeit der Sklaverei eingelassen. Talley hatte eine Schwäche für Heißluftpistolen und andere Methoden, mit denen man an Informationen herankommt. Und zwar schnell. Als ich sah, wie sie Minor in den Keller schleppten, wusste ich, dass unsere Operation gescheitert war, und habe mich rasch aus dem Staub gemacht.«
    »Du hast nicht versucht, ihm zu helfen?«
    »Das war unmöglich.«
    Sie schweigt.
    »Wenn ich nicht gestorben wäre, hätte ich wirklich dran glauben müssen, Kay. Wenn ich nicht gestorben wäre, hätte ich dich, Lucy und Marino nie wieder gesehen. Denn dann hätten sie euch ebenfalls umgebracht.«
    »Du bist ein Feigling«, seufzt sie, zu erschöpft, um etwas zu fühlen.
    »Ich kann verstehen, dass du mich für das Leid hasst, das ich dir zugefügt habe.«
    »Du hättest mir die Wahrheit sagen können! Dann hätte ich nicht gelitten.«
    Er betrachtet sie lange und erinnert sich an ihr Gesicht von damals. Sie hat sich kaum verändert. Eigentlich ist fast alles an ihr gleich geblieben.
    »Was hättest du getan, Kay, wenn ich dir verraten hätte, dass ich meinen Tod vortäuschen muss und dass wir uns nie wieder sehen dürfen?«
    Darauf hat sie, anders, als sie gedacht hat, keine Antwort. Die Wahrheit ist, dass sie ihm nie erlaubt hätte, einfach zu verschwinden, und das weiß er genau. »Ich hätte das Risiko auf mich genommen.« Die Trauer schnürt ihr wieder die Kehle zu. »Deinetwegen.«
    »Dann begreifst du sicher auch mein Verhalten. Und wenn es ein Trost für dich ist: Ich habe auch gelitten. Kein Tag ist vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe.«
    Sie schließt die Augen und versucht, gleichmäßig zu atmen.
    »Irgendwann konnte ich es nicht mehr aushalten. Am Anfang war ich so niedergeschlagen und gottverdammt wütend. Dann habe ich begonnen, Berechnungen anzustellen. Es war wie beim Schach ...«
    »Ein Spiel?«
    »Kein Spiel. Ich meinte es todernst. Einen nach dem anderen habe ich die Personen beseitigt, die eine Bedrohung darstellten. Ich wusste, dass ich nie wieder würde untertauchen können, wenn ich meine Tarnung erst einmal aufgegeben hätte. Denn wenn ich versagt hätte, wäre ich erkannt worden oder schlicht und ergreifend ums Leben gekommen.«
    »Ich war noch nie Anhängerin der Selbstjustiz.«
    »Darüber kannst du dich mit deinem Freund Senator Lord unterhalten. Die Chandonnes unterstützen mit gewaltigen Summen den Terrorismus, Kay.«
    Sie steht auf. »Das ist alles zu viel für einen Tag. Einfach zu viel.« Als ihr plötzlich Albert einfällt, blickt sie hoch. »Ist der kleine misshandelte Junge wirklich Charlotte Dards Sohn?«
    »Ja.«
    »Bitte sag jetzt nicht, du seist sein Vater.«
    »Jay Talley ist es. War es. Albert weiß nichts davon. Man hat ihm sein Leben lang das Märchen von einem berühmten, aber viel beschäftigten Vater aufgetischt, den er nie kennen gelernt hat. Eine Kinderphantasie. Er glaubt immer noch, dass er irgendwo einen allmächtigen Vater hat. Talley hatte eine kurze Affäre mit Charlotte. Eines Abends, als ich hier war, fand eine Gartenparty statt. Charlotte hatte eine Bekannte eingeladen, eine Antiquitätenhändlerin ...«
    »Ich weiß«, sagt Scarpetta. »Wenigstens diese Frage hat sich mir
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