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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin
Autoren: Petra Durst-Benning
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Statt ihn zu erschöpfen, hatte seine Trainingsfahrt ihn erst richtig in Fahrt gebracht.
    »Ich bin wieder da, chérie ! Hast du mich vermisst?«, rief er und drückte erwartungsvoll die Türklinke nach unten. Isabelle saß auf der Bettkante, ihre Miene sah nicht gerade entspannt aus. Schon wieder eine ihrer Launen …
    Er ging zu ihr, wollte ihr einen Kuss geben, doch sie wehrte ihn ab.
    »Wie kannst du mir das antun?«, schrie sie ihn an. »Ich hocke hier herum und langweile mich, und du machst dir einen schönen Tag!«
    Du lieber Himmel, man konnte glauben, er wäre für Wochen oder Monate verschwunden gewesen! Leon vermochte sich ein Grinsen ob ihres dramatischen Auftritts nur schwer zu verkneifen. Seine liebe Frau verstand es wirklich, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen.
    »Warum bist du nicht unten? Mutter hat Maroni im Ofen, es duftet köstlich im ganzen Haus«, sagte er munter, während er seine schlammverspritzten Hosen auszog und auf den Boden warf. Es war am besten, Isabelles Launen zu ignorieren, das hatte er in den letzten Monaten herausgefunden. »Jetzt bin ich ja wieder da …« Er setzte sich in seinen Unterhosen neben sie aufs Bett und küsste ihren Nacken. Wie gut sie roch. Nach Pfirsichen und Vanille. Leon spürte, wie seine Erregung stieg, wie immer, wenn er nur in Isabelles Nähe kam. Der Duft ihrer makellosen Haut, die roten Locken, die ungebändigt über ihren Rücken hinabfielen – wehe, sie hätte die Pracht zu einem schnöden Zopf zusammengebunden! Mit dem Mittelfinger fuhr er langsam ihren Rücken hin­ab.
    » Chérie , es tut mir leid, zu gern würde ich meine Sünden wiedergutmachen …«
    Doch statt auf sein Liebeswerben einzugehen, rückte Isabelle von ihm ab. »Leon, wirklich, es geht nicht an, dass du Tag für Tag stundenlang Rad fährst, während mir hier die Decke auf den Kopf fällt. Du könntest dich ruhig ein wenig mehr um mich kümmern.« Ihr Tonfall war ungewohnt weinerlich.
    »Sollen wir uns etwa zu zweit langweilen?«, entgegnete Leon. »Dass der Winter hier auf dem Land eine öde Zeit ist, liegt doch auf der Hand. Aber in zwei, drei Monaten hält der Frühling Einzug ins Land, und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus …«
    »Auf den Frühling zu warten ist nun wirklich das Letzte, wonach mir der Sinn steht. Vielmehr dürstet es mich nach ein bisschen Abwechslung und Stadtluft, sonst gehe ich bald ein wie eine Primel, die kein Wasser bekommt«, sagte sie wütend. »Und dann ist da auch noch dieser blöde Brief gekommen, wegen dem ich mir schon den Kopf zerbrochen habe.« Ausführlich schilderte sie ihm ihre schlimmen Vermutungen bezüglich des Briefinhalts.
    Leon runzelte die Stirn. »Das sind bestimmt nur die Einladungen für die Rennen in Kaiserslautern und Worms. Oder ein Zeitungsbericht über das Silvesterrennen in Mainz, immerhin habe ich gewonnen!«, sagte er stolz.
    Isabelle schnaubte. »Hast du außer deinen Rennen eigentlich gar nichts mehr im Kopf? Wie wäre es, wenn du einfach die Freundlichkeit hättest, den Brief zu holen, dann wissen wir beide Bescheid.«
    »Von einem Notar aus Pirmasens, seltsam«, murmelte Leon vor sich hin, als er kurze Zeit später wieder neben Isabelle auf dem Ehebett saß. Vorsichtig ritzte er den Umschlag auf, um den innenliegenden Briefbogen nicht zu zerstören.
    »Ich soll dort erscheinen, in zwei Tagen schon!« Er schaute grinsend auf. »Siehst du, dein Wunsch nach ein bisschen Stadtluft ist mir Befehl.«
    »Ein Notartermin? Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten?« Aufgeregt linste Isabelle ihm über die Schulter.
    Leon schaute stirnrunzelnd auf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung …«
    Einer ihrer Nachbarn bot sich an, Leon und Isabelle mit seinem Landauer in die Stadt zu fahren. In ihr bestes Kleid und ihren wärmsten Mantel gehüllt, beäugte Isabelle misstrauisch das altersschwache Gefährt. Sonne, Regen und andere Wettereinflüsse hatten das Holz der Kutsche vermodern lassen. Tiefe Risse zogen sich von der Achse vorn bis nach hinten. Und damit sollten sie bis Pirmasens kommen?
    So gebrechlich die Kutsche war, so jugendlich-spritzig waren die zwei Gäule, die der Bauer vorspannte. Bei jedem noch so leisen Ästerascheln machten die beiden unerfahrenen Dreijährigen einen erschrockenen Satz nach vorn. Der Landauer ächzte dabei jedes Mal so sehr, dass Isabelle einen Achsenbruch oder Schlimmeres befürchtete. Fluchend und nicht sehr einfühlsam versuchte der Fahrer, das Gespann zu beruhigen. Isabelles
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