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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin
Autoren: Petra Durst-Benning
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meinem achtzehnten Geburtstag hat Vater Champagner ausschenken lassen. Ich glaube, es war Moët, der Korken ist bis an die Decke gesprungen. Ich erinnere mich noch genau an mein Erstaunen, als die kleinen Bläschen so prickelnd auf der Zunge zerplatzten.« Isabelle lächelte entrückt. Champagner – wie viel Verheißung allein in diesem Wort lag! Ihr Blick fiel unwillkürlich auf das Glas mit dem dünnen Schwarztee, das vor ihr stand. Auf der Oberfläche hatte sich ein unansehnlicher Film gebildet. Verführerisch lächelte sie ihren Mann an. »Eigentlich sollten wir uns zur Feier des Tages auch ein Glas leisten! Lädst du mich ein?«
    »Champagner mitten am Tag? Bestell dir lieber ein Stück Kuchen«, erwiderte Leon. »Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass Moët - Champagner ausgerechnet in Hautvillers hergestellt wird?«
    »Doch nicht etwa auf dem Weingut deines Onkels?« Isabelles Mund wurde vor Aufregung trocken. Vielleicht durfte sie sich doch einen Traum erlauben …?
    Aber Leon schüttelte den Kopf. »Das nicht, aber besagte Kellerei liegt nur eine Straßenecke weiter. In Hautvillers sind viele Champagnerwinzer ansässig. Das Dorf ist übrigens sehr hübsch. Als Radrennfahrer achte ich zwar nicht sonderlich auf landschaftliche oder städtebauliche Schönheiten, sondern eher auf die Straßen, aber die sogenannte Montagne de Reims , also das Reimser Umland, hat mich doch sehr beeindruckt. Mir kam es so vor, als führe ich durch ein grüngoldenes Meer aus Weinreben –«
    »Leon, bitte, hör auf! Du bist ein wunderbarer Erzähler, und ich könnte dir stundenlang zuhören«, unterbrach Isabelle ihn lachend. »Aber mir ist es ehrlich gesagt lieber, ich fahre unserem neuen Zuhause entgegen, ohne durch Bilder im Kopf voreingenommen zu sein.« Denn das war schon einmal schiefgegangen …
    Sie schnappte ihre Handtasche und signalisierte der Bedienung, dass sie zahlen wollten. »Von mir aus können wir lieber heute als morgen aufbrechen. Ich –« Sie brach ab und schaute ihren Mann stirnrunzelnd an, als ihr ein beängstigender Gedanke kam. »Du hast doch hoffentlich vor, das Weingut fortan selbst zu führen?«

3. Kapitel
    » Jacques Feininger – da kommt mir glatt die Galle hoch! War der gute alte Name Jakob, den unsere Eltern ihm gegeben haben, nicht mehr gut genug für ihn?« Messer und Gabel wie zwei Waffen hochhaltend, beugte sich Oskar Feininger über den Abendbrottisch. »Und dazu die französische Staatsbürgerschaft! Musste er sich den Franzmännern so anbiedern? Aber natürlich, der Herr war ja ein feiner Champagnerwinzer, dem unser Pfälzer Tropfen schon lange nicht mehr gut genug war.«
    Den Mund verziehend, wich Isabelle zurück. Wenn ihr Schwiegervater sich weiter so ereiferte, würde ihm bald Schaum vor dem Mund stehen. Sie fand es schrecklich, wie abfällig er sich über seinen Bruder äußerte.
    Albert hingegen schaute wie immer drein, als ginge ihn das alles nichts an. Und auch Anni Feininger schwieg. Statt wie sonst herzhaft dem Essen zuzusprechen, zerpflückte sie ihre Scheibe Brot in kleine Brösel. Als Leon ihr nach der Rückkehr aus Pirmasens vom Tod seines Onkels erzählt hatte, hatte sie sich erschrocken an die Brust gefasst und war aus dem Zimmer gerannt. Isabelle hätte schwören können, dass sie verheulte Augen gehabt hatte, als sie wieder zurückkam. Wortlos hatte sie das Abendbrot zubereitet und dabei versehentlich statt Schmalz Honig auf den Tisch gestellt.
    »Freut ihr euch denn gar nicht für Leon? Ein solches Erbe antreten zu dürfen ist doch eine feine Sache. Und eine große Ehre zugleich«, sagte Isabelle, als ihr Schwiegervater einen Schluck Wein trank.
    »Eine große Ehre! Du weißt ja nicht, was du daherredest«, spuckte Oskar Feininger aus. »Nichts als Ärger und Unruhe hat der Kerl unserer Familie gebracht. Selbst jetzt, aus dem Grab heraus, versteht er es noch, Streit und Hader in die Familie zu bringen.«
    »Jetzt ist’s genug! Wenn hier jemand Hader in die Familie bringt, dann bist du es«, sagte Anni so laut und unvermittelt, dass alle am Tisch zusammenzuckten. »Wie kann jemand so nachtragend sein. Manchmal frage ich mich wirklich …«
    »Was? Was fragst du dich?«, herrschte ihr Mann sie an.
    Gespannt verfolgte Isabelle den Wortwechsel zwischen ihren Schwiegereltern, doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Statt ihrem Mann zu antworten, wandte Anni Feininger sich an ihren Sohn. »Ich nehme an, ihr wollt das Weingut baldmöglichst einmal
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