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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel
Autoren: Jack McDevitt
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Prolog
     
     
    16. Dezember 2185
    Cherry Hill, New Jersey.
     
    Der Ruf ging, wie es stets der Fall zu sein schien, mitten in der Nacht ein. »Jason?« Lucys Stimme am anderen Ende. Angespannt. Aufgeregt. Aber sie gab sich Mühe, professionell zu klingen. Emotionslos.
    Jason Hutchins erster Gedanke war, Lucys Mutter habe wohl einen weiteren Zusammenbruch erlitten. Die Frau neigte offenbar zu Nervenzusammenbrüchen, und die Familie wandte sich in einem solchen Fall stets an Lucy. Teresa, die das Klingeln geweckt hatte, hob protestierend die Hand, ehe sie sich ein Kissen über den Kopf zog. »Ja, Lucy. Was gibt es für ein Problem?«
    »Wir haben einen Treffer.«
    Schlagartig war er wach.
    Dergleichen war schon früher passiert. Regelmäßig erhielten sie ein Signal, das Alarm auslöste. Normalerweise verschwand es binnen Minuten und wurde nie wieder aufgefangen. Gelegentlich handelte es sich auch um eine von Menschen versendete Transmission, die im All umhergeisterte. Nie in den zweieinhalb Jahrhunderten ihrer Suche hatten sie einen echten Treffer verzeichnen können. Eine nachweisbar künstliche Transmission, die man hätte bestätigen können. Nicht ein einziges Mal. Dieses Mal würde es nicht anders sein. Und Jason wusste das, als er sich aus dem Bett quälte und Teresa versicherte, nein, nein, es gebe kein Problem, sicherlich sei er in etwa einer Stunde wieder zurück. Er war sich eigentlich ganz sicher.
    In Zeiten wie diesen war er bereit zuzugeben, dass SETI im Grunde nichts anderes als eine religiöse Übung war, dass es einen kräftigen Vertrauensvorschuss brauchte, ehe man sich Tag für Tag vor Monitore setzen und so tun konnte, als könne wirklich irgendetwas geschehen. Er fragte sich ernsthaft, warum er keine Laufbahn eingeschlagen hatte, die wenigstens eine geringe Aussicht auf einen gelegentlichen Durchbruch geboten hätte. Ganze Generationen wahrhaft Gläubiger hatten die Radioteleskope beaufsichtigt, einige im Orbit, einige auf der Rückseite des Mondes, ein paar auf Bergkuppen, und sie alle hatten auf die Transmission gewartet, die nie eingetroffen war. Sie alle scherzten darüber. Warten auf Godot. Ich weiß, wenn es soweit ist, bin ich gerade zum Mittagessen.
    »Ich mache das eigentlich nur des Geldes wegen«, pflegte Jason zu sagen, wenn er nach seiner Arbeit gefragt wurde.
     
    Seit den Anfangstagen des Projekts hatte sich vieles verändert. Die Technik hatte natürlich exponentiell Fortschritte gemacht. Jetzt gab es Raumschiffe. Es war möglich, hinauszuziehen und sich die Welten, die Alpha Centauri und 36 Ophiuchi und andere einigermaßen nahe gelegene Sterne umkreisten, wirklich anzusehen. Man wusste inzwischen, dass auch anderswo Leben existierte, man wusste sogar, das sich an manchen Orten intelligentes Leben entwickelt hatte. Aber es war nur eine technisierte Welt erhalten geblieben, und das war ein eher unzivilisiert zu nennender Ort, dessen Nationalstaaten sich konstant miteinander im Kriegszustand befanden. Die Bewohner dieser Welt waren zu sehr damit beschäftigt, ihre natürlichen Ressourcen zu erschöpfen und einander in großem Maßstab gegenseitig umzubringen, um sich über das Stadium des frühen zwanzigsten Jahrhunderts auf Erden hinauszuentwickeln.
    Also, ja, es gab noch andere Orte. Zumindest gab es noch einen anderen Ort. Und man wusste, dass es noch mehr gegeben hatte. Aber die Zivilisationen an diesen Orten waren untergegangen, ihre Spuren hatten sich in der Zeit verloren. Aber es gab Anhaltspunkte, die darauf hindeuteten, dass für eine Gesellschaft, hatte sie erst einmal eine industrielle Phase erreicht, ein Countdown beginne und ihr nur noch wenige weitere Jahrhunderte blieben.
    Aber vielleicht stimmte das nicht. Vielleicht gab es irgendwo dort draußen die Art von Welt, von der man in Romanen lesen konnte. Einen Ort, dessen Bewohner stabile Umweltbedingungen geschaffen, ihre niedersten Instinkte besiegt und aufgebaut hatten, was wahrhaft Zivilisation genannt werden durfte.
    Jason lächelte resigniert, als er das Haus verließ. Es war eine klare, mondlose Nacht. Der Himmel war heller, die Luftverschmutzung geringer als während seiner Kindheit. Die Menschheit war im Begriff, den Kampf zu gewinnen, endlich. Und auch wenn es immer noch lokal begrenzte, bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen diesem und jenem Kriegsherrn gab, hatten sie doch die Ära der großen Kriege und des ausufernden Terrorismus erfolgreich hinter sich gelassen.
    Mit der Raumfahrt sah die Zukunft
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