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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel
Autoren: Jack McDevitt
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waren mit großen, ovalen Augen ausgestattet. Außerdem wuchsen Fledermausohren und Fühler aus ihren Schädeln. Keine Hinweise auf ein olfaktorisches Sinnessystem. Kein Hinweis auf Mimik oder auch nur auf ein Gesicht, das zu mimischem Ausdruck fähig gewesen wäre. »Sind die Züge beweglich?«, fragte er Tommy. Es war eine seltsame Frage, aber er konnte nicht anders.
    »Information nicht verfügbar, Jason.«
    »Wie groß sind sie?«
    »Unmöglich festzustellen. Wir haben kein gemeinsames Maßsystem.«
    Das weckte Lucys Interesse an Jasons Fragen an die KI. »Soll das heißen, sie könnten nur einen Zoll groß sein?«
    »Das ist möglich.«
    Jason stützte den Kopf auf die Hände und starrte das Bild an. »Nach der relativen Größe ihrer Augen zu urteilen, sieht es so aus, als würden sie in einer dunkleren Umgebung leben als wir.«
    »Nicht zwangsläufig«, widersprach Tommy. »Je kleiner eine Kreatur ist, desto größer sollten ihre Augen relativ zum Körper sein. Sie müssen groß genug sein, ein Minimum an Licht einzufangen.«
    Und da war noch mehr. Details über ihre Heimatwelt: weite Seen, ausgedehnte Gebiete undurchdringlichen Pflanzenbewuchs, die schließlich mit dem Begriff Dschungel übersetzt wurden.
    Und schimmernde Städte. Sie schienen sich entweder an Küsten oder an Flussufern zu konzentrieren.
    »Die Transmission enthält noch immer große Abschnitte, die ich nicht verständlich übersetzen kann«, sagte Tommy. »Einige Aspekte des Aufbaus der Botschaft deuten darauf hin, dass es sich um Klangmuster handeln könnte. Ansprachen, möglicherweise.«
    »Oder Musik«, meinte Lucy.
    »Das ist möglich.«
    »Übersetz genau das«, fuhr sie fort, »und du könntest wirklich ein Wahnsinnskonzert in deiner Datenbank haben!«
    Beschreibungen der Architektur. Jason konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, die Außerirdischen wären ziemlich geschickte Architekten.
    Berichte über kurz geschorene Felder. Zweck unbekannt. Möglicherweise eine auf Pflanzen basierende Kunstform.
    »Sie haben ein Gespür für Poesie«, meinte Lucy.
    »Glaubst du wirklich? Nur weil sie gern Gebäude entwerfen und Pflanzen züchten?«
    »Auch darum.«
    »Warum sonst noch?«
    »Vor allem, weil sie eine Flasche hinaus in die Dunkelheit geworfen haben.«
     
    Jason rief zu Hause an, um Teresa von den Neuigkeiten zu erzählen. Sie gratulierte ihm und schwärmte, was für eine wunderbare Nacht dies sei, doch ihr Enthusiasmus klang ein wenig falsch. Sie konnte die Bedeutung dieses Ereignisses nicht wirklich erfassen. Sie war glücklich, weil er glücklich war. Nun, das war in Ordnung. Er hatte sie nicht wegen ihres Verstandes geheiratet. Sie besaß ein charmantes Wesen, bemühte sich, ihm eine gute Ehefrau zu sein, mehr konnte er wohl kaum verlangen.
    Kurz vor Anbruch der Dämmerung hörten die Übertragungen auf. Es war vorbei.
    Bis dahin waren bereits allerlei Leute aufgetaucht. Sein eigener Stab dienstfreier Mitarbeiter. Die Leute, die jahrelang getan hatten, als würde das Drake Center gar nicht existieren: Barkley und Lansing von der Yale, Evans von der Holloway, Peterson und Chokai vom Lowell, DiPietro aus LaSalle. Noch am Vormittag traf auch die Presse ein, gefolgt von einer Horde Politiker. Jeder wollte plötzlich mitfeiern.
    Jason öffnete den Champagner, der, bildlich gesprochen, zweieinhalb Jahrhunderte auf Eis gelegen hatte, und bestellte weiteren aus dem Quality Liquor Store in der Plaza Mall. Er hielt aus dem Stegreif eine Pressekonferenz ab. Einer der Medientypen bedachte die Kreaturen mit dem Namen Sigmas, und daraus wurde schließlich die offizielle Bezeichnung.
    Nachdem Teresa Prissy in die Schule gebracht hatte, tauchte sie ebenfalls im Drake auf, zusammen mit ihrer Cousine Alice. Sie war sichtlich erfreut über die Aufmerksamkeit, die ihrem Ehemann zuteil wurde, und sie blieb mehrere Stunden und sonnte sich im warmen Licht reflektierten Ruhms. Dies war in vielerlei Hinsicht der glücklichste Augenblick in Jasons Leben.
     
    Immer wenn Jason Jahre später an diesen Tag zurückdachte, lange nachdem die Sigmas bereits Geschichte geworden waren, war es nicht der Anruf in der Nacht, der sich in seinem Gedächtnis in den Vordergrund drängte, und es war auch nicht Tommys Bemerkung: »Das könnte ein echter Treffer sein.« Es war nicht einmal die Botschaft selbst: »Grüße an unsere (unbekannt) jenseits (unbekannt).« Und es war nicht Ginnys Bestätigung: »Wir können keine verdeckte Umleitung finden.« Es war die
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