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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Als ob er nicht schon genug Probleme damit hätte, die unzähligen Genehmigungen zusammenzubekommen, stahl ihm jetzt auch noch dieser verlotterte Indio die Zeit! Für sein Äußeres konnte der Bursche nichts. Peru war ein armes Land. Wer hier einen US-Dollar in der Tasche stecken hatte, gehörte schon zum Geldadel. Aber die aufdringliche Art, mit der sich der Indio an Robert Tendyke herangemacht hatte, hätte Tendyke eher von einem Orientalen erwartet, nicht aber von einem Sohn der Anden. Dabei sah der junge Mann nicht mal unsympathisch aus. Relativ schlank, beweglich, mit dunklen Augen, denen nichts zu entgehen schien. Seine Kleidung bestand aus Riemensandalen, einer oft geflickten kurzen Hose, deren ursprüngliche Farbe sicher schon seit zehn Jahren nicht mehr zu erkennen war, und einem schreiend bunten Poncho mit indianischen Mustern. Dazu kam ein topfähnlicher dunkler Hut, der traditionelle Kopfbedeckung der hiesigen Indios war. Alles glänzte recht speckig, und von dem Burschen ging eine gewisse Ausdünstung aus, die mit Sicherheit jedes Insekt im Umkreis von zehn Metern scheintot zu Boden fallen ließ. Allein das wäre in dem Gebiet, in welches die Expedition vorstoßen sollte, ein Grund, den Jungen zu engagieren. Aber Körpergeruch und Zustand der Kleidung täuschten. Die Hände des Indios waren sehr gepflegt und sauber, und als er sich einmal etwas heftiger bewegte, sah Tendyke einen Ledergürtel mit einer etwas zerschlissenen Scheide, durch die die Klinge eines langen Messers oft hindurchgegangen sein mußte - und diese Klinge war gut geschliffen und sehr sauber. Tendyke beschloß, sich dieses Instrument zwecks näherer Betrachtung zeigen zu lassen, ehe er eine endgültige Entscheidung traf. Kleinigkeiten wie diese waren es unter anderem, wonach der Abenteurer andere Menschen einschätzte. Auf das rein äußere Erscheinungsbild gab er nicht viel, denn sonst hätte er selbst sich als Verrückter einstufen müssen. Ganz gleich, ob er sich im tiefsten Dschungel befand oder im Kaufhaus oder in der Oper oder in der Vorstandsetage seines weltumspannenden Industriekonzerns, er war ständig in Leder gekleidet. Hochhackige Cowboy-Stiefel aus festem Leder, das den Zähnen von Giftschlangen und auch mal dem Stachel eines Skorpions Widerstand leisteten, lederne Jeans, am Gürtel eine Schließe mit geprägter Südstaatenflagge, ein fransenbesetztes Lederhemd und ein lederner, breitkrempiger Stetson. Was fehlte war der Patronengurt mit Revolverholster, und er hätte glatt aus einem Wildwest-Film entsprungen sein können. Es war seine persönliche Marotte, die er hegte und pflegte - und die er sich auch leisten konnte. Wer über sein Auftreten Witze machte, konnte ihn nicht treffen; keiner der Witzbolde würde aus eigener Kraft jemals das erreichen, was Robert Tendyke auf die Beine gestellt hatte. Jeden von ihnen steckte er glatt dreifach in die Tasche. Und jene, die nicht nach dem Äußeren urteilten, akzeptierten ihn so, wie er war. Allein die Art, sich zu kleiden, war schon seit langer Zeit eine Art Test, welchem er seine Bekanntschaften unterzog. So konnte er ziemlich schnell die Spreu vom Weizen trennen.
    Es geschah selten, daß er dann doch noch daneben tippte.
    Eine seiner ganz großen Fehleinschätzungen war jener Don Cristofero Fuego gewesen, den er am Hof des französischen »Sonnenkönigs« kennengelernt hatte. Und ausgerechnet dieser Don Cristofero war durch eine Art Zeitexperiment seines Haus- und Hof-Zauberers in die Gegenwart verschlagen worden - und hatte sich als einer in einer langen Kette der Vorfahren Professor Zamorras entpuppt. Zu Tendykes Bedauern hatte Zamorra die Partei dieses spanischen Aufschneiders ergriffen, was damals zu einem handfesten Streit zwischen Tendyke und Zamorra geführt hatte. [1]
    Mittlerweile hatten die Gemüter sich beruhigt. Don Cristofero befand sich jetzt in irgendeinem obskuren »Gespenster-Asyl« eines schrulligen englischen Lords, der ebenfalls mit Zamorra befreundet war, und Tendyke und Zamorra hatten wieder zueinander gefunden.
    Tendyke hatte sich in dieses Abenteuer gestürzt, um abzuschalten. Die Suche nach seinem spurlos verschwundenen Sohn Julian war erfolglos verlaufen. Davon wollte er sich erst einmal ablenken. Er hatte auch die Möglichkeit dazu; sein Stellvertreter Rhet Riker war zwar in gewisser Hinsicht eine linke Bazille, aber Tendyke kannte niemanden, der diese Riesenfirma besser im Griff hatte als Riker. Man mußte ihm nur in regelmäßigen Abständen auf
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