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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel
Autoren: Jack McDevitt
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wahrlich vielversprechend aus. Jason fragte sich, was seine Tochter Prissy, die zu Anbeginn des neuen Jahrhunderts immer noch jung sein würde, wohl alles zu sehen bekäme. Vielleicht würde sie eines Tages einem echten Außerirdischen die Schere schütteln.
    Oder ein Schwarzes Loch besuchen. Im Augenblick schien einfach alles möglich zu sein.
    Jason kletterte in den Flieger. »Wohin, Jason?«, fragte das Vehikel.
     
    Lucy war so aufgeregt, als er den Raum betrat, sie konnte sich kaum mehr beherrschen. »Es ist immer noch da, Jason«, berichtete sie.
    »Wen belauschen wir heute Nacht?«, fragte er. Er war mehrere Tage fort gewesen, hatte an einer Konferenz teilgenommen und den Zeitplan aus den Augen verloren.
    »Sigma 2711«, antwortete sie; ein alter Klasse-G jenseits NCG 6440, etwa auf halbem Wege zum Zentrum der Galaxie. Vierzehntausend Lichtjahre entfernt. Sollte sich herausstellen, dass dieses Signal echt war, dann stammte es nicht von jemandem, mit dem sie sich würden unterhalten können.
    Lucy war eine Post-Doktorandin aus Princeton. Sie war energisch, engagiert, vielleicht ein bisschen zu enthusiastisch. Marcel Cormley, ihr Mentor, war nicht begeistert über ihren Einsatz am Drake Center. Sie war zu talentiert, ihre Zeit mit etwas zu vergeuden, das in seinen Augen nichts als eine fixe Idee war. Das hatte er Jason natürlich nicht ins Gesicht gesagt, aber er hatte seinen Kollegen gegenüber auch kein Geheimnis aus seinen Überzeugungen gemacht. Und Jason war selbst schließlich nicht ganz sicher, ob Cormley mit dieser Einschätzung tatsächlich so falsch lag. Zudem hegte Jason den Verdacht, dass Lucy sich in erster Linie für das Center entschieden hatte, weil Cormley dagegen gewesen war. Wie dem auch sei, sie hatte sich auf die Arbeit gestürzt, und mehr konnte Jason nicht verlangen. Tatsächlich war Enthusiasmus in einem Arbeitsbereich, der Generation um Generation keinerlei Ergebnisse hervorbrachte, vermutlich eher hinderlich. Dennoch sammelte sie selbstverständlich viele Erfahrungen, was Grundlagenarbeit auf ihrem Fachgebiet, der Astronomie, anging.
    »Sieht es immer noch gut aus, Tommy?«, fragte er die KI.
    Tommy, der nach Thomas Petrocelli benannt worden war, dem Schöpfer der ersten offiziell so bezeichneten KI, nahm sich mit der Antwort einen Moment Zeit. »Das könnte ein echter Treffer sein«, antwortete er dann.
    »Lass mal sehen!« Jason setzte sich vor einen Monitor.
    »Es wiederholt sich alle siebzehn Minuten und elf Sekunden«, erklärte Lucy. Lichtbalken flackerten über den Monitor. »Die Sequenz ist einfach. Vier. Dann zwei Cluster von vier. Dann vier Cluster. Dann vier Cluster von acht. Und acht von acht.«
    »Es verdoppelt sich also«, stellte Jason fest.
    »Bis 256. Dann geht es wieder von vorn los.«
    »Okay. Was gibt es sonst noch?«
    »Das Muster läuft ungefähr zwei Minuten lang. Dann verschwindet es, und wir empfangen das.« Eine lange, scheinbar willkürliche Sequenz wurde angezeigt. Er sah mehrere Minuten zu, ehe er sich abwandte. »Tommy«, sagte er, »machen wir irgendwelche Fortschritte?«
    »Es gibt Marker. Aber fragen Sie mich später danach!«
    Lucy hielt sich etwas abseits, und ihr Blick wanderte zwischen Jason und dem Lautsprecher der KI hin und her. Sie sah aus, als betete sie. Ja, Gott, bitte lass es wahr sein! Sie war blond, ein bisschen mollig, schien jedoch keineswegs unter Mangel an Verehrern zu leiden. Sie wurde ständig von irgendwelchen Freunden abgeholt oder hergebracht.
    Jason schob seinen Stuhl zurück. Er würde sich nicht gestatten zu glauben, dass es wirklich passierte. Nicht nach so langer Zeit. So etwas konnte ihm nicht einfach so in den Schoß fallen. Es musste ein Systemfehler sein. Oder ein blinder Alarm.
    Lucy, die ihre Beschwörung spiritueller Welten offenbar abgeschlossen hatte, kehrte zu ihrem Stuhl zurück, presste die Handflächen aneinander und starrte auf den Monitor. »Ich frage mich, was die erzählen.«
    Jason sah sich suchend nach Kaffee um, aber Lucy trank nur Softdrinks, also war keiner verfügbar.
    Sie las seine Gedanken, besaß sogar den Anstand, eine schuldbewusste Miene zur Schau zu stellen, sagte aber nichts. Hätte an diesem Abend Ruhe geherrscht, so hätte sie sich erboten, Kaffee zu machen.
    Jason setzte sich vor eines der Displays und rief Sigma 2711 auf. Der Stern war sieben Milliarden Jahre alt, plus/minus ein paar hundert Millionen. Hatte vielleicht ein Viertel mehr Masse als die Sonne. Mit einer Entfernung von
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