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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel
Autoren: Jack McDevitt
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»Was immer das ist, es ist direkt vor uns. Die Omega bremst inzwischen.«
    François nahm den Steuerknüppel zurück und öffnete die Allcomm. »Wir fliegen jetzt mit Reisegeschwindigkeit, Leute. Sollten Sie irgendwas zu erledigen haben, wäre das ein guter Zeitpunkt, aber entfernen Sie sich nicht zu weit von Ihrem Platz!«
    Minuten später lugte Leahs Kopf zur Luke herein. »Noch nichts?«
    »Gar nichts«, sagte Ben.
    Leah war in den Neunzigern. Sie war groß und anmutig, hatte dunkelbraunes Haar und ebensolche Augen. Eine gute Partnerin für Ben, eine Frau, die gern Sticheleien und geistreiche Bemerkungen mit ihm austauschte und, soweit François es beurteilen konnte, ihm auf intellektueller Ebene ebenbürtig war. »In Ordnung«, sagte sie, »gebt uns Bescheid, wenn ihr was seht!« Und weg war sie.
    François kannte Leah bereits seit dreißig Jahren, hatte sie während seiner Zeit an der Akademie zu diversen Zielorten geflogen, bevor Leah dann Ben geheiratet hatte. Bevor sie ihn gekannt hatte, um genau zu sein. François hatte sogar einmal einen Annäherungsversuch unternommen in jenen glücklichen Tagen, kurz nachdem seine erste Ehe den Bach runtergegangen war. Aber Leah war nicht interessiert gewesen. Er hegte den Verdacht, dass sie geglaubt hatte, sie würde ihn nicht dauerhaft halten können.
    Eine halbe Stunde zog dahin, während Bill nach dem Grund für den Kurswechsel der Omega suchte. François fragte sich allmählich, ob die KI die Daten der Omega fehlerhaft ausgewertet habe. Ben war in Schweigen verfallen und ging irgendwelche Notizen durch, und François hockte da, den Kopf zurückgelehnt und halb schlafend, als Bill sich wieder rührte. Dass Bill eine Ankündigung von einigem Gewicht abzuliefern hatte, war problemlos daran erkennbar, dass er sie mit einem in solchen Fällen unumgänglichen elektronischen Trillern einleitete, seine Version eines Räusperns. »François, Objekt voraus, Abstand 3,4 Millionen Kilometer.«
    Ben blickte auf. Studierte die Anzeigen. »Was ist das?«, fragte er.
    »Es scheint sich um ein Schiff zu handeln.«
    »Ein Schiff?«
    »Ja. Ein künstliches Objekt irgendeiner Art. Es ist kein Antriebssystem aktiviert.«
    Ben wandte sich ab, um zur Sichtluke hinauszuschauen. »Wer ist außer uns noch hier, François?«
    »Niemand. Hier sollte niemand sein.«
    Wie auch immer. »Bill, welche Art Schiff?«
    »Ich weiß es nicht. Wir sind zu weit entfernt.«
     
    Es sah aus wie eine Ansammlung von Kuben oder Würfel unterschiedlicher Größe, die durch Röhren miteinander verbunden waren. Einige der Röhren führten direkt von einem Kubus zum nächsten, andere waren in die verschiedensten Richtungen abgewinkelt. Keine war gebogen. Alles rechte Winkel, ein Zielobjekt, wie für die Omega gemacht.
    Das Ding erinnerte an ein Kinderspielzeug, ein Geduldsspiel, dessen viereckige Steine solange verschoben werden mussten, bis die Kuben sich alle auf die ein oder andere Weise zu einem bestimmten Muster angeordnet hatten. Bills Einschätzung zum Trotz handelte es sich definitiv nicht um ein Schiff. »Ich habe mich geirrt«, sagte Bill. »Ich kann kein Antriebssystem entdecken. Hinzu kommt, dass, sollte es sich um eine uns unbekannte Antriebsmethode handeln, ich Zweifel hege, dass dieses Gebilde im Beschleunigungsfall zusammenhalten würde.«
    »Vielleicht irgendeine Art Raumstation?«, fragte Ben.
    »Möglicherweise ein Habitat«, meinte François. »Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.«
    »Was macht das Ding hier draußen?«
    François entschied sich zu einem Sprint. Mit der Wolke im Schlepptau wollte er das Objekt so schnell wie möglich erreichen, also beschleunigte er und leitete anschließend ein hartes Bremsmanöver ein, ohne auf den hohen Treibstoffverbrauch zu achten. Ben grinste ihn an. »Das war gut, François. Sie lernen dazu.«
    »Bill«, fragte er, »wie viel Zeit haben wir?«
    »Die Omega bremst immer noch. Wenn sie ihre Geschwindigkeit weiterhin im derzeitigen Maß verringert, nachdem wir angekommen sind, bleiben uns annähernd dreiundzwanzig Minuten, ehe die Wolke in Schlagdistanz gekommen ist.«
    Ben starrte das Objekt mit gepeinigter Miene an. »François, das ist definitiv außerirdisch.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist von unschätzbarem Wert.«
    »Auch das weiß ich, Ben.«
    »Können wir es retten? Es aus der Flugbahn der Wolke bringen?«
    »Wie groß ist es, Bill?«
    »Ich bin nicht imstande, die Masse zu schätzen. Aber das größte seiner Segmente entspricht dem
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