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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer
Autoren: Jason Dark
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Es war noch nicht dunkel geworcien. Über London hatten sich die Schatten der Dämmerung gelegt. Nebeneinander schlenderten wir zum Parkplatz. Es regnete nicht. Auch das Wetter der nächsten läge versprach, gut zu werden.
    »Ich komme zu dir mit einem Taxi«, sagte ich zu Bill. »Bei dir kommen wir besser weg.«
    »Okay, John, und nochmal — danke.«
    »Halt die Klappe, Mensch!« Ich schaute nach, wie mein Freund sich in den Porsche faltete und abfuhr.
    Erst als er den Parkplatz verlassen hatte, stieg auch ich in den Rover. Mit relativ trüben Gedanken fuhr ich zu meiner Wohnung. Dort sprach ich noch kurz mit Suko über den Fall.
    Der Inspektor, der sein Apartment neben dem meinen bewohnte, war ebenfalls skeptisch, stellte sich allerdings auf meine Seite, was die Fahrt anging.
    »Schon aus alter Freundschaft solltest du das machen.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt, das war keine Frage für mich. Ich wünsche mir nur, daß Bill unrecht hat.«
    »Ich mir auch.« Suko streckte die Beine aus. »Du hast nie von diesem Tal des Unheils gehört?«
    »Nein.«
    »Willst du Sarah Goldwyn fragen?«
    Ich winkte mit beiden Händen ab. »Um Himmels willen, nein, das kommt nicht in Frage. Da würde ich ja ihr Mißtrauen und ihren Jagdinstinkt um mehr als hundert Prozent anheizen. Die letzte Sache mit dem Campingplatz reicht mir noch.«
    »Ja, du erzähltest davon.«
    Ich stand auf und reckte mich. Das Essen hatte mich tatsächlich müde gemacht. »Gute Nacht, Suko.«
    »Ja, und sei vorsichtig. Grüß auch Bill von mir, den alten Eisenfresser.«
    »Mach' ich glatt.«
    Fünf Minuten später lag ich im Bett, starrte gegen die Decke, dachte an Bill, an seinen Sohn und auch an den National Forest, den ich noch nicht kannte.
    Okay, Dartmoor war mir ein Begriff, die Umgebung ebenfalls, aber das andere Gebiet konnte ich als einen weißen Fleck auf meiner ganz persönlichen Landkarte ansehen.
    Mit diesem Gedanken schlief ich ein und träumte nicht einmal von dem neuen Fall — vorausgesetzt, es wurde einer.
    Wen ich gewußt hätte, was tatsächlich auf mich zukam, hätte ich nicht so gut geschlafen und statt dessen senkrecht im Bett gesessen. So schlimm wurde es…
    ***
    Der Busfahrer hieß Malcolm!
    Einfach nur Malcolm, das hatte er auch den Jugendlichen gesagt und sich auch von ihnen duzen lassen, denn er gehörte zu den unkomplizierten Menschen, die ihre eigene Jugend glücklicherweise noch nicht vergessen hatten.
    Malcolm fuhr den Bus seit mehr als zehn Jahren. Er selbst war vierunddreißig, und die Insel kannte er wie seine Westentasche. Ob die großen Städte oder die einsamen Gegenden, Malcolm kannte jede Strecke und alle günstigen Gaststätten.
    Da stoppte er an Lokalen, an denen viele vorbeifuhren. Aber gerade dort schmeckte es gut. Wenn viele Lastwagen in der Nähe parkten, mußte es einfach ein schmackhaftes Essen geben, denn die Trucker kannten sich da aus.
    Malcolm war auch bei seinen Kollegen bekannt, denn er besaß zwei Markenzeichen.
    Zum einen war es die alte, mit Patina belegte Fliegerjacke aus Leder, zum anderen die blaue Schiebermütze, die er, nach Lust und Laune, mal schief auf dem Kopf sitzen oder sie tief in die Stirn gezogen hatte. War das der Fall, standen bei ihm die Zeichen auf Sturm. Malcolm gehörte auch zu den Typen, die nicht braun wurden. Seine Haut war mit unzähligen Sommersprossen übersät. Wenn er die Mütze einmal abnahm, kam dünnes, blondrotes Haar zum Vorschein.
    Klassenfahrten hatte er schon oft hinter sich gebracht. Es gab gute, es gab schlechte, die Jungen und Mädchen, die jetzt hinter ihm hockten, zählte er zu den guten. So manchen Witz hatte er schon zum besten gegeben, denn selbst die Jugendlichen wollten nicht nur die heiße Rockmusik hören und sich auch mal entspannen.
    Ein Lehrer war nur mitgefahren. Ein Mann namens Dick Chilmark. Die zweite Begleitperson war während der Reise krank geworden und befand sich wieder in London.
    Der größte Teil der Reise lag längst hinter ihnen. An diesem Freitag ging es in den National Forest, wo sie noch zwei Tage verbringen wollten, bevor sie die Rückreise antraten.
    Das würde ein richtiges Abenteuer werden, denn man mußte in Zelten übernachten und nicht in Jugendherbergen, wie auf dem überwiegenden Teil der Reise.
    Sie hatten Exeter längst hinter sich gelassen und rollten in Richtung Süden. Der neben Malcolm sitzende Lehrer schaute auf die Straßenkarte, denn irgendwann mußten sie ab in die hügelige und auch sumpfige Umgebung des
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