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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer
Autoren: Jason Dark
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dich damit belästigt habe, aber ich mache mir echt Gedanken.«
    »Kann ich sogar verstehen.« Ich schüttelte eine Zigarette aus der goldenen Packung. »Wir haben hier zusammen gesessen und geredet. Nur glaube ich, daß du mit dem eigentlichen Grund noch nicht herausgerückt hast, mein Lieber.«
    »Du kennst mich gut, wie?«
    »Noch besser.«
    »Okay.« Er nickte. »Gib mir auch einen Glimmstengel.« Bill bekam ihn, Feuer ebenfalls, dann kam er auf den wirklichen Grund seines Kommens zu sprechen. »Hast du am Wochenende etwas vor?«
    Ich wußte, worauf Bill hinauswollte. »Bis jetzt noch nicht. Wie ich dich kenne, willst du mich zu einer Tour einladen.«
    »Heute ist Freitag, John. Wie wäre es, wenn wir uns morgen früh in den Porsche setzen und in den National Park fahren, um den Ausflüglern einen Besuch abzustatten?«
    Ich lächelte. »Das habe ich mir gedacht, mein Freund. Aber hältst du es für gut?«
    »Sonst hätte ich dir den Vorschlag nicht gemacht.«
    »Mal abgesehen von deinen Befürchtungen, Bill, aber die anderen Klassenkameraden werden dumm gucken, wenn plötzlich ein Vater erscheint. Das mußt du doch von deiner Jugend her kennen, in der ja auch diese Ausflüge unternommen wurden. Hast du das vergessen?«
    »Nein, nicht. Ich habe mich mit dem Problem auch auseinandergesetzt. Nur gebe ich zu bedenken, daß mit Johnny schon sehr viel geschehen ist. Er sieht zwar aus wie ein normaler Junge, aber meines Erachtens ist er keiner. Er ist ein Mitglied unserer Familie, vielleicht sogar unseres Clans. Er steht vielleicht nicht auf der Abschußliste, doch ungefährdet ist er auch nicht. So denke ich.«
    »Beweise hast du nicht!«
    »Dann wäre es möglicherweise zu spät!« flüsterte Bill mir zu. »Als ich den Bericht über das Tal des Unheils las, bekam ich plötzlich Angst. Da wurde mir anders.«
    »Hast du das vorher nicht gewußt?«
    »Nein. Du kannst mich auslachen, John, ich nehme es als einen Wink des Schicksals hin, daß ich den Bericht überhaupt gelesen habe. Vielleicht wollte mich da jemand warnen.«
    »Das könnte sein.«
    »Bist du einverstanden?« Bill stellte die Frage mit banger Stimme und bekam die Antwort erst, als der Ober den Tisch wieder freigeräumt hatte.
    »Habe ich dich jemals hängenlassen?«
    »Das nicht.«
    »Also werden wir fahren — vorausgesetzt, du findest eine Erklärung für Sheila.«
    »Das mußt du übernehmen«, sagte Bill mit trüber Stimme. »Du weißt, daß sie mir nicht glaubt. Der kann ich nichts vormachen. Sie wird auch bei dir skeptisch sein, aber es fällt dir schon etwas ein.«
    Ich nahm das Glas mit dem Wein in die Rechte und schaute gegen die rubinrote Flüssigkeit. »Probleme, Probleme. Was soll ich Sheila sagen? Daß wir eine Zwei-Mann-Tour machen?«
    »Warum nicht?«
    »Das glaubt sie uns nie.«
    »Wir können sie nicht mitnehmen, John.«
    »Und Nadine, die Wölfin?«
    »Lassen wir auch zu Hause.«
    Bill stand wahnsinnig unter Druck, das merkte ich immer deutlicher. Mußte er tatsächlich Angst um seinen Sohn haben? Ich wußte es nicht, ich konnte auch nicht so recht daran glauben.
    Andererseits bestand die Möglichkeit, daß sich die Schulklasse tatsächlich in ein Gebiet gewagt hatte, in dem es nicht geheuer war. Daß es so etwas gab, hatten wir oft genug erleben müssen. Sollte Johnny tatsächlich etwas zustoßen, wären nicht nur seine Eltern ihres Lebens nicht mehr froh geworden.
    Bill hielt mir die Hand hin. »Schlägst du ein, John?«
    Ich tat es.
    Er hielt sie noch fest. Seine Lippen zuckten. »Verdammt, John, ich bin froh, echt froh, daß du mich nicht im Stich läßt und meine Befürchtungen nicht als Spinnerei abtust.«
    »Ich hoffe aber, daß es Spinnereien sind. Lieber umsonst dorthin gefahren, als…«
    »Ja, du brauchst nichts mehr zu sagen. Ich weiß ja, wie du denkst. Wann sollen wir starten?«
    »Mir egal. Es ist noch früh.«
    »Gegen fünf Uhr?«
    »Einverstanden.«
    Bill ließ meine Hand los. »Willst du noch einen Kaffee trinken?«
    »Nein, danke. Wir können gehen, dann kann ich noch eine Mütze voll Schlaf nehmen.«
    »Hoffentlich kann ich schlafen«, murmelte er. »Das wirst du schon, Bill.«
    Der Reporter zahlte. Wir lobten das Essen noch einmal, auch wenn wir die Teller nicht leerbekommen hatten.
    »Das geht uns oft so«, erklärte der Ober. »Wir bleiben trotzdem bei dieser Portionsgröße.«
    »Das wollte ich Ihnen auch geraten haben«, sagte ich und schob meinen Stuhl zurück, bevor ich aufstand.
    Draußen holten wir tief Luft.
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