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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer
Autoren: Jason Dark
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phantastisch?«
    »Eigentlich nicht.« Ich lachte leise. »Wir sind keine Normalbürger, auch wenn wir so aussehen.« Bei diesem Satz gönnte ich mir einen Rundblick durch das Restaurant, das mittlerweile fast voll war. Es sprach sich eben herum, wo man in London gut essen konnte und auch noch was auf den Teller bekam, denn die Schweizer Gastlichkeit kann man mit dem Begriff Großzügigkeit umschreiben.
    »Der Meinung bin ich auch.«
    Ich zwinkerte ihm zu. »Hast du mich deshalb herbestellt, um mir das zu sagen? Da hättest du auch Sheila mitnehmen können, und ich wäre mit Jane Collins gekommen.«
    »Das ist nicht der Grund.«
    »Welcher dann?«
    Wieder erschien der Ober. Bill hielt mit seiner Erklärung zurück. Unser bestelltes Essen wurde gebracht. Wir orderten noch Wasser nach, was ein Lehrling schnell brachte.
    O je, da waren meine Augen größer als der Magen gewesen. Was sich da auf der ovalen Platte türmte, davon konnten zwei Personen satt werden. Ich geriet in Versuchung, meinen Freund und Kollegen Suko anzurufen, damit er mithalf, die Köstlichkeiten zu vertilgen.
    »Das schaffe ich nie!« beschwerte ich mich.
    »Sie müssen langsam essen und dabei genießen, Sir.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Für das Bier läßt sich der Koch bedanken. Leider kann er nicht persönlich bei Ihnen erscheinen, denn in der Küche herrscht Hochbetrieb.«
    »Das verstehe ich.«
    Der Ober verbeugte sich und ging auf lautlosen Sohlen davon. Während ich in die erste Bratwurst stach, sprach ich Bill an. »Du wolltest mir den eigentlichen Grund deiner Besorgnis noch nennen, Alter. Rück mal raus mit der Sprache.«
    »Der Grund heißt Johnny.«
    »Was hat er damit zu tun?«
    »Er könnte etwas damit zu tun bekommen.« Während ich ein Stück Bratwurst aß, sprach Bill weiter. »Früher sagte man wandern, heute heißt es ja Trekking. Johnny ist mit seiner Klasse auf große Fahrt gegangen. Für eine Woche ist er unterwegs. Zuerst fahren sie mit dem Bus, dann übernachten sie im freien Gelände, sie zelten…«
    »Moment mal«, sagte ich. »Willst du etwa behaupten, daß sie in den National Park gefahren sind?«
    »Das will ich, John.« Bill senkte seine Stimme, da der Nachbartisch soeben besetzt wurde. »Und nicht nur das. Sie haben im Park ein besonderes Ziel.«
    »Das Tal des Unheils?«
    »Leider john, leider…«
    ***
    Ich aß weiter. Während ich kaute, dachte ich nach. War die Besorgnis meines Freundes zu weit hergeholt, oder hatte er recht damit? Was war an dieser Legende von uralten außerirdischen Wesen oder Dämonen Wahres dran?
    Ich schaute ihn an.
    Er aß sehr langsam und wie jemand, der mit seinen Gedanken ganz woanders ist. »Es ist eine Legende, Bill.«
    »Stimmt.« Er richtete sich auf. »Haben wir nicht schon erlebt, daß Legenden oft gar nicht so legendenhaft sind und zu schrecklichen Tatsachen werden können?«
    »Ja, schon, aber…«
    »Ich bin besorgt, John. Ich mache mir sogar verdammt große Sorgen, ehrlich.«
    »Hast du einen Grund dafür?«
    »Nein, es ist das Gefühl.«
    »Also geht es Johnny gut?«
    »Bisher ja. Er hat sich gestern noch telefonisch bei uns gemeldet. Da haben sie eine kleine Tour gemacht und in einem Dorf angehalten, wo es auch ein Telefon gibt. Heute erst fahren sie in das Tal des Unheils.«
    »Davor hast du Angst?«
    »Ja, John, es liegt sehr abgelegen. Praktisch ohne Zugang zur Außenwelt, ein Stück Dschungel im Park. Urwüchsig, man holzt nichts ab, man hat alles so gelassen. Für mich ist es eine unheimliche Gegend, das will ich dir ehrlich sagen.«
    »Die du noch nicht kennst!«
    Bill winkte ab. »Was ich darüber gelesen habe, reicht mir eigentlich aus.«
    Ich wollte ihn beruhigen. »Jetzt werden wir erst einmal essen, bevor alles kalt wird. Danach reden wir weiter.«
    »Kannst du dir vorstellen, daß mir der Appetit vergangen ist?«
    »Nein. Das sind nur Phantastereien, Bill.«
    Er griff wieder zum Besteck. »Ich weiß es nicht, John, ich weiß es wirklich nicht. Hast du dich nicht auch oft auf dein Gefühl verlassen? Diesmal ist es bei mir so. Mein Gefühl sagt mir einfach, daß Johnny und die anderen aus der Klasse in Gefahr schweben.«
    Da er von mir keine Antwort bekam, blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder zu essen.
    Auch ich sorgte für mein leibliches Wohl. Sosehr ich mich auch anstrengte, ich bekam die ovale Schüssel einfach nicht leer. Es war zuviel gewesen.
    Bill erging es nicht anders. Er schob den Teller zur Seite und griff zum Weinglas. »Tut mir leid, John, daß ich
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