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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers
Autoren: Elizabeth Lane
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weiter.
    Doch Wolf Heart wusste, dass sie trotz all ihrer Beherztheit den Weg zurück in ihre Welt nicht schaffen würde. Er war lang und viel zu gefährlich.
    Aus einem Impuls heraus bückte er sich, um ihre Fußspur zu untersuchen. Mit der Fingerspitze zeichnete er die Konturen des schmalen Abdrucks nach.
    Wo ihr Fuß aufgetreten war, hatte sich der feuchte braune Boden blutig verfärbt.
     
    Clarissa quälte sich weiter am Ufer entlang. Ihre Rippen schmerzten unter den einengenden Stäben ihres Korsetts, und ihr Herz hämmerte dumpf.
    Sie hatte eine frische Fußspur gesehen, aber wie viele andere waren noch da? Wie viele Augenpaare beobachteten sie, während sie wie ein gehetztes Wild auf der Flucht war?
    Ein Windstoß blies ihr das lange Haar in die Augen. Sie strich es zurück und spürte, wie sich die verfilzten Strähnen an einem tief hängenden Ast verfingen. Jeden Augenblick konnte ein Pfeil ihren Rücken durchbohren, oder schlimmer noch, sich rotbraune Hände ihres Körpers bemächtigen und sie mit sich fortschleifen. An das schreckliche Ende, das sie dann erwartete, durfte sie gar nicht denken.
    Sie würde sich nicht kampflos ergeben. Das schwor sie sich, während sie durch eine seichte Pfütze stapfte. Was immer auch geschah, sie würde nicht zulassen, dass sie lebend gefangen wurde.
    Als sie die Uferböschung wieder erklomm, durchzuckte ihren linken Fuß ein heftiger Schmerz. Sie erinnerte sich schwach, vorhin auf irgendetwas Scharfes getreten zu sein, doch sie hatte nicht gewagt, stehen zu bleiben und die Wunde zu untersuchen. Jetzt wurde die Verletzung schlimmer. Auch ihre rechte Fußsohle war inzwischen so wund, dass jeder Schritt ihr Höllenqualen verursachte. Irgendwann würde sie anhalten und ihre Füße umwickeln müssen, vielleicht mit Streifen aus ihrem Unterrock. Wenn sie nur wüsste, wo …
    Ihre Gedanken fanden ein abruptes Ende, als sie wenige Meter vor sich einen Mann erkannte, der mit dem Gesicht nach unten im hohen Gras lag. Erschrocken schrie Clarissa auf.
    Ihr Magen hob sich, als sie Maynard erkannte.
    Ihr erster Impuls war, fortzulaufen. Doch als er sich nicht rührte, schluckte sie ihre Angst hinunter. Er ist tot, dachte sie. Er kann mir nichts mehr anhaben.
    An seiner Schläfe klaffte eine blutverkrustete Wunde, eine weitere Verletzung konnte Clarissa nicht entdecken. Wahrscheinlich hatte er sich den Kopf angeschlagen, als das Flachboot kenterte, war dann im bewusstlosen Zustand ertrunken und schließlich hier ans Ufer gespült worden.
    Clarissa kämpfte Wellen der Übelkeit nieder, während sie sich über die leblose Gestalt beugte. Maynard hatte ein Jagdmesser gehabt. Wenn es noch in seinem Gürtel steckte und sie es ihm abnehmen konnte, würde sie nicht länger eine hilflose Beute sein. Sie hätte eine Waffe, um sich zu verteidigen.
    Maynards nasse, schmutzige Lederhose roch abscheulich. Der Gestank stieg Clarissa in die Nase, als sie seinen Arm ergriff und den Mann mühsam auf den Rücken drehte. Ja, das Messer war noch da. Sie brauchte nur danach zu greifen, und …
    Sie erstarrte, als Maynard den Kopf zur Seite drehte und unterdrückt aufstöhnte.
    Panik stieg in ihr auf, und sie wollte schon weglaufen, aber sie brauchte das Messer. Sie musste es jetzt herausziehen, bevor er richtig zu sich kam.
    Sie streckte die Hand nach dem mit Leder umwickelten Messergriff aus. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie ihn fest umklammert. Im nächsten Augenblick schloss sich Maynards sehnige Hand um ihr Gelenk und drückte so fest zu, dass sie aufschrie und das Messer losließ.
    "Na, da soll mich doch gleich …" Er grinste, und seine kleinen Augen glitzerten tückisch. "Was hat der Himmel mir denn da beschert?" Er setzte sich auf und packte blitzschnell das Messer, das sie hatte fallen lassen. Mit einem einzigen schmerzhaften Ruck riss er Clarissa an sich und hielt ihr das Messer an die Kehle.
    "Wir haben noch etwas zu erledigen, wir zwei", raunte er ihr ins Ohr. "Und wir werden es hier und jetzt tun." Er ließ ihr Handgelenk los und betastete ihre Brust. "Sei hübsch lieb zu mir, dann geschieht dir nichts. Teufel auch, vielleicht gefällt es dir sogar."
    Clarissa versuchte, klaren Kopf zu bewahren. "Wir müssen hier weg", flüsterte sie und spürte die rasiermesserscharfe Klinge an ihrem Hals. "Indianer … ich habe Mokassinspuren gesehen."
    "Netter Versuch, Mädchen." Maynard packte sie noch fester. "Aber ich kenne diese Gegend. Hier gibt's keine Rothäute. Und was die Spuren betrifft,
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