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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers
Autoren: Elizabeth Lane
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viele weiße Männer tragen Mokassins. Hör jetzt auf rumzuzappeln, du kleine Hexe, und leg dich auf den Rücken."
    Die breite Messerklinge blitzte in der Sonne auf, als Maynard Clarissa herumstieß und ins nasse Gras warf. Steif und zitternd lag sie da und betete um einen einzigen Augenblick der Unaufmerksamkeit, in dem sie Maynard überrumpeln könnte. Der Mann war durchaus fähig, sie zu töten oder sie so zu entstellen, dass der Tod eine Erlösung wäre. Wenn sie den richtigen Moment verpasste, war sie verloren.
    Sein Atem kam in schweren Stößen, während er fluchend mit der freien Hand an seiner Hose herumfingerte. Anscheinend bekam Maynard seinen Gürtel mit nur einer Hand nicht auf. Clarissa spannte sich an, während er immer ungeduldiger wurde. Schließlich stieß er einen wilden Fluch aus und warf das Messer ins Gras.
    Wie der Blitz warf sie sich zur Seite und griff nach dem Messer. Trotzdem war sie nicht schnell genug, und er packte erneut ihr Handgelenk.
    "Verdammte kleine Hexe!" knurrte er und drehte ihr den Arm so heftig herum, dass sie gepeinigt aufschrie. "Ich werd dir schon zeigen, wo's langgeht." Drohend hob er das Messer. "Du wirst gleich sehen, wer hier das Sagen hat, und wenn es das Letzte ist, was ich …"
    Maynard verhielt mitten im Satz. Clarissa sah ihn erstarren, als hätte eine unsichtbare Kraft ihn von hinten zwischen die Schulterblätter getroffen. Dann erblickte sie die Pfeilspitze, die durch sein Lederhemd gedrungen war, genau in Herzhöhe.
    Ihre Angst explodierte in zügelloser Panik, als sein lebloser Körper über ihr zusammenbrach. Sie kämpfte wie wild, um sich von der grässlichen Last zu befreien.
    Sekunden verstrichen, jede wie eine kleine Ewigkeit, bis sie begriff, dass ihr Martyrium noch nicht vorüber war, dass es in Wirklichkeit erst begann.
    Das Messer! Maynard hatte es in der Hand gehabt. Sie musste es finden, bevor es zu spät war. Verzweifelt tasteten ihre Finger auf dem Boden herum. Ihr Herz hüpfte vor Erleichterung, als sie die Klinge berührte. Vor Anstrengung keuchend, streckte sie sich, so weit sie konnte, um den Griff zu erreichen. Ihre Fingerspitzen berührten ihn, hatten ihn beinahe erfasst.
    Sie war so beschäftigt, dass sie die ohnehin fast lautlosen Schritte gar nicht hörte. Im nächsten Augenblick wurde der Leichnam von ihr fortgezogen.
    Die Morgensonne blendete Clarissa. Ins grelle Licht blinzelnd, lag sie ausgestreckt am Boden, die schmutzigen Röcke bis zu den Schenkeln hochgeschoben. Sie wurde gewahr, dass Maynards Körper neben ihr am Boden lag, aber das erschien ihr nun gänzlich unwichtig. Ihre volle Aufmerksamkeit richtete sich auf den Mann, der sich drohend vor ihr aufbaute, und von dessen Gesicht sie nur die Umrisse erkannte.
    Sie senkte den Blick und sah lange, lederbekleidete Beine. Zögernd sah sie wieder aufwärts über den Lendenschurz bis zu dem mit Federn geschmückten Tomahawk, der an seiner Hüfte hing, und dem kunstvoll gefertigten Bogen in seiner linken Hand.
    Ruckartig warf sie sich herum und griff erneut nach Maynards Messer, und diesmal bekam sie es zu fassen. Sie zog die Knie an und richtete sich in eine hockende Stellung auf, die Waffe angriffslustig erhoben.
    Der Fremde hatte sich nicht bewegt, doch aus dieser Position konnte sie ihn klarer erkennen. Seine kräftige Brust und seine Arme waren nackt, abgesehen von dem Lederriemen seines Köchers und einem kleinen bestickten Beutel, der ihm an einer Schnur um den Hals hing. Sein langes, welliges Haar, in dessen Skalplocke zwei Adlerfedern steckten, war rabenschwarz und schimmerte im hellen Sonnenlicht. Flache Silberscheiben glitzerten an seinen Ohrläppchen, und seine Augen, von dichten Brauen überschattet, waren …
    Clarissa fuhr zurück, als er einen Schritt auf sie zu machte.
    Ihre Sehnen spannten sich, und sie umklammerte das Messer. Sie hatte geschworen, lieber im Kampf zu sterben, als sich lebend gefangen nehmen zu lassen. Jetzt war es so weit. "Komm ja nicht näher", fauchte sie.
    Vorsichtig machte er noch einen Schritt und dann noch einen zweiten. "Hab keine Angst", sagte er sanft. "Ich tue dir nichts."
    Sie war nicht in der Verfassung, seine Worte zu hören, geschweige denn sie zu verstehen. Ihr Puls raste, und sie fühlte sich wie ein Tier in der Falle. Sie sprang auf und warf sich auf ihren neuen Feind. Die Messerklinge blitzte in der Sonne auf, als sie blindlings auf den Fremden einstach.
    Er stieß einen knurrenden Laut aus, als die scharfe Klinge seine Haut ritzte.
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