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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers
Autoren: Elizabeth Lane
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wäre der geeignete Augenblick, sich über Bord gleiten zu lassen und zu fliehen – gäbe es da nicht einen kleinen Haken. Während all der Jahre ihrer behüteten Kindheit und Jugend hatte Clarissa niemals in etwas anderem gebadet als im warmen Seifenwasser eines kupfernen Badezubers. Sie konnte nicht einen Zug schwimmen.
    Der reißende Strom verengte sich in einer scharfen Biegung und ließ das Boot beinahe kentern. Wieder schrie Clarissa auf, als die Holzhütte sich aus ihrer Verankerung löste. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass Zeke an ihr vorbeisauste und in der Dunkelheit verschwand. Im selben Augenblick stieß das Boot gegen etwas Hartes unter der Wasseroberfläche und zerschellte wie ein Kinderspielzeug.
    Planken, Bretter und Vorräte flogen herum, von der gleichen Gewalt hochgeschleudert wie auch Clarissa. Einen schrecklichen Augenblick lang segelte sie durch regenerfüllte Luft. Dann schlug ihr Körper auf dem Wasser auf.
    Halb betäubt versank sie in den brodelnden Fluten. Die eisige Umarmung des Flusses wirbelte sie herum wie eine hilflose Puppe. Wasser drang ihr in die Nase und dröhnte in ihren Ohren. Etwas traf sie im Gesicht – etwas Kaltes und Lebendes. Ihr Magen drohte zu rebellieren.
    Nein! Sie wollte nicht sterben, nicht hier! Nicht so! Als der Schock nachließ, begann sie zu kämpfen. Ihre berstenden Lungen trieben sie an die Oberfläche. Ein Blitz zuckte über den blassen Himmel, als ihr Kopf aus dem Wasser auftauchte. Sie schnappte nach der kostbaren Luft und schluckte gleichzeitig einen Schwall schlammigen Wassers. Blasen stiegen von ihren Lippen auf, als die Strömung sie wieder unter Wasser zog.
    Trümmer des zerschellten Bootes wirbelten an ihr vorbei. Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie, als eine der Planken gegen ihre Rippen stieß. Wie durch ein Wunder schob sie sich unter sie und hob sie hoch. Sie umklammerte das Holzstück mit beiden Armen und stieß sich mit den Füßen im Wasser ab, bis sie wieder an die Oberfläche kam. Die schwimmende Planke blieb unter ihr und hielt sie oben.
    Würgend und hustend füllte Clarissa ihre Lungen mit Luft. Sie lebte, doch die Gefahr war noch nicht vorüber. Die tosende Strömung riss sie weiterhin flussabwärts. Abgebrochene Äste, Wrackteile und alle möglichen anderen Dinge schwammen im Wasser herum. Hier gab es keine Siedlungen an den Ufern – keine Häuser, Farmen oder Forts. Dies war pure Wildnis, ein Gebiet, das nur von Bären, Schlangen und nackten rothäutigen Wilden bevölkert war, die sie töten würden, um ihren Skalp an ihre Zeltpfähle zu binden. Im Fluss zu ertrinken war vermutlich besser als das, was sie an Land erwartete.
    Als der Regen aufhörte und die Morgensonne über die Bäume stieg, war Clarissa am Ende ihrer Kräfte. Sie lag quer über der Planke, betäubt von der Kälte und zu erschöpft, um sich an dem rauen Holz festzuhalten. Ihr rotgoldenes Haar wirkte wie ein Netz in dem schlammigen Wasser, und es verfingen sich Zweige, Blätter und ertrunkene Insekten darin.
    Nur halb bei Bewusstsein, wähnte sie sich daheim in Baltimore und glaubte, den betörenden Duft von Brötchen, Schinken und Porridge wahrzunehmen. Sie malte sich aus, wie sie sich im warmen Federbett noch einmal auf die Seite drehte, um sich ein paar weitere Minuten Schlaf zu stehlen; wie sie dann aufstand, sich das Haar bürstete, schnell in ihre Kleider schlüpfte und zum Frühstück hinunterging. An diesem Morgen erfüllte sie selbst der Anblick von Junius' säuerlicher Miene mit Zärtlichkeit. Sie lächelte ihm zu …
    Ein plötzlicher Stoß erschütterte ihren Körper und riss Clarissa aus ihren Träumen. Ihre Holzplanke war auf eine Sandbank gestoßen, die in einer geschützten Biegung vom Ufer in den Fluss ragte. Die Strömung wusch bereits den Sand von der Planke hinunter. Im nächsten Augenblick würde diese sich wieder von der Sandbank lösen und sie mit sich fortspülen. Sie hatte keine Zeit zu verlieren.
    Clarissa nahm all ihre Kraft zusammen und zwang ihren geschundenen und abgestorbenen Körper von der Planke herunter auf die Sandbank. Einen Augenblick blieb sie keuchend liegen. Der Sand gab unter ihrem Gewicht nach, als sie sich zum Ufer vorarbeitete, und es bildeten sich kleine Wassertümpel an den Stellen, wo ihre Hände und Knie sich aufstützten. Eine winzige Schlange glitt über ihren Handrücken und verschwand im Wasser. Clarissa war zu erschöpft, um zurückzuzucken.
    Erst als der Boden unter ihr sich fest anfühlte, ließ sie sich mit
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