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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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einmal, warum ich die Galeone kapern möchte. Ich sagte doch, dass ich vom Meer lebe … ?«
    Olivia ließ das Fernglas sinken. Als sie ihn anschaute, dämmerte ihr etwas. Er war mit Sicherheit kein Gentleman. »Das ist Piraterei.«
    »Das ist es.« Anthony sah sie nun ohne die Spur eines Lächelns an. Er wusste, welche Antwort er von ihr haben wollte. Doch würde sie ihm diese geben? Während der Tage, als er sie wegen ihrer fiebrigen Gehirnerschütterung gepflegt hatte, glaubte er in Olivia ein Aufflackern jener Individualität erkannt zu haben, die Grundlage einer eigenständigen Persönlichkeit war.
    Besaß sie indessen den Mut, diesen Funken der Unabhängigkeit zur vollen Flamme anzufachen? Würde sie Herkunft und Vorsicht in den Wind schlagen und sich dem Abenteuer hingeben?
    Dies herauszufinden, war ihm wichtig. Er wartete und beobachtete ihr Gesicht.
    Olivia sah ihn stirnrunzelnd und nachdenklich mit ihren dunklen Augen an. »Aber … aber es ist gefährlich.«
    »Darin liegt ja der Reiz.«
    »Ach?«, fragte Olivia mehr sich selbst. War Gefahr reizvoll? Sie spürte, wie ihre Nackenhärchen sich sträubten, und warf einen raschen Blick zu dem Piraten hinauf. Er lächelte, und sie ertappte sich dabei, wie sie das Lächeln geheimen Einverständnisses erwiderte.
    Wieder spähte sie durch das Fernglas. Die Galeone kam ihr viel größer als die
Wind Dancer
vor. Die vier großen Segel blähten sich im Wind. Jetzt entdeckte sie an den Seiten Reihen von Rudern, die rhythmisch über die See fegten. »Sie ist sehr schnell«, sagte sie nachdenklich und schürzte die Lippen. »Ist sie schneller als Euer Schiff? K- könnt Ihr die Geschwindigkeit b-berechnen?«
    Das kleine erregte Stolpern hatte Anthony seine Antwort geliefert, und er verbarg ein befriedigtes Lächeln.
    »Sie ist schwerfälliger als die
Wind Dancer
und reagiert viel träger auf das Ruder. Mit vollen Segeln und wenn die Sklaven volles Tempo machen, könnte sie aber entwischen.«
    »Sklaven?«
    »Galeerensklaven. Seht Ihr die Ruder?«
    Olivia, die noch immer durch das Glas spähte, nickte.
    »Ihr werdet sie bald genug riechen.« Sein Mund verzog sich angewidert, und die Belustigung schwand aus seinem Blick. »Sie sind ständig an die Ruderbänke gekettet. Hin und wieder werden sie abgespritzt.«
    »Wie barbarisch!« Olivias Stimme bebte vor Empörung. »Werdet Ihr sie freilassen, wenn Ihr das Schiff gekapert habt?«
    Anthony lachte lautlos auf. »Ihr zweifelt also nicht daran, dass unser kleines Abenteuer siegreich für uns enden wird?«
    Olivia blickte erneut zu ihm auf. Ihre Augen glänzten. »Nein, wirklich nicht. Ich nehme an, Ihr habt jeden Schritt mit größter S-Sorgfalt geplant. Sicher habt Ihr Umstände wie Wind und Gezeiten und die Geschwindigkeit der Ruder in Betracht gezogen … derlei Dinge.«
    »Ja, natürlich«, gab er ihr Recht. »Alle diese Dinge wurden ins Kalkül gezogen.«
    »Ich würde gern wissen, wie man diese Berechnungen anstellt«, sagte sie nachdenklich. »Mathematik gehört zu meinen Lieblingsfächern.«
    »Zieht Ihr sie der griechischen Philosophie vor?«
    Olivia überlegte. »Manchmal ist mir das eine lieber, dann wieder das andere. Es hängt davon ab, ob ein besonderer Aspekt mein Interesse fesselt.«
    »Ich verstehe.« Er schaute über die Reling. Die geheime Belustigung in seinem Blick vertiefte sich.
    »Und was ist mit der F-Fracht der Galeone?«, fragte Olivia und vergaß momentan die Gelehrsamkeit. »Wisst Ihr, ob sie wertvoll ist?«
    »Sehr«, sagte er ernst wie zuvor. »Ich wähle meine Beute mit großer Sorgfalt aus. Sie befördert Golddoublonen und Seide aus Westindien, Dinge, die ich sicher einem besseren Gebrauch zuführen kann als die spanischen Herren.«
    »Werdet Ihr die Sklaven freilassen?«, bohrte sie nochmals.
    »Wenn Euch darin liegt.«
    »Ja.« Olivia nickte energisch. »Ich halte es für ein sehr erstrebenswertes Ziel.«
    »Dann wollen wir die Piraterie mit ein wenig Menschlichkeit garnieren«, nickte Anthony. Er wandte sich an den Steuermann hinter ihm. »Jethro, es wird Zeit, dass wir ihr den Wind nehmen.«
    Der Mann benetzte einen Finger und hielt ihn in den Wind. »Aye, Sir. Sollen wir uns steuerbords voraus nähern?«
    »Das war meine Absicht.« Anthony übernahm das Ruder.
    »Was habt Ihr vor?« Olivia stellte sich neben ihn.
    »Ihr seht, aus welcher Richtung der Wind weht. Er kommt für uns von rechts, von Steuerbord. Gehen wir an dieser Seite längsseits, nehmen wir den anderen den Wind aus den
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