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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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Nichts trat?
    Sie stellte sich Phoebe vor. Phoebe würde sie aus runden blauen Augen ansehen, und ihr Haar würde wie immer den Nadeln entwischen. Phoebe würde vor Angst den Verstand verlieren. Phoebe würde Olivia für tot halten.
    Sie öffnete die Hand mit dem Ring, den sie nach wie vor umklammerte. Hätte sie ihn Phoebe zukommen lassen können, würde diese wissen, dass kein Grund zur Sorge bestand. Erneut blickte sie aus dem Fenster auf die schimmernde Wasserfläche. Jetzt hätte sie eine Brieftaube gebraucht, doch gehörte es nicht zu ihren Gewohnheiten, diese Vögel mit sich zu tragen.
    Trotz allem aber war Olivias Sorge um die Angst ihrer Freundin irgendwie entrückt, von ihrem Ich getrennt, das in dieser Kabine stand und Gott weiß wohin gebracht wurde. Außer Stande, Phoebes Ängste auszuräumen, fühlte sie ihre Besorgnis wie Wasser auf einer Ölhaut von sich abgleiten. Während sie in der Sonne so dastand und die würzigen Gerüche des Meeres einatmete, verspürte sie vor allem Überschwang. Verheißung. Erwartung.

Kapitel 2
    »Mylady, Lord Charles weint.« Das Kindermädchen sagte es leise, fast zögernd im Eingang zur Galerie, wo die Marchioness of Granville von einem Ende zum anderen lief und bei jedem offenen Fenster stehen blieb, um in den stillen, sonnengefleckten Garten hinunterzustarren.
    Phoebe legte eine Hand auf die Brust, als das dünne Greinen des Säuglings sofort ihre Milch einschießen ließ. »Gib ihn mir.« Sie nahm den Kleinen und liebkoste mit den Lippen seine runde Wange. »Zahnt er? Sein Bäckchen ist gerötet.«
    »Ich glaube schon, Mylady. Ich habe sein Zahnfleisch mit Würznelkenöl eingerieben, um die Schwellung zu lindern.«
    Phoebe nickte. Sie setzte sich auf einen tiefen gepolsterten Fenstersitz und schnürte ihr Mieder auf, während das Kleine hungrig und noch immer quäkend nach der Nahrungsquelle tastete.
    »Schläft Nicholas noch?«
    »Ja, Mylady. Sobald er aufwacht, bringe ich ihn.«
    »Heute Morgen hat er äußerst wild gespielt«, bemerkte Phoebe mit liebevollem, mütterlichem Lächeln.
    »Er ist ein richtiger kleiner Teufel … ein Energiebündel«, erklärte das Kindermädchen in beifälligem Ton, ehe es knickste und sich zum Gehen wandte.
    »Von Lord Granville ist wohl noch keine Nachricht gekommen?«, fragte Phoebe, obschon sie wusste, dass man sie vom Eintreffen einer solchen Nachricht sofort in Kenntnis setzen würde.
    »Nein, Mylady. Sergeant Crampton glaubt, dass Seine Lordschaft in Westminster ist, doch schickte er einen zweiten Boten nach Maidstone für den Fall, dass Seine Lordschaft sich bei Lord Fairfax aufhält.«
    Phoebe seufzte, und das Baby ließ die Brust mit entrüstetem Gebrüll los.
    »Macht Euch keine Sorgen, Mylady, das ist schlecht für die Milch«, meinte das Kindermädchen ängstlich. »Sie wird dünn und versiegt womöglich ganz.«
    Phoebe musste sich zur Ruhe zwingen, als sie ihr Kind wieder an die. Brust legte. »Hat Giles keine Nachricht von den Suchtrupps auf der Insel?« Wieder stellte sie eine Frage, auf die sie die Antwort kannte. Giles Crampton, seit Ausbruch des Krieges Leutnant und Vertrauter ihres Mannes, hätte jede Neuigkeit sofort weitergegeben.
    »Noch nicht, Madam.« Wieder knickste das Mädchen und ging.
    Aber jemand musste Olivia doch gesehen haben! Phoebe streichelte das Köpfchen des Kleinen, während er trank, und versuchte ihn trotz ihrer eigenen Unruhe zu beschwichtigen. Wie konnte man einfach vom Erdboden verschwinden? Olivia war nicht geritten, also konnte sie nicht allzu weit gelangt sein. Außerdem war die Insel nicht groß. Sie war doch nicht etwa entführt worden?
    Dies war ihre größte Sorge. Vor einigen Jahren, zu Beginn dieses endlosen Krieges, hatte man versucht, Olivia zu entführen und Lösegeld zu erpressen. Der Entführer hatte das falsche Mädchen erwischt … rückblickend konnte man allerdings sagen, dass es die Richtige war, da Portia, Lord Granvilles Nichte, nun die Gattin ihres einstigen Entführers und über alle Maßen glücklich war.
    In Catos Abwesenheit fühlte Phoebe sich für alles verantwortlich. Sie wusste, dass er es ihr nicht anlasten würde, doch war Olivia nicht nur ihre beste Freundin, sondern auch die Tochter ihres Gemahls, und in Lord Granvilles Abwesenheit nahm Lady Granville im Haus seine Stelle ein. Cato aber hatte nie Einwände gegen Olivias einsame Streifzüge erhoben, da die Insel als sicher galt. Sie befand sich in der Hand der Streitmacht des Parlamentes, die sich überall
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