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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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bemerkbar machte. Die Inselbewohner waren friedfertig, wenn auch meist treue Anhänger des Königs, der auf Carisbrooke Castle unter Bedingungen festgehalten wurde, wie sie nicht bequemer und respektvoller hätten sein können.
    Wo also steckte Olivia? Im Falle einer Verletzung wäre sie von jemandem gefunden worden und hätte Nachricht nach Hause geschickt.
    Phoebe legte das Kind an die andere Brust an. Den Kopf an den Fensterrahmen stützend, schaute sie in den Garten hinunter. Goldlackduft stieg stark und süß von dem Beet unter dem Fenster auf. Ein kleiner Wasserfall in der Mitte des Teiches im Rasen plätscherte leise. Es war eine beruhigende und friedvolle Szene, die einen nicht an grausame Entführungen und schreckliche Verletzungen denken ließ.
    Sie konzentrierte ihre Gedanken auf Olivia, mit der sie sechs Jahre in engster Vertrautheit verbracht hatte und die sie fast so gut kannte wie sich selbst. Was sie verband, ging über Freundschaft hinaus. Phoebe schloss die Augen und stellte sich Olivia vor: den eindringlichen Blick ihrer schwarzen Augen, die kleine, Konzentration anzeigende Furche, die fast ständig zwischen ihren dichten schwarzen Brauen stand, das volle Rund des Mundes. Das ging so weit, dass Olivias Gegenwart ihr Bewusstsein ausfüllte und sie ihre Freundin neben sich zu spüren vermeinte.
    Das Baby war eingeschlafen, die Brust war seinem Rosenmündchen entschlüpft. Phoebe umfasste den winzigen Kopf mit einer Handfläche, während sie mit der freien Hand in die Tasche ihres Kleides griff. Ihre Finger umschlössen den dünnen Reif aus geflochtenem Haar, den sie immer bei sich trug. Zu Beginn ihrer Freundschaft, als alle drei gelobt hatten, sich nie in eine Ehe mit dem üblichen Frauenlos zu fügen, hatte Portia aus Haarsträhnen der Mädchen drei Ringe geflochten. Zwei der Mädchen hatten sich zur Ehe entschlossen, wenn auch nicht für die übliche untergeordnete Rolle der Ehefrau. Einzig Olivia hatte sich bislang an das Gelöbnis der Ehelosigkeit gehalten. Und wer Olivia kannte, wusste, dass es dabei bleiben würde.
    Portia hatte die Ringe zum Spaß geflochten, so wie sie auch spaßeshalber vorgeschlagen hatte, sie sollten in einem ewigen Freundschaftsgelübde ihr Blut vermengen. Phoebe wusste, dass Olivia, wie sie selbst, den Ring stets bei sich trug. Die kampflustige Portia hingegen vermutlich nicht, da es ihr gewiss zu sentimental und wunderlich erschien. In die Betrachtung des Ringes versunken, spürte Phoebe, dass ihr Gefühl ihr gesagt hätte, wenn Olivia ein Leid widerfahren wäre. Und sie fühlte nichts dergleichen.
    Was also führte Olivia im Schilde?
    Olivia verließ die Kabine barfuß und in ihrem geborgten Gewand. Ein- oder zweimal musste sie Halt an der Wand des engen Ganges suchen, als das Schiff auf den Wellen besonders übermütig tanzte und ihre noch immer wackligen Knie nachzugeben drohten.
    Am Ende des Ganges führte eine leiterähnliche Treppe nach oben. Am Fuß der Treppe war ein Sonnenfleck, der aus einer offenen Luke einfiel. Olivia, die hinausspähte, konnte ein Stück blauen Himmel und die Ecke eines weißen Segels sehen.
    Sie kletterte die Treppe hinauf und betrat blinzelnd das sonnenüberflutete Deck unter dem leuchtend blauen Morgenhimmel. Die Decksplanken waren glatt und warm unter ihren nackten Sohlen, der Wind erfasste ihr improvisiertes Gewand und drückte es eng an ihren Körper, um es im nächsten Moment wie ein Zelt aufzublähen.
    Olivia ließ den Blick über die Männer wandern, die emsig und zielstrebig am Werk waren und singend das Zugwerk der Takelung bedienten, in den Wanten kletterten oder Taue spleißten. Niemand schien sie zu bemerken, als sie am oberen Ende des Niedergangs stehend unschlüssig verharrte.
    Da hörte sie eine bekannte Stimme, die einen Befehl rief. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie den Schiffsherrn auf dem Achterdeck hinter dem Steuermann am Ruder.
    Das goldene Haupt war zurückgeworfen, während er zu den Segeln hochsah, breitbeinig auf dem schwankenden Deck stehend, die Hände im Rücken verschränkt, die Augen gegen die Sonne zusammengekniffen. Sein Ton war ruhig und gelassen, Haltung und Miene waren angespannt und hellwach.
    Olivia zögerte kurz, ehe sie zu der aufs Achterdeck führenden Leiter tappelte. Sie kletterte langsam hinauf, da sie bei jedem Schritt Atem holen musste, doch fühlte sie sich trotz leicht wackliger Beine frei und leicht wie eine der Möwen, die über ihr kreisten und ständig herunterstießen.
    »Ach, wie
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