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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet
Autoren: Jason Dark
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Die deutsche Firma, sie stellte rasante Sportwagen her, hatte weder Kosten noch Mühen gescheut und viele ihrer prominenten Kunden eingeladen, die gerade diese Automarke fuhren.
    Aus diesem Grunde standen vor dem kleinen Schloß die schnellen Flitzer Seite an Seite aufgereiht, als wären sie zu einer Parade angetreten, die besichtigt werden konnte.
    Auch Bill Conolly gehörte zu den Porsche-Fahrern und hatte eine Einladung bekommen.
    Erst hatten er und seine Frau Sheila gezögert, einen positiven Vermerk auf die beiliegende Antwortkarte zu schreiben – sie waren beide keine Fans von irgendwelchen Society-Festen –, doch Sheila hatte schließlich den Anstoß gegeben und Bill erklärt, daß sie mal wieder raus müsse.
    »Okay, Darling, wenn du unbedingt willst.«
    Und jetzt waren sie da, ließen sich einhüllen vom Wirrwarr der Stimmen, vom Klingen der Gläser, der leisen Gartenmusik und den Gesprächsfetzen, denn ein guter, inhaltsreicher Dialog kam bei derartigen Gelegenheiten kaum zustande.
    Doch Sheila war in Form. Sie gehörte zu den weiblichen Schmuckstücken der Feier. Die neue Frisur, das enge schwarze Kleid, die feine Jacke aus roter Seide, der dezente Schmuck, dies alles war schlicht, aber elegant, und damit stach Sheila die meisten aufgedonnerten Tanten aus, auch jüngere Frauen.
    Bill ließ seiner Gattin gern die lange Leine, sie sollte sich mal wieder richtig freuen und unter Menschen sein – und natürlich auch Komplimente hören.
    Er hatte zwei Männer gefunden, die er noch von früher her kannte. Es hatte sich herausgestellt, daß die drei im gleichen Semester gewesen waren, und die alten Erinnerungen wurden natürlich an der Außenbar kräftig aufgefrischt und mit harten Drinks gemixt.
    Bill brauchte nicht zu fahren, außerdem aß er zwischendurch immer wieder von den köstlichen Fischhäppchen, die weißgekleidete Diener ebenso reichten wie besten Champagner.
    Die Sonne meinte es ebenfalls gut und schickte warme Septemberwärme aus einem fast wolkenlosen Himmel. Es gab keinen Gast, der sich nicht wohl fühlte, es sei denn, er hatte zuviel getrunken.
    Bill bekam einen Schlag auf die Schulter, der ihn fast in die Knie gehen ließ. Sein linker Nebenmann, früher Sport-As im Semester, jetzt Großhändler für Sportartikel und ebenfalls Porschefahrer, hatte seine Pranke etwas zu hart auf die Schulter des Reporters gelegt.
    »Mensch, ich weiß noch, wie du damals deinen ersten Artikel verfaßt hast.«
    Bill verzog das Gesicht und rieb über die getroffene Stelle. »Tatsächlich?«
    »Ja!« rief der ehemalige Kommilitone mit hochrotem Kopf. »Es ging da um eine Art Bierzeitung. Du hast ein Gedicht gemacht, das unseren alten Professoren die Schamröte ins Gesicht steigen ließ. Seither hatten sie dich auf dem Kieker.«
    »Ja, stimmt!« dehnte Bill und lehnte sich zurück. »Das war für eine Feier.«
    »Richtig. Öffentlich hast du das Gedicht vorgetragen. Danach war Totenstille.« Der Mann fing an zu lachen und wollte sich nicht mehr einkriegen.
    Wenn Bill ehrlich gegen sich selbst war, stellte er fest, daß er den damaligen Zeiten doch entwachsen war. Ronny, so hieß der Mann neben ihm, war doch ein wenig zu laut für seinen Geschmack, ganz im Gegensatz zu Earl, dem zweiten Kommilitonen, der überhaupt nichts mehr sagte und schon abgefüllt war.
    Er hockte auf dem langbeinigen Stuhl und starrte in das Bierglas, denn er hatte nur Bier getrunken.
    »Kannst du es noch, Bill?«
    »Was?«
    Ronny breitete die Arme aus. Seine Fliege hatte er abgenommen, das Hemd sehr weit aufgeknöpft. Er war gebräunt am gesamten Körper, sein langes Haar sah aus wie bleicher Sand. »Das Gedicht, meine ich. Kannst du es noch aufsagen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Schade.«
    »Himmel, das ist lange her, Ronny, zu lange.«
    »Ja, ja stimmt!« krähte er, trank sein Glas leer und nahm sofort ein neues. »Du bist Reporter geworden.«
    »Sicher. Zum Wirt hat es nicht gereicht.«
    Ronny wollte sich ausschütten vor Lachen, verschluckte sich dabei und bekam einen etwas starren Blick, als er über Bills Schulter auf eine Person schaute, die heranschlenderte.
    Es war seine Frau.
    Sehr jung, sehr schön und sehr gestylt. Das Haar hochgekämmt, schwarz gefärbt, mit Glutaugen und in einem hautengen, knallroten Lederanzug, zu dem auch der rote Schmuck an ihren Ohrläppchen paßte. Bill wußte inzwischen, daß es Ronnys dritte Frau war.
    »Hi, Darling, was ist?«
    »Was soll sein?«
    »Du bist so laut.«
    »Hör zu, Baby, ich habe hier
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