Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geschrien. Er und Sheila stemmten sich auch weiterhin gegen die Rattenplage.
    Francis Donovan drehte sich um. Heftig nickte er und lief los, um die beiden zu unterstützen. Dazu sollte es nicht mehr kommen, bevor er sich gegen die Tür stemmen konnte, geschah etwas mit den Tieren. Ein grüner Schein legte sich über die Körper. Die Tür gab dem Druck nach, sie krachte ins Schloß, doch von den Ratten war nichts mehr zu sehen.
    Bill riskierte es und schaute nach.
    Er sah sie kleiner werden, eingehüllt in das grüne Licht, daß sie immer tiefer zurück in ihre Welt zerrte.
    »Verstehst du das?«
    Obgleich nur Sheila angesprochen worden war, schüttelte auch Francis Donovan den Kopf.
    Das begriff keiner von ihnen…
    ***
    Ich mußte an meinen alten Ausbilder denken, als Gwenola säbelschwingend auf mich zuhechtete, um mich in zwei Hälften zu teilen.
    Immer die Ruhe bewahren, hatte er gesagt, um genau im richtigen Augenblick zum Gegenmittel zu greifen.
    Das hoffte ich zu schaffen, denn ich ließ mich gedankenschnell auf den Rücken fallen, als sie sich zusammen mit der Klinge nach vorn wuchtete, aber gegen meine hochgerissenen Füße fiel, die ich blitzschnell hochstemmte und die Kriegerin so über meinen Körper hinwegschleuderte. Wo sie landete, konnte ich nicht erkennen. Wäre das Turmende schmaler gewesen, hätte ich ihren Flug in die Tiefe verfolgen können.
    So aber kam sie auf die Beine, und ich ebenfalls.
    Wieder standen wir uns gegenüber. Ich hörte sie heftig keuchen.
    Der Mund war verzogen, die Pupillen wirkten auf mich wie grün eingefärbtes Eis. Sie war grausam und geächtet, sie wollte ihre Abrechnung, aber diesmal hielt ich ihr voll das Kreuz entgegen.
    Die Bretonin befand sich bereits auf dem Sprung, als sie das Kreuz sah. Ich habe nur wenige Menschen gesehen, die sich so erschreckten wie Gwenola in diesem Augenblick. Ihre Gesichtszüge schienen einbetoniert zu werden. Sie glotzte das Kreuz an. Ungläubiges Staunen zeichnete ihr Gesicht, und dann bewegte sie langsam und vorsichtig den Mund, um Worte zu formulieren.
    »Woher… woher hast du es?«
    »Es gehört mir!«
    »Nein, nicht…« Sie breitete die Arme aus und schüttelte dabei den Kopf. Ihre Faust öffnete sich zur Hand, so daß der Waffengriff hervorrutschen konnte.
    »Wem soll es sonst gehören?«
    »Richard, König Richard. Richard Löwenherz«, ächzte sie und fiel dabei auf die Knie.
    Ich war perplex, denn mit einer derartigen Veränderung hätte ich nie gerechnet.
    Und dann veränderte sich alles.
    Es zu beschreiben, ist fast unmöglich für mich. Hier wurden die Gesetze der Physik aufgehoben. Vielleicht erlebte ich so etwas wie eine Einsteinsche Welt, die man nicht erfassen, befreien und nur errechnen kann. Jedenfalls zog sich alles zusammen.
    Diese Welt drängte sich nicht nach außen, sondern nach innen. Sie verkleinerte sich, und dementsprechend stark wurde auch der Druck auf all die Dinge, die in diese Welt gehörten.
    Mein Kreuz strahlte, es sandte weißmagische Energieimpulse ab, als wüßte es genau darüber Bescheid, daß diese Welt kein Recht hatte, auch weiterhin zu existieren.
    Sie war einmal gewesen, sie gehörte in die Vergangenheit und dort sollte sie auch bleiben oder zerstört werden.
    Das Reich der Bretonin geriet ins Wanken, wobei es sich immer stärker verdichtete.
    Alle hatten darunter zu leiden, nur ich nicht, der Träger dieses wundersamen Kreuzes.
    Es begann bei den klumpigen Vogelkörpern, die es geschafft hatten, den Turm zu umkreisen.
    Mitten in der Luft erfaßte sie der mörderische Druck und preßte sie dermaßen hart zusammen, daß sie als kleine, blutige Klumpen in die Tiefe fielen.
    Dann hörte ich das Knirschen, aber nicht nur unter meinen Füßen, sondern von überall her.
    Es war klar, daß auch die alten Türme dem Druck nicht mehr standhielten, und Menschenkörper erst recht nicht.
    Gwenola konnte niemand retten.
    Sie lag halb aufgestützt vor mir, wollte sich bewegen, streckte mir die gespreizte Hand entgegen, als könnte ich sie aus dem unheimlichen Vorgang entfernen.
    Es war nicht zu machen.
    Ein Knacken und Knirschen, ein Brechen und Ächzen zeigte mir an, daß sie verging.
    Plötzlich rann eine dunkle Flüssigkeit aus ihrer Nase, den Ohren und auch den Augen.
    Es war kein Blut, wie es in meinen Adern floß, daß mußte etwas Schwarzmagisches sein.
    Ich konnte nicht mehr hinsehen und hinhören, aber ich mußte hier weg, sonst brach ich mit dem verdammten Turm zusammen. Nein, die Zeit hätte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher