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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet
Autoren: Jason Dark
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Bretonin.
    Beim zweitenmal nicht mehr.
    Hatte sie bereits die Spitze erreicht? Ich beeilte mich und verminderte das Risiko eines Absturzes keineswegs. Mit der linken Hand hielt ich mich fest – so gut wie möglich, das heißt, ich schabte mit der Fläche an der rauhen Steinwand entlang, wo es immerhin Vorsprünge gab, an denen ich mich abstützen konnte.
    Noch höher, wieder eine Drehung. Frische Luft? Nein, ein Beweis dafür, daß ich mich zu weit vom Ende des Turms entfernt befand.
    Dann schallte mir ein häßliches Lachen entgegen und auch die Stimme der Geächteten.
    »Ich weiß, daß du es geschafft hast, John Sinclair. Ich hätte es auch nicht anders erwartet. Komm nur, komm nur her. Ich werde dich schon empfangen.«
    Während sie sprach, war ich weitergegangen und hatte das Gefühl, einen helleren Fleck über die linke Turmwand huschen zu sehen. Er war wie ein hauchdünner Schleier und konnte auch vom grünlichen Außenlicht stammen, das von oben her in den Turm eindrang.
    Etwas flog mir entgegen. Nein, es wehte. Ich blieb stehen, eng an die Wand gepreßt, weil ich mit einem Stein oder ähnlichem rechnete. Dabei war es nur Staub, allerdings aufgewirbelt von einem der verdammten Vögel, der sich in den engen Schacht hineingedrängt hatte.
    Er fiel schräg auf mich zu, den Hals vorgestreckt wie eine Waffe, den Schnabel geöffnet, dessen Innenhälften scharf wie Messer sein mußten. Ich feuerte.
    Diesmal erwischte die Kugel seine breite Brust. Der Vogel schüttelte sich, dann klatschte er auf die Stufen, noch so weit von mir entfernt, daß er mir nicht auf die Füße fiel.
    Regungslos blieb er liegen.
    Ich stieg über den Kadaver hinweg, durchschritt, eng an die Wand gepreßt, auch die nächste Kehre und sah über mir die viereckige Öffnung, als hätte man sie in den Turm hineingesägt.
    Ich beging natürlich nicht den Fehler, hochzurennen und meinen Kopf durch die Luke zu strecken, auf so etwas hatte die Bretonin bestimmt gewartet. Vorsichtig und geduckt schlich ich näher, ohne dabei die Ränder der Öffnung aus den Augen zu lassen.
    Dort zeigte sich nichts.
    Wollte Gwenola es mir tatsächlich so einfach machen? Das traute ich ihr nicht zu.
    Noch zwei Stufen, dann konnte ich durch die Öffnung klettern. Ich hängte mir das Kreuz um den Hals und zog das Jackett aus. Beobachtet wurde ich bei dieser Aktion nicht.
    Sehr dicht knüllte ich den Stoff zusammen, hielt ihn mit einer Hand fest, zielte, atmete noch einmal tief durch und schleuderte das Jackett in die Höhe.
    Es flatterte durch die Öffnung, und ich sah etwas blitzen. Die Bretonin hatte gelauert und mit ihrem verdammten Säbel zugeschlagen.
    Meinen Kopf hieb sie mir nicht von den Schultern, dafür erwischte sie das Jackett, in dessen Stoff sich die Klinge noch verfing, obwohl sie einen breiten Riß hineingeschlagen hatte.
    Mir gab sie die Chance, die ich brauchte.
    Zwei Sprünge reichten.
    Als Gwenola das Jackett von der Klinge schleuderte, schnellte ich wie ein Irrwisch durch die Öffnung und stand plötzlich vor ihr…
    ***
    Sheila Conolly und Francis Donovan hatten von der neuen Gefahr, die sich näherte, noch nichts bemerkt, weil sie mit sich selbst zu tun hatten. Nur Bill waren die beiden untoten Doggen aufgefallen. Die zerfetzten Leiber sahen schlimm aus, bei einem fehlte sogar der halbe Kopf, aber die Tiere lebten.
    Die unheilvolle Kraft der Bretonin mußte dafür gesorgt haben, daß sie wieder von den Toten zurückgekehrt waren.
    Wie sollte Bill sie endgültig umbringen? Es noch einmal mit der Schrotflinte versuchen?
    Das war schlecht möglich, denn sie würden abermals erscheinen und zuschlagen.
    Der Reporter drehte sich um.
    Soeben bewegte sich Francis Donovan zur Seite. Er mußte irgend etwas mit dem Rücken haben, denn er drückte ihn steif durch. Als er Bill anschaute und dessen gespannte Haltung sah, fragte er: »Was haben Sie, Conolly?«
    »Schauen Sie mal in Ihren Garten.«
    Das tat der Vogelkundler. Zunächst entdeckte er nichts. Er hob sogar die Schultern, dann öffnete er den Mund, und blubbernde Geräusche drangen aus seiner Kehle.
    »Was, zum Teufel…?«
    »Ja, Bill!« schrie auch Sheila. »Was ist das? Mein Gott, da im Garten! Ich werde…«
    »Das sind unsere Doggen, Mädchen!«
    »Aber du hast sie doch…«
    »Mein Gewehr!« schrie Donovan.
    »Okay, nehmen Sie es. Und du, Sheila, verschwinde lieber. Schließ dich in einen anderen Raum ein.« Bill deutete auf eine Tür und fragte Donovan, ohne die Doggen aus den Augen zu lassen:
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