Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
genau verändert?«
    »Wenn ich das wüßte, wäre ich schlauer. Ich kann es nicht sagen, ich weiß es nicht. Es sieht alles aus wie zuvor, und trotzdem habe ich manchmal den Eindruck, als würden es die nicht sichtbaren Kräfte schaffen, in unsere Welt einzubrechen.«
    »Wie geschah das?«
    »Schauen Sie in mein Gesicht, Mr. Sinclair. Was sehen Sie dort au ßer der Haut?«
    »Narben.«
    »Sehr richtig – Narben. Aber die stammen nicht von einer Rasierklinge, wie man hätte annehmen können, nein, sie sind mir von meinen Vögeln beigebracht worden.«
    Jetzt wunderte ich mich. »Das würde bedeuten, daß Ihre Tiere Sie angegriffen haben.«
    »So ist es. Sie griffen mich an. Ausgerechnet mich, der ich so gut zu ihnen bin, sie hochgepäppelt habe, mich um ihre Krankheiten kümmerte, dafür sorgte, daß sie wieder fliegen konnten. Diese Tiere haben mich angegriffen.«
    »Wann war das?«
    Er nahm noch einen Schluck und schaute gegen die Rückseite seines Hauses. »Es begann vor ungefähr zwei Wochen. Zum gleichen Zeitpunkt etwa, als ich die Stimmen hörte.«
    »Welche Stimmen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, John. Es waren jedenfalls Stimmen von nicht sichtbaren Personen.«
    »Von Geistern?«
    »Das haben Sie gesagt, und ich möchte nicht widersprechen, denn Sie sind der Fachmann. Ja, es waren Geisterstimmen, die mir erzählten, daß sich hier einiges ändern würde. Wir alle würden auf einem Gebiet leben oder in einem Land wohnen, das uns nicht gehört. Wir hätten es der Bretonin weggenommen.«
    »Bretonin?« wiederholte ich. »Das hört sich nach Frankreich an. Wir aber leben in England.«
    »Natürlich, das ist es ja. Der Name ist nun mal gefallen, damit muß ich leben.«
    »Kennen Sie diese Bretonin, Mr. Donovan?«
    »Nein, nie gesehen. Ich habe in alten Büchern nachgeblättert und bin auf diesen Begriff nicht gestoßen, das können Sie mir glauben. Wie dem auch sei, der Name jedenfalls spukt in meinem Kopf herum, und er muß gleichzeitig etwas mit den Vorfällen zu tun haben, die mich so beunruhigen, denn die Vögel fielen mich sofort an, wenn ich ihr großes Freigehege betrat. Sie stürzten auf mich zu, Mr. Sinclair. Für mich brach eine Welt zusammen, das konnte ich nicht fassen. Damit habe ich nie gerechnet. Ich war für sie wie ein Vater, sie haben mich akzeptiert, und dann erfolgte dieser unheimliche Umschwung.«
    »Wie verhielten sich die freien Tiere?«
    »Normal. Sie haben mich nicht attackiert.« Er schaute gegen mein Glas, sah, daß es noch über die Hälfte gefüllt war, und schenkte nur sich nach. »Sie blieben normal, sie wollten mir nichts.«
    »Dann könnte es auch damit zusammenhängen, daß die anderen Tiere möglicherweise eingesperrt sind?«
    Das wies Mr. Donovan entschieden von sich. »Nein, wo denken Sie hin, Mr. Sinclair? Sie müssen sich das nicht so vorstellen wie einen Käfig. In diesem Gehege haben die Vögel soviel Platz, daß sie sich nicht gegenseitig anfallen. Er ist gewaltig, und der dünne Gitterdraht fällt einem Fremden kaum auf. Ich sage Ihnen, so etwas ist nicht normal. Da stecken andere Kräfte dahinter. Sie sind ein Mensch, der sich damit beschäftigt. Sie könnten mich möglicherweise von meinen Problemen befreien.«
    Ich verzog den Mund. »Bisher ist alles Theorie, Mr. Donovan.«
    »Sie glauben mir nicht?«
    »Das habe ich nicht gemeint. Es fällt mir nur schwer.« Ich runzelte die Stirn. »Es gibt natürlich Dinge, über die man sich intensiver unterhalten sollte. Ich müßte mir die Vögel anschauen und muß Ihnen gleich dazu sagen, daß ich ein Laie bin, was dieses Gebiet angeht.«
    Er leckte mit einem schnellen Zungenschlag einen Champagnertropfen von der Lippe. »Ich wollte Ihnen noch etwas sagen, Mr. Sinclair. Vielleicht denken Sie dann anders darüber.«
    »Bitte.«
    »Wenn ich angegriffen wurde, geschah das zwar innerhalb des Freigeheges, aber es passierte noch etwas. Wie aus dem Nichts war eine dunkle Wolke gekommen. Sie erinnern sich an diesen Sommer, dessen Ausläufer wir jetzt erleben. Wie oft hatten wir strahlendes Wetter. Es war einmalig. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und dann…« Seine Augen weiteten sich, und er bewegte beide Arme, als wollte er mir den Umriß der Wolke nachzeichnen.
    »Dann kam sie. Sie war einfach da, völlig motivationslos. Sie schwebte über uns, und die Vögel drehten durch.«
    Ich hatte ihm sehr genau zugehört, fragte dennoch kurz nach.
    »Das geschah, als die Wolke kam? Sonst nicht?«
    »Richtig.«
    Ich holte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher