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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes
Autoren: Hans Gruhl
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für die Mörderin hielt. Er hat das vorher schon getan, und
ich hatte noch zuwenig in der Hand, um es ihm auszureden. Aber die Hauptsache
war, daß Corry sie auch dafür hielt. Deswegen mußte Irmela daran glauben, als
sie gerade hierhergezogen war, um den Roman ihres Lebens zu schreiben. Corry
brauchte nicht mehr als zwei Minuten. Sie lief aus dem Speisezimmer nach oben,
nachdem der Doktor heruntergekommen war. Die Köchin merkte nichts. Sie trat zu
Irmela, fragte sie etwas... den Rest brauche ich nicht zu erzählen. Diesmal
hatten Sie ein Alibi, denn Sie waren nicht oben gewesen, aber Corry hatte nur
ein halbes und der Doktor keins. Ich bin ein miserabler Schauspieler, aber ich
habe mir alle Mühe gegeben, so zu tun, als hielte ich ihn für Irmelas Komplizen
und für ihren Mörder. Corry hat es geglaubt. Sie offenbar auch. Nur Cigaglia nicht,
und der hatte Grund dazu.«
    Die Zigaretten waren erloschen. Der
Rauch verflog langsam.
    Stalacarro sah auf seine Uhr. »Es wird
Zeit, daß wir zu Ende kommen«, sagte er. »Sie werden müde sein nach der Arbeit.
Jetzt war alles nach Wunsch gelaufen, Noringen. Ihr Vater war tot, aber seine
Million hatten Sie. Corry hatte hunderttausend, und es war anzunehmen, daß ihre
treusorgende Mutter ihr mehr vermacht hatte. Von den kleineren Beträgen will
ich nicht reden. Nun blieb noch eins zu tun: Corry zu heiraten, sie umzubringen,
untröstlich zu sein, ihr Geld zu erben und weiterzuwandern. Und weil Corrys
Mutter gleich in der Hochzeitsnacht angefangen hatte, wollten Sie nicht anders
verfahren. Corry liebte Sie... der einzige Fehler, den sie in Sasso quadrato
begangen hat. Wir haben uns seit Cigaglias Verhaftung hier herumgetrieben. Er
ist mir nicht böse. Ich konnte ihm schnell klarmachen, warum er Mörder spielen
mußte. Wir haben das Haus beobachtet, Tag und Nacht. Ich hatte das Gefühl, daß
Sie die Hochzeitsnacht nicht ungenutzt vorübergehen lassen würden. Als Sie das
Haus verlassen hatten und zur Terrasse gingen, schlich Hadik sich hinein. Er
versteckte sich im Keller. Ich stand im Park und sah Sie auf der Terrasse.
Hadik ließ mich hinein, nachdem Sie wieder drin waren. Ziemlich ungesetzlich so
was. Wir warteten, was passieren würde, aber wir warteten zu lange. Corry
ertrank in der Badewanne. Wie Michaela Noringen. Wer hat Michaela umgebracht,
Noringen... Ihr Vater oder Sie?«
    »Ist das noch wichtig, Hauptmann?«
    »Nicht mehr. Dann haben wir gesehen,
wie Sie mit Corry herauskamen. Sie wird sehr überrascht gewesen sein in der
Badewanne.«
    Stasi nickte. Sein Gesicht war
verzerrt. »Mein Hochzeitsgeschenk, Hauptmann.«
    Stalacarro sah ihn an. »Ich habe nicht
viele Mörder kennengelernt, Noringen. Sie sind der sympathischste. Verstehen
Sie mich nicht falsch. Sympathisch nur deshalb, weil Sie unsere Zeit nicht mit
Lügen verschwendet haben. Vielleicht hätten Sie es getan — wenn nicht Corry
gewesen wäre und dieses Fenster. Zwei Drittel meiner Geschichte beruhen auf
Vermutungen. Kombinationen. Träume mit den Füßen auf dem Schreibtisch. Aber Sie
haben genauso kombiniert, und Sie hatten recht. Tim Sie mir einen Gefallen,
bevor wir gehen. War es so, wie ich es erzählt habe?«
    Stasi zog den Gürtel seines Bademantels
zusammen. Sein Gesicht war wieder das alte, verbindlich und fast heiter. »Es
war so«, sagte er. »Mein Vater rief mich, weil er Angst hatte. Es war sein
verfluchtes Pech gewesen, an diese Ada mit ihrem Goldtöchterchen zu geraten. Habe
nie was von Heiratsanzeigen gehalten. Er wollte den Rest seines Lebens in
Frieden verbringen. War froh, daß die Geschichte mit Michaela glatt abgegangen
war. Er hat sie übrigens umgebracht, wenn Sie das wissen wollen. Ich habe ihm
nur die passende Methode empfohlen. Als ich hier ankam, wußte ich nur, daß
irgend jemand hinter ihm her war. Dann erzählte er mir von dem Testament. Ich
habe an das Nächstliegende gedacht, wie Sie, und habe Ada beobachtet. Sie wäre
nicht weit gekommen Aber dann erschien Corry, mit der ich nicht gerechnet
hatte. Erst als er tot war, und Sie mich verhörten, da dämmerte mir, wer ihn
erschos sen haben könnte. Und wenn Corry es gewesen war, gab es nur ein Motiv:
Sie arbeitete für Ada. Verdammt selten, daß zwei solche Teams wie wir aneinandergeraten.«
    »Verdammt selten.«
    »Man kann alles Mögliche
einkalkulieren. Irgendwas fehlt immer.«
    »Haben Sie das Geld?«
    »Ja. Ich sprach mit meinem Vater. Wir
hielten es für besser, es mir zu überweisen. Zurückgeben konnte ich es
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