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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes
Autoren: Hans Gruhl
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Die
ersten Ehepartner der beiden waren gestorben beziehungsweise gefallen. Bei den
zweiten hatte man anscheinend etwas nachgeholfen, jeder auf seine Weise. Man
war auf den Geschmack an Erbschaften gekommen. Die Überlebenden waren in einem
neuen Ehebund aneinandergeraten.«
    Stalacarro nahm einen tiefen Zug. Dann
betrachtete er sinnend die Spitze seiner Zigarette. »Ich will zu Ehren des
verstorbenen Herrn Adrian annehmen, daß er tatsächlich die Absicht hatte,
friedlich die Früchte seiner Lebensarbeit zu genießen. Frau Ada hatte diese
Absicht nicht. Sie wußte auch, daß das Testament ihn im Falle ihres Todes
ebenso begünstigte, wie im umgekehrten. Sie handelte sofort. Von der Hochzeitsnacht
sprachen wir. Zwei ihrer Anschläge trafen den Verkehrten. Sie wurde nervös.
Adrian hatte allen Grund, es ebenfalls zu werden. Da verfiel Freund Cigaglia
auf die Notlösung, zuverlässiges Personal zu engagieren. Er erbot sich, das zu
übernehmen. Aber merkwürdigerweise lehnte das Ehepaar ab. Können Sie sich
denken, warum?«
    »Ich ahne es nicht«, sagte Stasi mit
kalter Höflichkeit. In seiner Stimme war ein Anflug von Unruhe.
    »Natürlich nicht«, sagte der Hauptmann
mit Nachsicht. »Wie sollten Sie? Noringens wollten ihr Personal selbst
aussuchen. Frau Ada war mit ihren Anschlägen erfolglos geblieben. Sie brauchte
jemanden, der sie bei weiteren unterstützte. Noringen dagegen brauchte
jemanden, der ihn davor schützen konnte. Beide brauchten die zuverlässigsten
Leute, die sie bekommen konnten. Leute, die ihnen schon geholfen hatten, Herrn
Edgar Jokaster und Frau Michaela van Noringen umzubringen. Ihre Kinder aus
ihren ersten Ehen.«

XIII
     
    Stasi stand kerzengerade. Er lächelte
spöttisch. Seine Augen flackerten. Hadiks Hand hatte sich noch mehr unter sein
Revers geschoben.
    Der Hauptmann griff in die Tasche. »Die
Deutschen waren so freundlich, mir eine Fotografie zu schicken. Noringen ist
darauf mit seiner Frau Michaela. Und der Chauffeur.« Er hielt das Bild vor La
Vernes Augen. »Kennen Sie ihn?«
    »Flüchtig«, sagte Stasi.
    »Der Chauffeur sind Sie. Offenbar haben
Sie weitgehend zur Familie gehört. Aber Noringen hatte gute Gründe, seiner Frau
Ihre Herkunft zu verheimlichen. Die gleichen Gründe wie bei Frau Ada.«
Stalacarro legte das Bild auf den Tisch. »Bei Fräulein Natholm hatte ich
weniger Glück. Da gab’s keine Bilder. Und dabei lassen sich hübsche Mädchen so
gern fotografieren. Sie waren sehr geschickt mit der halben Wahrheit, Stasi.
Noringen stammte aus Ostfriesland. Schon sein Name spricht dafür. Sie sind in
Aurich geboren, aber Sie heißen nicht La Verne, und mit Hugenotten haben Sie
soviel zu tun wie ich mit Heinrich dem Achten. Herr Anastasius van Noringen!
Und ebenso war es mit Corry, die Sie vorhin ermordet haben. Sie heißt Corinna
Jacobsen, war Adas Tochter aus erster Ehe. Und ich will mich hängen lassen,
wenn sie nicht am 21 . Juni 1961 Edgar Jokaster in dessen Wagen
erschossen hat.«
    Nur der Atem der drei Männer war zu
hören.
    »Jokaster hatte sie nie gesehen, wie
wir annehmen können. Warum sollte er nicht ein junges Mädchen ein Stück
mitfahren lassen? Es ist eine Spekulation, aber es kann nicht anders gewesen
sei. Schlichter Raubmord auf der Autobahn. Frau Ada als trauernde Witwe. Und
nach einiger Zeit der Einsamkeit wird eine Heiratsofferte aufgegeben.«
    »So wird es wohl gewesen sein«, sagte
Stasi.
    »Ja. Und wenn wir soweit sind, dann
wird die Methode in dem Wahnsinn sichtbar, und alle Rätsel lassen sich lösen.
Vor allem deswegen, weil nun drei Mörder die Arbeit unter sich aufteilen. Ihr
Vater rief Sie zu Hilfe. Ada holte Sie ab, um zu sondieren, ob Sie gefährlich
werden könnten. Offenbar war sie mit dem Ergebnis zufrieden. Sie hat den Irrtum
bitter bezahlt. Inzwischen hatte sie ihren dritten Anschlag vorbereitet: die Gewehre
im Kaminzimmer geladen. Aber Herr Adrian kam wieder davon. Bei nächster
Gelegenheit erzählte er Ihnen, was sich ereignet hatte. Er tat immer auf Herr
und Diener mit Ihnen, auch wenn Sie allein waren, aus Furcht vor Lauschern. Sie
sind ein kluger Bursche, Stasi. Ihnen dämmerte die Wahrheit sehr schnell. Sie
konnten nur anfangs nicht ahnen, daß Corry die gleiche Rolle wie Sie spielen
sollte. Sie holten sie vom Bahnhof ab. Bei der Rückkehr fanden Sie an der
Haustür einen neuen Drohbrief Adas vor. Dann hatte Ada Gelegenheit, mit ihrer
Tochter zu reden. Corry entschloß sich, sofort zu handeln. Wer sollte sie
verdächtigen, wenn sie einen
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