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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes
Autoren: Hans Gruhl
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Tag im Hause war und keinerlei Motiv hatte, ihren
Dienstherrn zu ermorden? Sie ging nach oben ins Kaminzimmer und erschoß Noringen
mit der Armbrust. Aus nächster Nähe. Vielleicht hat sie ihm eine rührende
Geschichte erzählt, wie sehr sie sich für alte Waffen interessierte.«
    Der Hauptmann nahm sich eine neue
Zigarette. »Rauchen Sie noch eine«, sagte er. »Es muß recht häßlich gewesen
sein, als Sie Ihren Vater gefunden haben.« Er wartete, bis Stasis Zigarette
brannte. »Sie und ich, Noringen«, sprach Stalacarro weiter, »wir beide kamen
bald dahinter, daß in diesem Fall nur Corry die Mörderin sein konnte, wenn wir
auf unseren großen Unbekannten verzichteten. Sie war als einzige mit Noringen
allein im Haus gewesen. Und Ihr Vater hatte Ihnen doch erzählt, daß Jokaster
umgebracht worden ist. Von diesem Zeitpunkt an hatten wir beide ungefähr den
gleichen Gedankengang. Nur glaubten Sie nicht, daß ich auf dem richtigen Wege
war. Und vor allem ahnten Ada und Corry nicht, wer ihr Feind war und was ihnen
bevorstand. Ich bin fest überzeugt, daß Sie der Inhaber des geheimen Kontos in
Zürich sind. Ihr Vater war in Sorge... er hat Ihnen das Geld gerade noch
rechtzeitig übergeben, um es vor Ada in Sicherheit zu bringen. Dann war sie
geprellt, auch wenn ihr nächster Anschlag gelingen sollte.« Stalacarro beugte
sich vor. »Was war das für ein Gefühl, als Cigaglia mit Ada in die Bank ging,
und Sie standen draußen und wußten, daß nichts mehr von dem Geld da war?«
    Stasi lächelte. Eine Veränderung war
mit ihm vorgegangen, als hätte er den richtigen Entschluß gefaßt. »Ein
wonniges, Hauptmann.«
    Jetzt lächelte auch Stalacarro. »Ich
sehe, daß meine Schlußfolgerungen Ihnen gefallen. Nun war die Reihe an Ihnen.
Sie wollten Ihren Vater an den beiden rächen, schnell und durchschlagend. Frau
Ada fiel es ein, mit Corry auf den See hinauszufahren, um ungestört mit ihr
alles Weitere besprechen zu können. Das kam Ihnen sehr gelegen. Als Sie das
Boot seeklar machten, brachten Sie eine dezente, kleine Sprengkapsel mit
Zeitzünder an der Bordwand an. Kein sehr originelles Verfahren, aber es hatte
drei Vorteile für sich. Erstens: Gelang der Anschlag, dann war alles erledigt,
und man würde um so mehr an unbekannte Täter glauben. Zweitens: Rettete Corry
Frau van Noringen unter Einsatz ihres Lebens, dann war erneut bewiesen, daß
zwischen beiden eine enge Verbindung bestehen mußte. Und drittens konnten Sie
in diesem Fall den zweiten Retter spielen und den Verdacht der Urheberschaft
von sich ablenken. So geschah es. Und wir standen auch noch neben Ihnen an
diesem Fenster und wurden Zeugen Ihres Edelmutes. Aber einen Nachteil hatte der
Sprengkapselspaß doch. Sie hatten am Boot gearbeitet. Und da wir einmal
entschlossen waren, auf Unbekannte zu verzichten, mußte der Verdacht diesmal an
Ihnen hängenbleiben, trotz der Rettungsaktion. Die Kapseln gehörten wohl zu der
Ausrüstung, die Sie sich mitgebracht hatten?«
    »Gutes Handwerkszeug ist wichtig,
Hauptmann.«
    »Natürlich. In diesem Haus hatte jeder
seins bei sich. Leider kam es nun dazu, daß Frau Adas Nervosität wuchs. Sie
überwies zweihunderttausend Franken auf Corrys Konto... das gleiche, was Ihr
Vater bei Ihnen getan hatte. Hunderttausend gab sie noch dazu, für die
Lebensrettung, ganz offiziell. Und der wackere Stasi bekam auch zwanzigtausend
für sein Schauschwimmen.«
    Stasi entblößte die Zähne. »Edle Taten
zahlen sich aus. Bedenken Sie die Unkosten für die Sprengkapseln.«
    »Jetzt waren Sie überzeugt, daß
zwischen Ada und Corry der gleiche Zusammenhang bestand, wie zwischen Noringen
und Ihnen. Damit war das Schicksal der Damen besiegelt. Nachts, als Hadik
unterwegs war, legten Sie einen Zettel mit einer neuen Morddrohung in sein
Zimmer. Immer treulich nach der alten Methode. Am nächsten Tag war es dann
soweit. Sie gingen zur Garage, holten den Wagen heraus, liefen den anderen Weg
zurück und ein Stück weiter in den Park. Ada kam vorbei. Sie taten so, als
wollten Sie ihr etwas zeigen. Sie zeigten ihr auch was. Das Stilett.«
    Hadik sah, wie die Zigarette in Stasis
Hand schwach zitterte.
    »Wieder das Allereinfachste«, sagte
Stalacarro. »Kein Unbekannter, kein Geist, niemand auf Urlaub aus der Hölle.
Nur Frau Ada und Herr van Noringen junior allein im Park.« Stalacarro drehte
den Kopf zurück. »Hat er Ihnen sein Entsetzen schön vorgespielt?«
    Hadik knurrte undeutlich.
    »Es muß gut gewesen sein. So gut, daß
Hadik Irmela Zirli
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