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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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seiner Kleidung warenohne Zweifel durch den Stoß entstanden, den ihm der Stier gegeben hatte.
    Die Türe öffnete sich und Dr. Ruiz trat ein. Seine Kollegen überließen ihm die Untersuchung. Er fluchte in seiner nervösen Art, während er Garabato half, die Kleider des Torero zu öffnen. Eine Bewegung des Entsetzens, der schmerzlichsten Überraschung ging durch das Zimmer. Der Banderillo wagte nicht, zu fragen. Er sah den Unterleib des Toreros durch einen klaffenden Riß, dessen blutige Ränder eine bläuliche Farbe zeigten, in seiner ganzen Weite geöffnet. Dr. Ruiz schüttelte traurig den Kopf. Außer dieser entsetzlichen, tötlichen Wunde hatte der Torero noch einen furchtbaren Schlag durch den Schädel des Tieres erhalten. Der Atem hatte bereits ausgesetzt.
    »Doktor, Doktor«, seufzte der Banderillo, um die Wahrheit zu erfahren.
    »Er hat ausgelitten, Sebastian, du kannst dir einen anderen Torero suchen.«
    Der Nacional hob die Augen in die Höhe. So starb ein Mann wie Gallardo, ohne die Hand seiner Freunde drücken zu können, ohne ein Wort zu sprechen, wie ein armes Kaninchen, dem man das Genick abschlägt.
    Die Verzweiflung trieb ihn hinaus. Er konnte das blasse Gesicht nicht mehr ansehen. Er war nicht wie Potaje, der vor dem Bette stand und den Leichnam betrachtete, als sähe er ihn nicht, während er seine Kappe in den Händen herumdrehte. Sebastian weinte wie ein Kind, seine Brust wollte vor Herzleid zerspringen, während sich seine Augen mit Tränen füllten.
    Die Schreckensnachricht verbreitete sich schnell im Zirkus: Gallardo war tot. Einige bezweifelten die Wahrheit der Kunde, andere hielten sie für richtig, doch niemand verließ den Platz. Der dritte Stier sollte an die Reihe kommen. Die Veranstaltung war noch in der ersten Hälfte und es lag kein Grund vor, auf sie zu verzichten.
    Der Lärm der Menge und die Klänge der Musik drangen an das Ohr des Nacional, der in seinem Innern plötzlich einen wilden Haß gegen all das aufsteigen fühlte, was ihn umgab – einen Widerwillen gegen seinen Beruf und das Publikum, welches ihm diesen ermöglichte. In seinem Ohre ertönten alle jene stolzen Worte, mit denen er die Leute zum Lachen gebracht hatte, und sie gewannen nun eine neue Berechtigung für ihn.
    Er dachte an den Stier, den man jetzt aus der Arena schleppte, während seine verglasten Augen in den Himmel starrten. Dann sah er den Freund, der nur einige Schritte von ihm an der anderen Seite der Wand unbeweglich und starr mit zerfleischtem Unterleib und einem glanzlosen, geheimnisvollen Ausdruck um die gebrochenen Augen dalag.
    Armer Stier, armer Torero ... Von neuem drang freudiger Lärm, der die Fortsetzung des Stiergefechtes verkündete, an sein Ohr. Der Nacional schloß die Augen und ballte die Fäuste.
    Und draußen brüllte der Stier, der Besieger Juans und aller seiner Gefährten.
    Ende
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