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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower
Autoren: Jason Dark
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Sie hatten sich dort kennengelernt, wo sich zumeist die reife Jugend hingezogen fühlt, wenn sie tanzen wollte. Also die Männer und Frauen über dreißig. Für Teenies waren das schon Grufties.
    Anne Baker und Justin Gold. – Eigentlich war es Zufall, daß sie zusammentrafen, und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Anne hatte an der Bar gestanden, das Glas mit dem Drink in der Hand. Irgendwann hatte sie sich etwas zu hastig umgedreht.
    Justin Gold hatte nicht mehr ausweichen können und auch nicht wollen. Der gefärbte Drink schwappte aus dem Glas und auf sein helles Jackett.
    »Ach Gott, nein!«
    »Ach Gott, ja«, sagte er und grinste.
    Himmelblaue Augen starrten ihn an. Dann ging es weiter wie in einer Liebesschnulze. »Wie kann ich das je wieder gutmachen, Mister?«
    »Gestatten – Gold, Justin Gold.« Er sagte es so, als würde sich James Bond vorstellen.
    »Ich heiße Anne Baker.«
    »Da wissen wir schon einiges. Außerdem wüßte ich, wie Sie es gutmachen können. Sie brauchen mir das Jackett nur zu reinigen.«
    Da wurden die himmelblauen Augen noch größer. »Das ist hier doch nicht möglich.«
    »Das braucht es auch nicht zu sein.«
    »Sie wollen weg?«
    »Ja.«
    »Und wohin, bitte?«
    Gold fuhr durch sein angegrautes Haar. »Ich hätte da etwas Romantisches. Lieben Sie Romantik, Anne?«
    »Und wie.«
    »Auch die Themse?«
    »Es kommt darauf an.«
    Er lächelte. »Ich kenne da ein kleines Hausboot. In diesem prächtigen Sommer habe ich es gemietet und feststellen müssen, daß auch der September noch wunderbare Tage hat.«
    Anne lächelte kokett. »Aber jetzt haben wir Abend. Es ist schon dunkel.«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und spürte, daß sie anfing zu zittern. »Lassen Sie mich ausreden. Die Nächte auf der Themse sind nämlich noch wunderbarer.«
    »Ach ja?«
    »Darf ich es Ihnen beweisen?«
    »Auf dem Hausboot?«
    »Aber ja.«
    Anne nickte. »Nun gut, Sir. Sie werden die Situation doch nicht auskosten wollen, nicht wahr?«
    »Es geschieht nichts, womit Sie nicht einverstanden wären, Anne. Sie haben schon gezahlt? Dann lassen Sie mich das übernehmen.« Justin Gold erledigte so etwas locker. Überhaupt war er ein Mann, dem es mal wieder leichtgemacht worden war. Daß diese Anne schon jetzt weich in den Knien war, hatte er sofort gespürt. Sie war zwar nicht unbedingt sein Typ, weil sie etwas zu aufgesetzt reagierte, aber was sollte es? Er wollte in dieser Nacht noch zum Schuß kommen.
    Sie wartete neben der Tanzfläche, durch deren Glasboden ein Muster aus Farben floß und dabei noch kreiste. Wer zu lange hinschaute, bekam es mit den Augen.
    »Sie hatten einen Mantel?«
    »Nein, Mr. Gold.«
    »Sagen Sie um Himmels willen Justin.«
    »Abgemacht.«
    Nicht einmal vierzig Minuten später befanden sie sich auf dem Hausboot, und Anne Baker konnte nur staunen. Sie hatte einen verstaubten Kahn erwartet, genau das Gegenteil hatte sie vorgefunden.
    Dieses Boot sah aus, als wäre es erst vor einer Woche vom Stapel gelaufen. Anne stand in einem prächtigen Raum, der den Namen Kajüte nicht verdiente. Er war Schlaf- und Wohnraum zugleich.
    Die breiten Liegen, das warme Mahagoniholz, die herrliche Bar, der schmale Durchgang zu einem mit hellen Fliesen gekachelten Bad, die leicht schaukelnden Lampen unter der Decke, das alles kam ihr vor, als würde sie einen besonders interessanten Traum erleben, aus dem sie im nächsten Moment aufwachen würde.
    Es war kein Traum. Anne merkte es spätestens dann, als warmer Atem und weiche Lippen fast gleichzeitig über ihre Schulter hinwegstrichen und Hände die Linie ihrer Arme nachzeichneten.
    »Gefällt es dir?«
    »Es… es … ist einfach ein Traum, Justin. Und das gehört alles dir allein?«
    »Natürlich.« Er verschwieg ihr, daß er das Boot nur gemietet hatte, noch für zwei Wochen. Bis dahin würde er Anne längst vergessen haben.
    Sie trat an eines der Fenster. »Der Fluß und der Tower«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, welchen Aus- oder Anblick ich am meisten bewundern soll.«
    »Ist dir der Tower nicht zu düster?«
    »Nein, was wäre London ohne ihn?«
    »Das stimmt allerdings.« Justin war dicht hinter seine neue Flamme getreten und ließ seine Blicke an ihrer etwas für seinen Geschmack zu dick gepolsterten Rückseite entlanggleiten. »Was möchtest du trinken?« fragte er mit seiner Verführerstimme.
    »Jedenfalls nichts Hartes.«
    Justin räusperte sich. »Wie wäre es mit Champagner? Ich habe einen außergewöhnlichen
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