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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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in der Arena. Man hatte sie mit Sand verdeckt, um sie nach dem Fall des Stieres zusammen mit diesem hinauszuschaffen. Oft ersetzte man die fehlenden Teile, indem man mit roher Hand Wergballen in den Bauch stopfte.
    Denn das Wichtigste war, die Tiere noch einige Minuten länger auf den Füßen zu halten, bis die Picadores wieder in die Arena gingen. Der Stier würde sein Werk schon vollenden ... Und die sterbenden Pferde ertrugen diese Verlängerung ihrer Qualen, ohne sich zu wehren. Man hatte sie mit Peitschenhieben auf die Füße gebracht und nun standen sie, am ganzen Körper zitternd, da. Eines dieser Opfer wollte in seiner Qual einen der Stallburschen beißen. Zwischen seinen Zähnen sah man noch Hautstücke und Haare stecken. Als es den zerfetzenden Stoß der Hörner in seinem Leib spürte, hatte das unglückliche Tier mit der Wut eines toll gewordenen Schafes in den Hals des Stieres gebissen.
    Die verwundeten Pferde ließen ein klagendes Wiehernhören, wenn die Wundgase nach außen drangen. Der üble Geruch von Blut und Exkrementen verbreitete sich im Hofe. Das Blut lief zwischen den Steinen ab und bildete beim Eintrocknen schwarze Krusten.
    Das Gebrüll der unsichtbaren Zuschauer drang bis hierher. Es waren Ausrufe der Unruhe, welche die gefährliche Lage eines Banderillo erkennen ließen. Dann trat lautlose Stille ein. Der Mann hatte sich gegen den Stier gekehrt und lärmender Applaus begleitete einige gut angebrachte Lanzenwürfe. Dann ertönten Trompetenstöße, die den Fall des Stieres verkündeten und der Beifall brach von neuem aus.
    Carmen konnte es hier nicht mehr länger aushalten. Was zögerte sie noch? Sie kannte die Reihenfolge nicht, in der die Toreros auftraten. Vielleicht stand gerade in diesem Augenblicke ihr Mann dem Stier gegenüber. Und sie war hier, nur einige Schritte von ihm entfernt, ohne ihn zu sehen.
    Außerdem ängstigte sie das Blut, welches überall im Hofe rann. Dazu sah sie die Qualen der armen Tiere und ihr weibliches Empfinden empörte sich gegen diese Marterung. Sie preßte ihr Taschentuch gegen die Nase, um sich gegen den Geruch dieses Schlachthofes zu schützen.
    Lärmender Beifall brach innerhalb der Arena los. Der erste Stier war gefallen und Carmen sah ihren Schwager unter den Arkaden herankommen. Er glühte noch vor Begeisterung über das, was er gesehen hatte.
    »Juan ist großartig, wie niemals zuvor. Nur keine Angst.«
    Dann blickte er sie voll Unruhe an, als fürchtete er, sie könnte ihm einen so interessanten Nachmittag verderben. Was beabsichtigte sie?
    »Gehen wir weg«, sagte sie mit angstvoller Stimme. »Führe mich weg von hier. Ich werde noch ohnmächtig. Lasse mich in der ersten Kirche, welche wir finden.«
    Der Schwager machte eine Bewegung. Beim Himmel, eine so prächtige Veranstaltung zu verlassen. Und während sie zur Türe schritten, überlegte er, wo er Carmen lassen sollte, um so schnell als möglich wieder zurück zu können.
    Als der zweite Stier in die Arena sprang, empfing Gallardo, der noch immer an der Barriere stand, die Glückwünsche seiner Bewunderer. Was war das doch nur für ein Kerl, wenn er wollte. Der ganze Zirkus hatte ihm beim ersten Stier Beifall geklatscht, ohne an die Mißstimmung der letzten Tage zu denken. Als ein Picador stürzte und infolge des schrecklichen Falles leblos liegen blieb, war Gallardo mit seinem Mantel herbeigesprungen und hatte das Tier auf sich gezogen. In der Mitte der Arena hielt der Stier unbeweglich und müde an. Der Torero, der diese augenblickliche Gefühllosigkeit bemerkte, blieb einige Schritte vor seiner Schnauze stehen und stieß ihn, als ob er ihn herausfordern wollte, in den Bauch. Er fühlte die Sicherheit seiner früheren Tage. Er mußte das Publikum mit irgendeinem tollkühnen Streich wieder für sich gewinnen und so kniete er sich vor die Hörner, bereit, bei der geringsten Bewegung aufzuspringen.
    Der Stier blieb ruhig. Nun streckte er eine Hand aus, um das geifernde Maul zu berühren, ohne daß das Tier eine Bewegung machte. Dann wurde er kühner, während das Publikum in atemloser Spannung verharrte. Er legte sich langsam auf den Sand und blieb so vor den Nüsterndes Tieres, das ihn mit einer gewissen Bestürzung anschaute, als fürchtete es eine Gefahr von diesem Körper, der sich so furchtlos vor seinen Hörnern hinstreckte.
    Als der Stier endlich zum Angriff überging und die Hörner senkte, rollte sich der Torero vor seine Füße und der Stier sprang über ihn hinweg, als er in seiner
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