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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins
Autoren: Petra Hammesfahr
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Bisher steht nicht fest, daß er auch nur einem ein Haar gekrümmt hat.
    Die werden erst aktiv, wenn sie über Leichen stolpern. «

    Er griff nach dem Wagenschlüssel, den er in der Nacht achtlos auf das Regal neben das Telefon gelegt hatte. Während er auf die Haustür zulief, rief er noch:

    »Sie sind nicht daheim. Sie sind in der Eifel. Ich fahre hin. Du kannst es ja versuchen, ruf an, laß dich mit diesem Kleiber verbinden. Oder fahr am besten gleich selbst hin. Jetzt mach schon, na los doch! «

    Und im Hinauslaufen schrie er ihr noch zu, wo genau das kleine Wochenendhaus lag.
    Dann saß er in seinem Wagen, den Magen immer noch mit Steinen gefüllt. Nicht mehr vom Kaffee, nur von der Erwartung.
    Er wird sie alle umbringen, vielleicht hat er es schon getan.
    Nachdem Edmund das Haus verlassen hatte, bemühte
    Dorothea sich, mit zittrigen Fingern den Notruf zu wählen. Es war an sich gar kein Problem, eins, eins, null, nur drei Tasten zu drücken. Aber Ed schrie ihr immer noch zu:

    »Das glaubst du doch selbst nicht! «

    Guter Gott, nur weil er schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
    Eins, eins, null. Und gleich darauf eine sonore Männerstimme.
    Dorothea nannte ihren Namen, schilderte die Situation, gab die Lage des Wochenendhauses durch.
    Und der Polizist wollte wissen, wo sie sich derzeit befand.

    »Im
    Haus meines Schwagers, in Pulheim. Er ist bereits unterwegs.
    Aber das dauert doch viel zu lange. Hören Sie, Sie müssen Ihre Kollegen dort verständigen. Es muß sofort jemand hin, der Kerl hat meine Schwester und zwei alte Leute, und ich weiß nicht, was er mit ihnen machen wird. Er wird sie umbringen. «

    Dorothea spürte gar nicht, daß sie zu weinen begann. Gerda Winzens Schilderung hatte ihr einen Schock versetzt, den sie noch gar nicht verarbeitet hatte. Vor allem dieser eine Satz. Das hat noch viel Zeit. Die Zeit war um. Sieben Jahre. Auch ein Spinner wollte mal mit einer Frau schlafen, und wenn er sie anschließend töten mußte, damit sie nicht lachte.
    Und der Polizist verlangte, daß sie sich beruhigte. Ernst nahm er sie schon. Aber er wollte wissen, wie sie von der Situation Kenntnis bekommen hatte, wenn sie gar nicht in der Nähe des Hauses war. Durch einen Anruf. Nun gut. Man werde das Haus überprüfen lassen. Ein Trost war ihr das nicht.
    Dann stand sie da. Gerda Winzen sprach immer noch auf sie ein, sprach von einem krummen Ding. Dorothea ging zurück in die Küche, zündete sich eine Zigarette an, beruhigte sich allmählich wieder, schaffte es, nachzudenken, trank dabei ihren Kaffee aus. Er war kalt geworden.
    Edmund war seit nicht ganz zehn Minuten unterwegs. Und er würde nichts weiter finden als ein verlassenes Haus. Die Vordertür unverschlossen, im Innern Kampfspuren. Und vor dem Haus ein alter Wagen mit demolierter Seitenscheibe. Die Tür an der Fahrerseite weit offen. Der Wagen war kurzgeschlossen.
    Aber auch bis dahin war noch viel Zeit. Dorothea nutzte sie auf ihre Weise. Ein krummes Ding! Sie war damals ebenfalls von der Polizei befragt worden, mehrfach. Und sie war alt genug gewesen, um zu begreifen, worum es ging. Die suchten
    verzweifelt nach Schramms Komplizen, hatten keine Ahnung, wo die Beute geblieben war.
    Und später kam Patrizia aus den Therapiestunden heim,
    häppchenweise mit neuen Erkenntnissen versorgt. Ein eiskalt planender Psychopath, ein Einzelgänger, der seine Verhaftung regelrecht inszeniert hatte. Wenn Ed jemals recht gehabt hatte mit seinen Behauptungen, dann fuhr er jetzt in die falsche Richtung. Es war fast schon simpel, eins und eins und eins ist drei. Die nirgendwo aufgetauchte Beute von damals, darunter ein paar sehr auffällige Stücke, die man nicht so ohne weiteres loswurde, höchstens weit unter Wert, und das war wohl nicht in Schramms Sinn gewesen. Eine ausgebildete Goldschmiedin, jetzt brauchte Schramm nur noch eine Werkstatt. Aber die Werkstatt lag nicht in der Eifel, sondern in Raderberg.
    Es war für Dorothea eine Sache von ein paar Sekunden, das Haus zu verlassen und zu ihrem Wagen zu gehen. Im Ablagefach unter dem Armaturenbrett lag die geladene Pistole, die Paul ihr am frühen Morgen in die Finger gedrückt hatte.

    »Hier, gib sie Ed. «

    Das hatte sie nicht getan, jetzt war sie dankbar dafür.
    Kurz bevor sie ihr Ziel erreichte, hielt sie noch einmal an einer Telefonzelle, wählte erneut den Notruf. Gar nicht lange verhandeln diesmal. Sie nannte irgendeinen Namen, gab sich als Passantin aus, die gerade an einem bestimmten Haus in
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