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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins
Autoren: Petra Hammesfahr
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Köln-Raderberg vorbeigegangen war. Die aus dem Haus zuerst einen Schrei und dann mehrere Schüsse gehört hatte.
    Dann fuhr sie das letzte Stück, nicht ganz bis zum Haus. Von der Polizei war nichts zu sehen. Das Haus lag da wie verlassen. An allen Fenstern der Vorderfront waren die Rolläden herabgelassen.
    Das Garagentor war geschlossen. Dorothea ging an der Garage vorbei zur Rückfront, auch hier alle Fenster von den Läden und zusätzlich von starken Gittern versperrt. Bis auf die Terrassentür.
    Sie war innen mit einer Gardine verhangen. Dorothea konnte nicht erkennen, ob sich jemand im Wohnzimmer aufhielt. Nur daß der Fernseher lief, erkannte sie an dem bläulich flackernden Licht.

    Vielleicht war alles nur ein Alptraum, eine Fortsetzung der
    Nacht. Vielleicht war sie Ed gefolgt, als der nach oben ging.
    Aber Ed existierte gar nicht, und jetzt stand sie allein. Vor einer Tür. Der Schlüssel steckte, und das Holz zitterte. Und alles war so kalt. Und dieser Geruch. So wollte sie nicht riechen, so nicht.
    Es ging irgendwie von selbst. Mit dem gesamten Gewicht gegen die Tür gestemmt, die Hand am Schlüssel, das vorsichtige Umdrehen, während der Dicke sich von außen gegen das Holz warf. Und das Messer, eine feststehende Klinge, gute zwanzig Zentimeter lang, lang genug, um ein Herz zu erreichen, auch wenn es unter etlichen Lagen Fett schlug.
    Jetzt nahm er wieder Schwung, in der nächsten Sekunde würde er seine Schulter wieder mit Wucht gegen das Holz werfen. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie er stand. Ein bißchen seitlich.
    Sie nahm das Messer in die linke Hand, trat einen Schritt zur Seite neben die Tür. Sie war nicht so gut mit der linken Hand, aber das war die einzige Möglichkeit. Die rechte lag auf der Türklinke, drückte sie nieder, riß die Tür auf.
    Es war exakt abgeschätzt. Sie mußte nicht zustechen, hätte das vielleicht auch gar nicht gekonnt. Der Dicke warf sich förmlich in das Messer. Sie hörte sich schreien, immer noch den Namen, Heiko! Und den Dicken schreien, nur einen Schmerzlaut. Wie er da vor ihr stand, wirkte er ganz ratlos und sehr verblüfft. Er versperrte den Weg zur Treppe. Sie konnte nicht an ihm vorbei.
    Das Messer steckte in ihm, aber er fiel nicht um.

    »Du Aas «, sagte er und grinste, so dreckig und fettig wie von der ersten Minute an.

    »Dafür zahlst du. «

    Dann hob er die Hände, legte eine auf ihre Schulter, mit der anderen bekam er den Halsausschnitt ihres Hemdes zu fassen. Er zerrte daran.
    Warum fiel er denn nicht? Er blutete doch. Es dauerte so lange. Er war stark, drückte ihre Schultern gegen den Türrahmen und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen sie. Dann ließ er das Hemd los, hob die Hand, um sie zu schlagen.
    Aber das schaffte er nicht mehr. Er sackte in sich zusammen,
    kam mit den Knien zuerst auf dem Teppich auf, krümmte sich vor und strich mit den Händen über seinen Bauch, streifte sogar das Messer.
    Als er mit dem Kopf auf den Boden schlug, machte sie einen Satz auf die Treppe zu. Schreien konnte sie nicht mehr, auch kaum noch atmen. Sie hetzte die Treppe hinunter, durch die Diele zum Wohnzimmer. Aber sie hatte die Tür noch nicht erreicht, als er hinter ihr fragte:

    »Wo willst du denn hin, Püppi? Und so eilig!
    Ich denk’, du willst mir helfen! Hast du keine Lust mehr? «

    Seine Stimme klang erstaunt. Er kam langsam die Kellertreppe hinauf, betrachtete sie kopfschüttelnd, als sie sich zu ihm umdrehte.

    »Wie siehst du denn aus, Püppi? Hast du mit Ketchup gespielt? «

    Daß er die Pistole in der rechten Hand hielt, bemerkte sie gar nicht. Sie stand nur da, direkt bei der Tür, und war fast ein bißchen erleichtert, ihn zu sehen.

    »Er wollte mich umbringen «, stammelte sie, fühlte das Schluchzen aufsteigen, den zittrigen Atem und die Schwäche in den Beinen, das Bedürfnis, sich an ihn zu klammern so wie damals im Gerichtssaal, weil doch außer ihm niemand da war.

    »Wo warst du denn, Heiko? Wo warst du denn? Ich hab’ nach dir gerufen. «

    »Nur mal telefonieren «, erklärte er mit amüsierter Stimme,

    »hier funktioniert das Telefon nicht. Hast du doch bestimmt schon gemerkt. Wir mußten aus Sicherheitsgründen die Leitung aus der Wand reißen, verstehst du sicher. «

    Antworten konnte sie ihm nicht, auch nicht nicken.

    »Er wollte mich umbringen «, wiederholte sie.
    Immer noch kopfschüttelnd und mit einem kleinen Lächeln kam er durch die Diele auf sie zu und erklärte dabei:

    »Nein, Püppi. Ein bißchen Spaß, mehr
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