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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins
Autoren: Petra Hammesfahr
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er
    homosexuell? «

    Gerda Winzen lachte in den Telefonhörer.

    »Nee, der ist gar nix. Ein Schwein ist er. Ein Irrer. Ein Sadist. Er ist verrückt, richtig verrückt, glauben Sie mir. Er hat mich mal halbtot geschlagen, weil ich… Ich hatte ihm… «

    Sie brauchte ein paar Sekunden, um es flüssiger
    herunterzuhaspeln:

    »Na ja, er sah nicht übel aus. Ich war allein, und wo er mich doch ständig auf seine Touren mitnahm. Er zahlte gut dafür, und ich brauchte das Geld. Aber ich dachte, na ja, ich dachte, er hat auch anderweitige Interessen an mir. Und ich mochte ihn ja auch. Verstehen Sie? «

    »Natürlich «, sagte Edmund.
    Und Gerda Winzen erzählte ihm, wie sie an einem Sonntag aus Amsterdam zurückkamen. Wie sie ihre beiden Kinder ins Bett brachte, sich dann zu Schramm auf die Couch setzte. Er hatte sich nicht, wie sonst üblich, gleich von ihr verabschiedet.
    Durchaus ein Anlaß, Hoffnungen zu schöpfen. Aber dann sprachen sie über Patrizia. Er sprach darüber, meine Kleine, sagte er.
    Gerda Winzen hatte erlebt, wie das Verhältnis seinen Anfang genommen hatte. Sie wußte auch, wie es weitergegangen war.
    Er sprach oft genug darüber. Nur was er von diesem jungen Mädchen wollte, das begriff sie nicht ganz.

    »Verstehe ich nicht, daß du so an ihr hängst. Du siehst sie doch kaum. Und ich denke, du hast gar nichts mit ihr. «

    »Noch nicht «, antwortete er.

    »Die heb’ ich mir für später auf.
    Mit der hab’ ich was ganz Spezielles vor. Aber das hat Zeit. Das hat noch sehr viel Zeit. «

    »Und was ist jetzt? Brauchst du das nicht, hin und wieder eine Frau? «

    Er lächelte. Er lächelte eigentlich immer. Dieses mysteriöse Lächeln, das ihn in Gerdas Augen so attraktiv machte. Und er
    kannte seine Wirkung, legte wie zufällig einen Arm auf die Couchlehne und damit um ihre Schultern. Dann küßte er sie. Er war gut, wirklich gut, als hätte er es irgendwo studiert. Aber vielleicht empfand sie es auch nur so, weil sie schon so lange allein war.
    Sie strich mit einer Hand über seinen Schenkel hinauf, öffnete den Reißverschluß seiner Hose, griff hinein. Der Arm in ihrem Nacken krümmte sich, legte sich nach vorne um die Kehle, drückte ihr die Luft ab. Selbst dabei küßte er sie noch. Als er sie freigab, schlug er gleich zu. Mit der Faust mitten in ihr Gesicht.
    Und noch einmal. Und immer wieder.
    Zu Edmund sagte Gerda Winzen:

    »Der würde eine Frau eher umbringen, als daß er mit ihr schläft. Er ist sehr von sich eingenommen, wissen Sie, aber so gut wie impotent. Er hat nix vorzuweisen. Vielleicht liegt’s daran, nur so ’n Schnipsel in der Hose. Ihn hat wohl mal eine ausgelacht deswegen. Seitdem steckte er sich immer ein fest zusammengerolltes Tuch in die Tasche.
    Fühlte sich so an, als hätte er einen stehen, und zwar einen mächtigen. «

    Um viertel nach zehn hörte sie ihn in der Diele mit dem Dicken reden. Der ging anschließend ins Wohnzimmer, während
    Schramm das Haus verließ. Und kaum war die Haustür ins Schloß gefallen, da hörte sie bereits den Fernsehton. So konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, ob er die Haustür hinter sich abgeschlossen hatte, aber sie nahm es an.
    Sie wartete noch ein paar Minuten lang, wurde fast verrückt in der Zeit bei der Vorstellung, daß der Dicke die Pistole nur in eine Couchritze gesteckt hatte. Aber dafür war sie wohl zu groß, dort hätte Heiko sie zu leicht entdecken können.
    Schnelligkeit, darauf kam es jetzt an. Dem Dicken durfte keine Zeit bleiben, die Pistole aus dem Versteck zu holen. Er durfte
    nicht einmal auf den Gedanken kommen, daß er sie brauchen würde. Eine Situation schaffen, die auf ihn völlig harmlos wirkte.
    Dann schlich sie die Treppe hinauf. Die Tür zum
    Wohnzimmer stand offen. Diesmal brannte kein Licht im Zimmer. Der Raum war in diffuses Tageslicht getaucht.
    Anscheinend hatte der Dicke den Rolladen der Terrassentür hochgezogen. Gut so! Das war der Weg ins Freie. Sehen konnte sie den Dicken nicht. Sie legte auch keinen Wert darauf.
    Zuerst zur Küche hinüber. Die Tür ließ sich geräuschlos öffnen und wieder schließen. Hier war es völlig dunkel. Ihre Hand tastete nach dem Lichtschalter, da besann sie sich. Auch eine geschlossene Tür bot keine Gewähr. Da konnte ein Spalt sein, durch den ein schmaler Streifen Licht in die Diele fiel. Und wenn der Dicke dann zufällig… Aber das Feuerzeug konnte sie benutzen.
    Das kleine Flämmchen tauchte den Raum in ein geisterhaftes Licht, machte aus der Unordnung ein
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