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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Versprechungen Vorrang hatten. Aber er fuhr fort, Subeins anzuschauen, in dessen Zügen er die alte Schönheit wiederentdeckte.
    »Er kauft Sie zu billig«, sagte Jan Hikaru in seiner ruhigen Art, als Feststellung und nicht als Argument.
    Subeins entblößte blitzendweiße Zähne und schoß ihm einen drohenden Blick zu. »Ober Ihr Leben ist noch nicht entschieden.«
    Aber Hikarus Worte hatten sich in Subzweis Bewußtsein festgehakt. »Ich bin kein Sklave«, verteidigte er sich. »Ich gehöre mir selbst.«
    »Er besitzt Sie mehr, als er irgendeinen Sklaven besitzen könnte. Er besitzt Ihre Seele.«
    Subzwei trat unwillkürlich zurück und umfaßte eine Tischkante, die sich gegen seine Beine drückte. »Nein, ich will .. .«
    Aber er wollte eben nicht, was Subeins wollte. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, versuchte einen Augenblick des Friedens zu finden, der ihm die Möglichkeit geben würde, seine Verwirrung zu überwinden.
    Er hörte Schritte und nahm die Hand von den Augen. Subeins grinste triumphierend. »Unsere Leute kommen«, sagte er. »Erholt und wiederbewaffnet.« Er wandte sich lächelnd zum Eingang, um sich, plötzlich erbleichend, wieder Subzwei zuzuwenden.
    »Zuerst werden sie die Dienstbotentreppen finden müssen«, sagte die Aufseherin.
    Subzwei drängte sich an seinem Partner vorbei, ohne auf dessen betroffenen Ausdruck zu achten. Die Frau kam langsam aus dem Halbdunkel des Verbindungsstollens, mit vorsichtigen Bewegungen, als ob sie bei schwerer See auf dem Deck eines Schiffes wäre. Aus einer klaffenden Platzwunde am Kopf rann Blut über Wange und Hals. Subzwei streckte die Hände aus, um sie zu stützen, hielt aber im letzten Moment inne.
    Sie nahm seine Hände in die ihren und umfing sie fest. »Ich bin frei.« Ihre Finger waren glatt und kräftig.
    Subzwei hob die Hand an ihre Verletzung und berührte behutsam ihr blutverklebtes Haar. »Wie ist das ...«
    »Das ist jetzt nicht wichtig.« Aber ihr Blick ging an ihm vorbei zu Subeins, und ihre vom Schmerz verengten Pupillen weiteten sich.
    »Sie – sie versuchte mich zu töten! Ich mußte mich verteidigen!«
    Die Erkenntnis des Treuebruchs fuhr wie ein Blitzschlag durch Subzweis Bewußtsein, denn diesmal stand zweifelsfrei fest, daß sein Pseudozygote log, eigennützig, niederträchtig und unbedenklich. Er fuhr in einer wilden Aufwallung von Jähzorn herum und schlug zu. Der Schlag traf Subeins völlig unerwartet, er taumelte betäubt zurück, verlor das Gleichgewicht und schlug hart auf den Rücken. Subzwei rieb seine schmerzenden Knöchel. Vielleicht war es in einer Weise unverzeihlich, was er getan hatte, aber es war notwendig gewesen.
    »Wir müssen eilen«, sagte Galathea. »Ich habe die Steigrohre außer Betrieb gesetzt, und die Dienstbotentreppen liegen versteckt, aber die Leute der Besatzung werden sie finden.«
    Subzwei nickte. Er wandte sich von seinem Partner ab und bemühte sich um sie, legte einen Arm um ihre Taille und befühlte vorsichtig den Bereich der Wunde. »Der Knochen ist nicht gebrochen«, sagte er mit Erleichterung und beeilte sich, einen Anzug für sie zu suchen.
     



Besorgt, daß Subeins zu sich kommen und ihre Pläne ein weiteres Mal gefährden könnte, hielt Mischa über ihm Wache, bis Galathea Anzug und Helm angelegt hatte. Er begann sich erst zu regen, als Subzwei die Tür des Blockhauses öffnete.
    Der Sand knirschte in den Spurrinnen der automatischen Tür, aber danach war es wieder still. Das war es, was sie diesmal als so seltsam empfunden hatte: das Fehlen des Pfeifens und Heulens, des allgegenwärtigen Rieseln windgefegten Sandes. Als die Tür sich hinter ihnen schloß, stand Mischa geblendet und blinzelte in das glitzernde Licht. Ihre Füße versanken in weichem Sand. Vom Plateau des Landeplatzes blickte sie über endlose schwärzliche und bräunliche Sanddünen hin, die sich bis zum Horizont erstreckten, ein in der Bewegung gefrorener Ozean. Der Sturm hatte nur vorübergehend nachgelassen, denn der fahlgelbe Himmel war voller Wolken, die niedrig und dunkel dahinzogen, da und dort aufrissen und Flecken graublauen Himmels zeigten. Die Sonne glühte orangerot über dem Horizont, und ihre lang hinausreichenden Strahlen färbten die Ränder und Unterseiten der Wolken am ganzen Westhimmel mit gelben, rosaroten und purpurnen Tönen. Jan stand in ehrfürchtigem Staunen neben ihr. Mischa öffnete den Verschluß, stieß ihren Helm zurück und atmete zum erstenmal seit Monaten die frische, staubige Luft. Eine
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