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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde
Autoren: Vonda N. McIntyre
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suchend umher. »Wo ...?«
    »Er ist nicht hier.«
    Subeins ächzte. »Hikaru, dieses barbarische Kind, die Monster ... sie müssen ihn in ihrer Gewalt haben! Sie ... Ist das Schiff gestartet?«
    »Das Schiff ...?« Sie brach ab. Auf einmal schien ihr klar, was geschehen war. Subzwei war auf der Flucht vor Subeins, ebenso wie Jan Hikaru und Mischa auf der Flucht aus dem Zentrum und von der Erde waren. Und wenn Subeins sie einholte, ehe sie davonkämen, würde es ihm gelingen, Subzwei zurückzuhalten, das schien ihr so gut wie gewiß. Und in diesem Fall könnte er Subzwei von neuem einer Art Sklaverei unterwerfen, die nicht weniger drückend sein Mochte als jene, der sie gerade entronnen war. Sie stand Subeins schweigend gegenüber und wartete auf eine leise Vibration, ein Erzittern des gewachsenen Felsens, in den die Stadt gehöhlt war, eine ferne Erschütterung, die plötzlich aufhörte, wenn ein Schiff vom Erdboden abhob. Aber es kam kein Geräusch und keine Vibration. Die Flüchtlinge waren noch am Boden, verwundbar.
    Er kam auf sie zu und packte ihr Handgelenk mit hartem Griff. »Du weißt, wo sie sind! Sag es mir!«
    Sie blickte an ihm vorbei und schwieg still. Sie war nie ausgepeitscht worden, aber jeden Tag bereit gewesen, es zu ertragen und zu überleben. Sie kannte die Menschen, denen sie gehörte, zu gut, um zu denken, sie könnte es für immer vermeiden. Und auch jetzt, da sie frei war, war sie bereit, Schmerzen zu ertragen.
    Subeins schüttelte und stieß sie hin und her. Sie war es nicht gewohnt, zu jemandem aufzublicken, so wenig wie sie gewohnt war, dem Blick eines Freien zu begegnen, aber sie mußte zu Subeins aufblicken, und sie begegnete seiner Wut mit unerschütterlicher Ruhe.
    »Ich habe keine Zeit!« schrie er und versetzte ihr einen Stoß, daß sie zurückgeschleudert wurde. Sie fühlte sich fallen, spürte einen scharfen Schlag gegen den Hinterkopf und verlor das Bewußtsein.
     
    Im Blockhaus war es still. Subzwei verstaute seine Habseligkeiten sorgfältig in einem schützenden Behälter. Der Sandsturm mußte nachgelassen haben, denn das Pfeifen und Heulen drang nicht mehr durch die dicken Wände. Nichtsdestoweniger mußte man damit rechnen, daß noch viel Sand und Staub in der Luft waren und in die feinsten Ritzen mechanischer Geräte eindringen konnten, trug man sie ungeschützt. Als er mit der Arbeit fertig war, hatten Jan und Mischa bereits Anzüge angelegt, während er noch in seinem Overall steckte.
    »In Gottes Namen, beeilen Sie sich!« sagte Mischa. Hikaru saß auf der Ecke eines der Arbeitstische und hatte die Arme auf der Brust verschränkt. Auch nach dem Zweikampf, in dessen Verlauf er Draco mit Leichtigkeit besiegt hatte, blieb Hikaru für Subzwei ein sanfter und friedfertiger Mensch. Selbst jetzt, da er wie ein finsterblickender Straßenräuber dasaß, ausgemergelt und erschöpft, rotäugig von Müdigkeit und einen wuchernden roten Stoppelbart auf den Wangen, konnte Subzwei ihn nicht als eine Bedrohung empfinden.
    Er schenkte Hikarus grimmiger Miene und Mischas Ungeduld ohnedies keine Beachtung. Beide mußten wissen, daß sie auf ihn angewiesen waren. Nur er konnte das Schiff fliegen, und wenn sie ihn töteten oder auch nur verletzten, würde nichts aus ihrer so ungeduldig herbeigesehnten Abreise. Er war erleichtert und untröstlich zugleich. Die Befriedigung, sich endlich von Subeins losgerissen zu haben, war ungeheuer groß, eine wahre Erleichterung, aber er hatte auch Galathea verloren ... Er rang mit sich, ob er zur Bedingung machen sollte, daß sie zurückgingen, die Frau im Palast suchten und herbeischafften, bevor er sich bereit erklärte, zu starten. So verlockend ein solches Vorgehen schien, es vervielfachte die Gefahr, daß in der Zwischenzeit Subeins auftauchen und ihn dazu bringen würde, die schon vollzogene Trennung rückgängig zu machen. In seiner Unschlüssigkeit spielte er mit dem Gedanken, später zurückzukehren und sie nachzuholen. Aber er konnte nur hoffen, daß sie bis zu jener ungewissen Rückkehr im Palast bleiben würde, und er fürchtete, daß sich bis dahin manches ändern würde: Sie würde glauben, er habe die Erde verlassen, ohne auch nur an sie zu denken, oder, schlimmer noch, sie könnte in den Brennpunkt eines von Blaisses unberechenbaren Wutanfällen geraten. Der Mann könnte sie zerstören, und kein Mensch würde einen Finger für sie rühren. Er war der einzige, der ihr helfen konnte.
    Das gab den Ausschlag. Er wandte sich zu ihnen und sagte:
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