Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende
Autoren: Philipp Vandenberg
Vom Netzwerk:
vortrefflich, seinen jungenhaften Sekretär immer wieder auf perfide Weise zu beleidigen. Soffici blieb nur die Freiheit seiner Gedanken.
    Die Luft im Wagen war penetrant mit »Pour Monsieur« von Coco Chanel geschwängert, einem gewöhnungsbedürftigen Männerparfüm, das der Kardinal in der exquisiten Boutique im Vatikan-Bahnhof günstig erstand. Mit dem Duftwasser pflegte der Kardinal seine marzipanfarbige Glatze einzureiben, seit der Küster von Santa Maria Maggiore ihm nach einem Pontifikalamt unter strengster Geheimhaltung verraten hatte, dass die genannte Prozedur den Haarwuchs fördere.
    Auch von hinten und in der Dunkelheit entgingen dem Kardinal nicht die ruckartigen, unwilligen Kopfbewegungen, welche die Gedanken seines Sekretärs begleiteten. »Ich will Ihnen sagen, was in 20, 7 geschrieben steht!«
    »Nicht nötig«, unterbrach Soffici den Kardinal. »Ich hatte nur einen kurzen Blackout. Der fragliche Satz lautet: ›Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus dem Kerker.‹«
    »Respekt, Monsignore«, erwiderte Gonzaga. »Allerdings erkenne ich keinen Zusammenhang mit unserer Mission.«
    Alberto, der von Anfang an in das geheime Unternehmen eingeweiht war, unterdrückte ein verlegenes Kichern und wandte seine Aufmerksamkeit einem Fahrzeug zu, das seit beinahe dreißig Kilometern an seiner Stoßstange klebte. Jedes Mal wenn er seinen Fiat beschleunigte, blieb ihm auch dieser unangenehme Fahrzeuglenker auf den Fersen. Verlangsamte er die Fahrt, wurde auch das Auto hinter ihm langsamer.
    Um den lästigen Hintermann abzuhängen, gab Alberto Gas.
    Irgendwo zwischen den Ausfahrten Mantua und Verona passierte es: Mit brüllendem Motor scherte der verfolgende Wagen aus, überholte und setzte sich so dicht vor Albertos Fiat, dass dieser sich genötigt sah, abrupt abzubremsen. Alberto kommentierte das riskante Manöver mit einem Schimpfwort übelster Sorte, worauf der Sekretär sich mahnend räusperte. Plötzlich erschienen auf der rechten Seite des Fahrzeugs ein Arm und eine rot blinkende Kelle: Polizia.
    »Auch das noch«, stöhnte Alberto. Widerwillig fügte er sich den heftigen Armbewegungen des Polizisten, seinen Anweisungen zu folgen.
    Die Polizeiaktion war sorgfältig geplant. Keine dreihundert Meter entfernt gab es einen unbeleuchteten Parkplatz. Dorthin, wurde dem Fahrer bedeutet, möge er dem Polizeifahrzeug folgen.
    Kaum hatte Alberto den Wagen zum Stehen gebracht, als drei Männer mit Maschinenpistolen aus ihrem Fahrzeug sprangen und den Fiat, ihre Waffen im Anschlag, umstellten.
    Soffici hielt die Hände verschränkt und begann, deutlich hörbar die Lippen zu bewegen. Auf dem Rücksitz saß der Kardinal steif und bewegungslos, als wäre er tot. Eher gelassen begegnete der Chauffeur des Kardinals der brisanten Situation. Stumm kurbelte er die Seitenscheibe herab und blinzelte in das grelle Licht einer Handlampe.
    »Aussteigen!«
    Betont langsam und unwillig kam Alberto der rüden Aufforderung nach. Doch kaum war der Fahrer ausgestiegen, packte ihn je ein Carabiniere am linken und rechten Oberarm und presste seine Hände auf das Wagendach.
    Alberto, ein in jeder Situation furchtloser Mann, und in dieser Hinsicht nicht gerade ein typischer Italiener, stieß einen gequälten Schrei aus, welcher der Situation in keiner Weise angemessen war. Er beruhigte sich erst, als er die Mündung der Maschinenpistole des dritten Carabiniere im Rücken spürte.
    »Hören Sie«, rief er, nachdem ihn einer der Polizisten von oben bis unten nach Waffen abgetastet hatte. »Ich bin der Chauffeur Seiner Exzellenz des Kurienkardinals Gonzaga.«
    »Schon gut«, kam die Antwort des Anführers des Trios, »und ich bin der Kaiser von China. Papiere!«
    Alberto deutete auf den Kofferraum. Der Anführer ließ von seinem Opfer ab und ging zum Kofferraum. Dabei leuchtete er kurz ins Wageninnere. Er erschrak.
    »Ist er tot?« Er drehte sich um, an Alberto gewandt.
    »Er da!«
    »Das ist Kardinal Gonzaga!«
    »Das sagten Sie bereits. Dazu kommen wir später. Ich meine, der Mann gibt kein Lebenszeichen von sich.«
    »Das hat durchaus seinen Grund.«
    »Ich bin gespannt, ihn zu hören.«
    Durch die geöffnete Fahrertür hatte der Kardinal die Auseinandersetzung des Polizisten mit seinem Chauffeur gehört. Deshalb hob er würdevoll seine Rechte.
    Der Polizist wich einen Schritt zurück.
    »Ich dachte wirklich, der Kerl ist tot«, raunte er den beiden anderen zu.
    Die postierten sich zu beiden Seiten, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher