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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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Geschichte gefolgt sind, wissen vermutlich längst, wer die Frau der Sterne war, daß sie meine Tochter war. Im Rückblick erscheint mir das ebenfalls logisch. Doch für mich, den einfachen Dray Prescot, der so wenig Erfahrung mit Töchtern hatte, wie hätte ich diese lähmende Wahrheit verdauen können? Ich hatte keine Ahnung gehabt! Wie denn auch?
    Sectrixreiter erschienen vor uns auf der Lichtung.
    Ich sah die grünen Mäntel, die im Mondlicht seltsam verfärbt waren, und die Schwärze ihrer Anzüge. Rosagolden spiegelte sich das Licht auf den stählernen Gesichtsmasken. Sie trugen Kettenhemden.
    Grogor fluchte. Ich zügelte mein Tier nicht. Die Sectrix stürmte keuchend weiter. Der Atem dampfte ihr aus den Nüstern. Die Stikitches zogen die Schwerter. Ich glaube, es waren sechs Kämpfer. Ich zählte sie nicht. Ich weiß noch, daß meine Klinge gegen andere prallte, ich erinnere mich an schnelle tödliche Hiebe und Stiche. Ich schlug um mich, ich stach zu. Die Gesichtsmasken zersplitterten unter den Hieben. Ich ließ die Ghittawrer-Waffe herumwirbeln und vernichtete die Mörder, und wenn auch nur wegen des tobenden Wahnsinns in meinem Kopf.
    Die Sechs, wenn es sechs waren, lagen reglos im Gras der Wiese, das schwarzschimmernde Blut strömte aus ihren entstellten Körpern. Ich gönnte ihnen keinen Blick, sondern trieb die Sectrix weiter.
    Ich hörte Grogor schreien: »Du bist ein Teufel!«
    Das stimmte. Warum dazu etwas sagen?
    »Wir kommen zu spät!« brüllte Grogor und zügelte sein Tier. Es wäre dabei beinahe mit mir zusammengestoßen. Die sechsbeinigen Tiere taumelten zur Seite.
    »Aus dem Weg, Rast!« sagte ich und zog mein Tier herum.
    »Schau doch!« Grogor deutete nach oben.
    Ich hob den Kopf. Wenn der König mit dem Voller fortflog, war alles aus.
    Eine riesige geflügelte Gestalt löste sich vom obersten Turm von Volgodonts Horst. Vor dem Licht der Monde gewann der Fluttrell an Höhe, die mächtigen weißen Flügel bewegten sich im langen, mühelosen Rhythmus des Sattelvogels.
    Grogor stieß einen ungläubigen Schrei aus. Die Wahrheit lag auf der Hand. Neue Argenter waren aus Hamal eingetroffen, die nicht nur Voller, sondern auch Sattelvögel an Bord gehabt hatten. Der Fluttrell war der verbreitetste Reitvogel Havilfars. Thyllis hatte einige Tiere abgezweigt, um König Genod einen Gefallen zu tun, der seinerseits die Flugkünste gemeistert hatte und nun hierhergekommen war, um seiner neuen Eroberung, der Frau der Sterne, sein Können zu beweisen – der Frau, die die Geliebte Gafards, Kämpfer des Königs, gewesen war und die nun dem König gehörte – für eine Weile.
    »Ein Teufel aus den Fledermaushöhlen!« brüllte Grogor. Meine Sectrix taumelte vor Erschöpfung. Grogor nahm seinen Bogen nach vorn, spannte, legte einen Pfeil auf und zielte. Ich streckte den Arm in seine Richtung, wobei mir das blutige Ghittawrer-Schwert aus der Hand fiel. Doch seine Finger gaben die Sehne frei, und der Pfeil flog los.
    Wenn er Velia traf ...!
    Der Fluttrell flog weiter. Ich sah den Pfeil nicht treffen. Ich sah nur, daß die Flügel plötzlich erschlafften, daß sie aus dem Rhythmus kamen. Der Vogel taumelte zur Seite.
    Grogors Pfeil hatte den Fluttrell verwundet; aber er konnte noch fliegen. Ich sah das Tier in einem unsicheren, weiten Bogen herumfliegen und an Höhe verlieren. Die Flügel bewegten sich unregelmäßig. Der Vogel streckte die Füße nach vorn.
    Grogor zog sein Schwert. Er brüllte etwas und galoppierte auf die Stelle zu, wo der Vogel landen würde. Auf dem Rücken des Fluttrells machte ich zwei Gestalten aus. Zwei Gestalten, die miteinander rangen. Mir stockte der Atem.
    Der König hatte den Umgang mit einem Sattelvogel sicher erst kürzlich gelernt. Meine Velia – meine Velia! Meine Tochter! – mochte dagegen in den Lüften erfahren sein, wenn sie von meinen Djangs auf dem Rücken von Flutduins ausgebildet worden war. Folglich würde sie sich nicht auf einen törichten Kampf einlassen, während das Tier zur Landung ansetzte.
    Grogors Schwert schimmerte im Licht der Monde.
    Der König erblickte uns in der Tiefe. Ich sah sein Gesicht, einen bleichen Fleck im Licht, sah es hochkommen und an jenem Gesicht vorbeischauen, das seinen verhaßten Zügen so nahe war, sah es an mir vorbeistarren. Ich drehte mich um. Eine Gruppe Reiter kam aus den Schatten der Bäume. Außer den grünen Umhängen und dem Funkeln der Waffen und des Kriegsgeschirrs der Tiere war kaum etwas zu erkennen. Ich nahm nicht an, daß
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