Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
mir das Mädchen genommen würde ...« Wie um selbst seine Worte zu übertönen, brüllte er nach frischem Wein.
    »Sie darf nicht in die Hände des Königs fallen.« Er trank einen tiefen Schluck. Nie zuvor hatte ich ihn betrunken erlebt; jetzt stand er dicht davor – eine interessante Entwicklung. »Das darf nicht geschehen. Er würde tun, was ich tun sollte, und was ich beim Grünen Grodno, nicht tun kann, nicht tun will – niemals!«
    Mir war klar, daß ihn etwas belastete. Als Renegat war er kein vollwertiges Mitglied im Kreis der Oberherren. Er glaubte an den König, konnte sich aber in dieser Angelegenheit nicht an Genod wenden. Er war von dem verzweifelten Wunsch beseelt, sich jemandem anzuvertrauen, ein ganz natürlicher Drang. Wenn er es mir erzählen wollte – würde das meine Lage festigen, oder mich völlig vernichten? Ich rechnete eher mit dem Schlechteren. Dennoch faszinierte mich dieser Mann. Ich spürte die Anziehung, die er trotz seines bösen Kerns ausübte. Er war ein sterblicher Mensch, wie ich. Er würde für seine Verbrechen bezahlen müssen. War denn der Wechsel von Rot nach Grün eine so große Sache – außer am Binnenmeer? So wie ich ihn jetzt kannte, fiel es mir schwer, ihn so zu verurteilen, wie zu Anfang unserer Bekanntschaft.
    »Gib mir eine Antwort, Gadak. Was ist wichtiger, das Wohl deiner Frau oder das Wohl deines Landes?«
    »Darauf gibt es viele schnelle Antworten, doch ist jeder Fall anders gelagert.«
    »Aber wenn es um dich ginge – dich! Deine Antwort!«
    »Niemand kann darauf antworten, wenn er nicht die Situation kennt.«
    »Weißt du, daß meine Frau der Sterne und ich verheiratet sind? Nein – nur wenigen ist das bekannt. Grogor weiß es. Wir haben geheiratet. Doch nicht nach den Riten Grodnos ...« Er griff nach seinem Glas und verschüttete den größten Teil des Weins, ohne es zu bemerken.
    »Der König würde eine legale und besiegelte Ehe respektieren.«
    »Fambly! Er hat das Yrium! Und die Riten waren nicht die Riten Grodnos.« Er lachte leise. »Wir haben sogar zwei Feiern abgehalten, doch keine war nach den Grodnim-Vorschriften.« Er trank aus und ließ das Glas durch die Finger gleiten.
    Ich glaubte, ein kleiner Stoß könne ihn wieder zur Vernunft bringen. Für eine so mächtige Persönlichkeit ließ er sich zu sehr gehen, ließ er sich von dem Problem, das ihn quälte, viel zu sehr aushöhlen. Folglich konnte es sich um keine gewöhnliche Sache handeln. Ich wählte meine Worte vorsichtig.
    »Wenn es dem König gelänge, die Dame zu entführen, würden deine Männer für ihre Rückkehr kämpfen? Wenn es geschehen wäre, würden sie einen Verrat gegen den König riskieren? Würde ihre Treue gegenüber dem König in einer solchen Situation nicht die persönliche Treue zu dir überwiegen?«
    Vergeblich versuchte er aufzustehen; schweratmend sank er zurück. »So beantwortest du also meine Frage nach der Treue zu der Dame und der Treue gegenüber dem Land!«
    »Das solltest du besser wissen! Wenn dies der Sachverhalt ist, dann ...«
    »Es ist so! Grogor würde für mich gegen den König eintreten, das weiß ich. Und ich erwählte dich, weil ich dachte, du würdest loyal sein – selbst wenn ich es nicht konnte, weil der König eben das Yrium hat, selbst wenn ich nicht ... du ...«
    Wenn das sein Problem war, konnte eine Notlage die Entscheidung schnell herbeiführen.
    Als habe Drig mich gehört, öffnete sich in diesem Augenblick die Tür, und Grogor stürzte herein. Er sah gespenstisch aus. Gafard und ich wußten sofort, was er sagen würde. Mit einem Aufschrei fuhr Gafard hoch und zog sein Schwert.
    »Gernu! Sie ist fort! Stikitches! Mörder mit Metallgesichtern, Berufsverbrecher ... Sie reiten zum Volgodonts Horst!«
    Volgodonts Horst war ein Jagdhaus, das sich etwa drei Burs entfernt im Wald erhob. So etwas hatten wir nicht vorausahnen könne.
    Gafards Gesicht wirkte eingesunken und aufgedunsen zugleich. Seine Augen funkelten unheimlich. Er keuchte und rang nach Atem. Ich hielt ihn fest und drängte ihn vorsichtig auf seinen Stuhl. Grogor stand halb vorgebeugt und erwartete eine Flut von Schimpfworten. Gafard krächzte böse, harte Worte, wie Pfeile von einer Armbrust.
    »Wir müssen reiten, Grogor! Laß die Sectrixes satteln! Ruf die Männer zusammen! Wir müssen reiten wie Zhuanmar vom Sturm!«
    »Lieber solltest du dich an Makki-Grodno wenden, Herr ...«
    Ich wußte, was er meinte. Makki-Grodno war der Himmelsgott der Zugtiere Magdags. Trotz seines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher