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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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es sich um Gafards Männer handelte. Vielleicht waren sie es aber doch.
    Und das glaubte der König.
    Ich schaute wieder nach vorn. Grogor setzte seine Attacke fort.
    Der Vogel machte eine letzte Anstrengung. Er bewegte die Flügel und versuchte, wieder an Höhe zu gewinnen. Die beiden Gesichter dort oben waren dicht beisammen, als das Tier den verzweifelten Hackentritten Genods zu gehorchen versuchte. Ich sah die beiden Gesichter – dann war nur noch eines auf dem Rücken des Fluttrells zu sehen, und eine weißgekleidete Gestalt, die durch die Luft stürzte.
    König Genod, das Genie, hatte meine Tochter vom Fluttrell geworfen, hatte sie in die Tiefe gestoßen.
    Von dem zusätzlichen Gewicht befreit, schlug der Fluttrell kräftiger aus und gewann an Höhe. Seine Flügel sirrten durch die Luft. Das Tier entschwebte. Grogors zweiter Pfeil erreichte es nicht mehr. Dies alles sah ich aus den Augenwinkeln, ohne mich darum zu kümmern.
    Ich sah Velia, die vom Himmel herabwirbelte, das weiße Kleid wehend. Sie prallte auf.
    Ich ritt so schnell das Tier noch konnte.
    Wie oft hatte ich die kleine Velia aufgefangen, wenn sie auf ihren rundlichen kleinen Beinen über die Terrassen von Esser Rarioch stolperte!
    Ein Pfeil zischte an Grogor vorbei. Er zog sein Tier herum und brüllte: »Oberherren! Wir sind verloren! Wir müssen fliehen!«
    Er spornte sein Tier an und war gleich darauf verschwunden.
    Die magdagschen Oberherren trotteten über die Wiese auf mich zu. Sie waren mir egal.
    Die sechs Beine der Sectrix rutschten über den Boden, als ich das Tier anhielt. Ich sprang zu Boden. Ich kniete nieder.
    Sie lag verkrümmt am Boden, das weiße Kleid um sich gebreitet. Blut war nicht zu sehen. Ihre Augen waren geöffnet, die wunderschönen blauen Augen, in denen ich jetzt die vallianische Herkunft erkannte. Das schimmernde braune Haar war schwarz gefärbt und wies künstliche Locken auf, um eine zairische Geburt vorzutäuschen.
    »Velia«, sagte ich mit erstickter Stimme.
    »Gadak!« antwortete sie leise. »Du kennst ja meinen Namen!« Bei diesen Worten rollte ihr ein Blutstropfen aus dem Mundwinkel. »Das – das gefällt mir, Gadak, denn ich habe dich immer gemocht.«
    Ich umfaßte ihre Hand, die sich kalt anfühlte. »Velia – ich bin nicht Gadak. Das ist nicht mein richtiger Name.«
    Sie lächelte zu mir empor. Nun erkannte ich meine Delia in ihren Zügen – meine Delia, auf unmerkliche Weise verändert, doch ebenso schön.
    »Du wirst dich um mich kümmern, Gadak? Und um meinen Lord? Ihm ist nichts geschehen?«
    »Ihm ist nichts geschehen. Ich bitte dich – ich habe deine Mutter geliebt, wie noch kein Mann eine Frau geliebt hat. In Esser Rarioch waren wir glücklich, und wir hatten große Freude an unseren Zwillingen Segnik und Velia ...«
    Sie starrte mich verwirrt an. Sie schien keine Schmerzen zu haben.
    »Was sagst du da von Esser Rarioch und Valka? Und ... meine Mutter? Ich habe keinen Vater. Er ist fort, weit weg, seit langer Zeit.«
    Die Herren der Sterne! Wenn ich sie in diesem Augenblick in die Finger bekommen hätte ...
    »Ja, Velia, du bist meine Tochter. Ich bin dein Vater, und ich habe gesündigt ... Es ist alles mein Fehler ... und ...«
    »Vater ...?«
    »Ja.«
    Ich wußte nicht, was sie tun würde. Hätte sie mich verflucht, hätte ich es hingenommen.
    Sie sagte: »Gadak, das sagst du – doch nicht, um mir nur eine Freude zu machen? Wo ist mein Lord? Hat er dir aufgetragen, dies zu sagen?«
    Ich hielt ihre Hand, wischte ihr das Blut von den Lippen, strich ihr übers Haar. Ich erzählte ihr Kleinigkeiten, die für Dray Prescot, den Strom von Valka, wichtig gewesen waren. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie lächelte, und ich sah an ihrem Gesicht, daß sie mir verzieh. Ich hatte das nicht verdient, doch sie verzieh mir. Wir unterhielten uns – und ich nahm sie in die Arme und drückte sie an mich. Ihre Blässe verlieh ihr im Licht der kregischen Monde eine ätherische Schönheit.
    »Vater?« Sie wußte, daß ich die Wahrheit gesagt hatte. »Ich wünschte, mein Lord wäre hier. Wir sind verheiratet. Nach den Riten Zairs und Opaz'. Er ist ein wilder Mann, stolz und mutig, doch sehr sanft. Er meint es gut mit mir.«
    Langsam bewegte sie den Kopf in meinem Arm zur Seite und zurück. »Wir haben auch ein Kind. Meine kleine Didi. Gafard, mein Herr, mein Geliebter, hat sie gut versteckt. Sie wird ihren neuen Großvater mögen.«
    Ich brachte kein Wort heraus.
    »Ich bin mit Zeg ans Auge der Welt gekommen. Er ist
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