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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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Gegnern fertig zu werden. Triumphierend brachten wir die Trophäen nach Hause.
    Die Magdager haben nicht viel für das Singen übrig. Natürlich singen sie, und wir hatten an manchem Abend um das Feuer gesessen und ein paar Töne geschmettert. Doch es ist eine Tatsache, daß die magdagschen Swods unterwegs im Felde gewöhnlich nur zwei oder drei Lieder anstimmen; ihnen liegt nicht daran, das Repertoire zu erweitern. Das beliebteste Lied dieser drei ging mir ganz besonders auf die Nerven. Im Takt der marschierenden Füße geht der Text so: »Ob! Dwa! So« (Eins, zwei, drei!), gefolgt von einem dummen Vers über Genodras oder Goyt oder Gyphimedes oder Grodno. ›Ob, dwa, so‹ schien mir als intellektueller Ausgangspunkt für ein Lied doch etwas dürftig zu sein. Doch schließlich besteht eine Welt aus vielen Wesen, und besonders Kregen. Es war geistreicherweise als »Obdwa-Lied« bekannt.
    Als irgendein Idiot in dem mit Holz ausgekleideten Eßraum die Melodie anstimmte, stand ich auf und schwankte dabei ein wenig, um meine Rolle als Betrunkener zu unterstreichen. »Ob dwa so«, sangen sie. »Wir sind ein blutrünstiger Haufen, Gashil sei unser Zeuge! Ley, Waso, shiv, wir schneiden Kehlen durch und leeren Geldbörsen. Shebov, ord ...«
    Ich ging in den Flur hinaus und machte mich auf den Weg zur Küche, um frisches Wasser aus der Pumpe zu trinken.
    Am anderen Ende, bei den Herden und den Anrichtetischen, war der Raum hell erleuchtet, doch an meinem Ende lagen Schatten. Ich hörte ein Geräusch, das sich nach einem Scharren anhörte, legte die Hand auf mein Kurzschwert und schlich vorsichtig weiter. Dann vernahm ich eine leise Stimme, die ein bekanntes Lied sang.
    Es ist unmöglich, ein Lied als Gedicht aus dem Kregischen zu übersetzen. Frei übertragen lautete der Text so: »Wenn euer Ruderer den Dreh bekommt, Freunde, dreht ihr euch im Kreis, im Kreis. Die Ramme trifft das Heck, oje, die Ramme trifft das Heck. Ihr verschwindet wie ein See-Gespenst, Dom, bald werdet ihr Seegespenster sein ...«
    Hier endete der leise Gesang, und dann hörte ich das bösartige Singen von Stahl, der aus der Scheide gezogen wurde.
    Eine scharfe Stimme fragte: »Wer da?«
    Auf diese formelle Frage antwortete ich: »Nur Gadak der Überläufer.«
    Ich hatte die Stimme längst erkannt und wußte auch, wie das Lied »Der Ruderer mit dem Dreh« weiterging – sehr unangenehm für die Grünen Grodnim und sehr positiv für die Roten von Zair.
    Ich trat ins Licht.
    Wenn Gafard jetzt Schwierigkeiten machen wollte, so war dies ein Augenblick, der mir nicht gerade paßte, doch ich würde es schon irgendwie hinbekommen. Ich sah die Silberspiegelung an seiner Klinge entlanglaufen.
    »Gadak! Du hast mich gehört?«
    »Ich habe ›Ob, dwa, so‹ gehört, Gernu. Das ist alles.«
    Die Klinge verschwand in der Scheide.
    »So soll es ein.« Das Anstoßen seiner Zunge war kaum zu bemerken.
    Ich enthielt mich einer förmlichen Äußerung über meine Treue und sagte statt dessen: »Ja, es ist manchmal schwer.«
    Er ging nicht darauf ein.
    Vielmehr antwortete er mir mit Worten, die mir zeigten, daß er darüber nachgedacht und sich damit abgefunden hatte: »Ich bin Gafard, Rog von Guamelga, Kämpfer des Königs, Meeres-Zhantil. Nur wenige Männer können solche Ehren auf sich vereinigen. Du tätest gut daran, dir klarzumachen, wer dein Herr ist, Gadak der Abtrünnige.«
    Meine Hand blieb ruhig und entspannt, bereit, den Genodder zu ziehen.
    »Du hast mir einmal gesagt, daß mich kein anderer Oberherr so behandeln würde wie du. Das glaube ich gern. Wärst du ein normaler magdagscher Oberherr, wäre einer von uns bereits tot.«
    Lächelnd trat er ins Licht. »Wenn das so wäre, glaube ich, daß du jetzt in deinem Blut auf dem Küchenboden lägest.«
    »Aber du hast nicht zugeschlagen.«
    »Meine Dame hat gesagt – und ich staune darüber ...« Er gab seiner Stimme einen schärferen Klang. »Sie mag dich, Gadak. Allein aus diesem Grund hätte dich so mancher Oberherr sofort beseitigt.«
    »Aber die Sache mit dem König ist beunruhigend.«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt«, antwortete er stirnrunzelnd, »daß dich das nichts angeht. Mehr ist dazu nicht zu sagen.«
    »Mehr nicht – bis zum nächstenmal.«
    »Dein Verhalten könnte man schon fast unverschämt nennen.«
    »Ich spreche nicht mehr davon. Ich diene dir und deiner Dame. Du weißt, daß das die Wahrheit ist.«
    »Es ist jetzt im Augenblick die Wahrheit, das weiß ich. Es soll auch die Wahrheit
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