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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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    Seine Gefolgschaft, sagte Torgunn, bestehe aus Friedlosen, Übeltätern und fahrendem Volk; einige seien von weit her, ja, sogar aus Westgötland und Njudung. Sie alle hätten bei ihm Schutz gesucht und lebten von Plünderung; sie seien zahlreich, fürchteten niemand, und der Magister habe große Gewalt über sie.
    Von Ludmilla wußte sie nur, daß sie guten Mutes war und dem Magister gedroht habe: die Rache werde nicht auf sich warten lassen. Auf dem Wege zu ihrem Dorf seien die Räuber von den großen Hunden überfallen worden; die hätten einen totgebissen und sehr zum Verdruß der Bande einen Teil des Viehs mitgenommen. Sie und Ludmilla hatten da zu fliehen versucht, waren aber wieder festgenommen worden.
    Das Dorf der Räuber, zu dem sie endlich gelangten, lag am nördlichen Ende eines sehr großen Sees; den hatten sie unterwegs zur Rechten gehabt. Dieses Dorf nannten die Räuber Prästby, das ist Priesterdorf. Torgunn fiel hier durch das Los einem Manne namens Saxulf zu: ein großer, ungeschlachter Kerl, der obendrein bösartig war. Er hatte sie erst gebunden, dann auf die Felle geworfen, ihr aber weder zu essen noch zu trinken gegeben. Obschon sie wußte, daß sie nun Witwe war, hatte es sie doch sehr erzürnt, gezwungenermaßen das Lager mit einem Manne zu teilen, der sich so grob aufführte. Eine Weile nachdem er eingeschlafen war, hatte sie sich aus den Schaffellen gestohlen und eine Teigrolle in beide Hände genommen. Die nötige Kraft, sagte sie, habe Gott ihr gegeben, und noch stärker sei sie geworden durch ihren Zorn und den Wunsch, Rapp zu rächen; und als sie die Teigrolle dem Saxulf an den Schädel geschmettert hatte, sei er still gewesen, nur mit den Beinen habe er ein wenig gezappelt. Darauf sei sie in die Nacht hinausgeschlichen und unbemerkt entkommen. Einen Tag und eine Nacht sei sie in großen Ängsten weitergeeilt, die Spur zurückverfolgend und von Moosbeeren sich nährend. Und zuletzt, als sie kraftlos dagelegen und auf den Tod durch zähnefletschende Tiere gewartet habe, da seien die Männer gekommen, hätten ihr zu essen gegeben und sie auf ihren Schultern heimreiten lassen. Und nun sei ihr bereits viel besser.
    So lautete Torgunns Erzählung, und die war von großem Nutzen, denn nun war man nicht mehr im Zweifel, wo das Räubernest lag. Der große See war einigen Männern bekannt, er hieß Asnen. Unter Olofs Mannen gab es einige, die in diesen menschenleeren Gegenden Wege und Stege kannten und die es übernehmen wollten, die Schar zum Räubernest zu führen; das beste aber würde sein, sagten sie, nach einer Tagereise den Pfad zu verlassen und einen westlicheren einzuschlagen, um von dieser Seite her anzugreifen. Orm und die anderen fanden das klug, denn so würden sie den See im Rücken haben.
    Orms Schar zählte nun 112 Mann, und am nächsten Tag sollte aufgebrochen werden. Nur das Bulgarengold machte ihm noch Sorgen; und spät am Abend, als alles schlief, trug er mit Toke, Olof und Svarthövde die Truhen an einen sicheren Ort tief im Walde, weit weg von allen Pfaden. Er machte sich jedoch nicht die Mühe, auch sein Silber dort zu verstecken, denn, sagte er, an Silber habe er sich nun gewöhnt; es mochte in Ylvas Truhen liegenbleiben, obschon dem Hof kein anderer Schutz blieb als die wenigen Männer, die zurückgelassen wurden.
    Am nächsten Morgen waren alle vor dem Morgengrauen auf den Füßen. Es war noch manches zu besorgen, bevor man aufbrechen konnte. So mußten die großen Hunde, die mitkommen sollten, an die Neukömmlinge gewöhnt werden, damit es später keine Irrtümer gäbe und nicht die eigenen Leute gebissen würden. An viele gewöhnten die Hunde sich leicht, sobald sie sie einige Male beschnuppert hatten; aber andere mochten sie gar nicht leiden, sie knurrten sie an, als hätten sie sie am liebsten auf der Stelle umgebracht. Das erweckte große Heiterkeit, verstimmte aber die Verdächtigen, die meinten, sie röchen gewiß nicht schlechter als andere; worüber diese wiederum manches zu sagen hatten.
    Endlich war alles fertig, und man brach auf. Verläßliche Männer führten die Hunde an Riemen.
    Den ganzen Tag lang folgte man der Spur der Räuber, bis man in die Nähe des Ortes gelangte, wo Torgunn gefunden worden war. Dort schlug man das Nachtlager auf, und am nächsten Tage bog man nach links ab. Nun gingen die beiden Männer Olofs, die hier die Pfade kannten, an der Spitze. Drei Tage lang kämpfte man sich auf schwierigem Boden vorwärts, zwischen Sümpfen
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