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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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hindurch an Höhenzügen vorbei und durch dichten Wald, ohne daß man ein Haus sah oder einem Menschen begegnete. Die Hunde begriffen gut, welch einem Wild man auf der Spur war; denn wenn sie Menschen jagen sollten, hatten sie die gute Eigenschaft, nicht eher Laut zu geben, als bis man sie losließ.
    Am Nachmittag des vierten Tages gelangte man dorthin, wo zwei Fährten sich kreuzten; hier wurde haltgemacht und beide Wegführer sagten: nun sei es nur noch ein kurzes Stück bis zum See und zum Räuberdorf. Es war ein ermüdender Marsch gewesen, aber Olof und Orm meinten beide, man solle gleich angreifen, denn mit ihrer Geduld war es knapp bestellt, und zudem reichte die Wegekost nicht mehr lange. Auf einer Anhöhe kletterten einige der jüngeren Männer auf Bäume und konnten nun zeigen, wo das Dorf lag. Orm teilte seine Schar in drei Haufen: Toke führte den einen an, Olof den anderen und er selbst den dritten. Dazu behielt er die Hunde, damit sie nicht etwa im unrechten Augenblick losgelassen würden. Toke sollte von Norden her angreifen und Olof Sommervogel von Süden, und mit Tokes Schar gingen auch Svarthövde und die Sonesöhne, die sich bereits als dessen Gefolgschaft betrachteten. Orm hatte verboten, Häuser in Brand zu stecken und mit Frauen gewaltsam zu verfahren, denn es mochten sich noch andere geraubte Frauen bei den Räubern befinden. Sobald Toke in das Horn stoßen würde, sollten die beiden anderen Haufen vorwärts eilen, doch ohne den Heerruf zu erheben.
    Tokes und Olofs Scharen zogen ab, und Orm und seine Mannen schlichen vorsichtig durch das Dickicht, bis sie den Waldrand erreichten, der die Dorfrodung begrenzte. Hier setzten die Männer sich nieder, um auf Tokes Hornruf zu warten und unterdessen an den Resten ihrer Vorräte zu nagen.
    Orm nahm Spof mit sich und kroch in ein dichtes Faulbaumgestrüpp. Von dort spähten sie zum Dorf hinüber. Es sah recht ansehnlich aus; viele Häuser waren neugebaut, und man sah Männer und Frauen ihren Beschäftigungen nachgehen. Spof meinte, es könne dort gegen 150 Männer geben. Diesseits vom Dorf, in einer kleinen Senkung, lag – wie ein kleiner See – die Dorfquelle; eine alte Frau mit einem Tragjoch und zwei Eimern holte gerade Wasser und trabte wieder dem Dorf zu. Dann kamen zwei Männer und tränkten ihre Pferde. Diese wurden unruhig und begannen zu tänzeln, so daß Orm fürchten mußte, sie witterten die Nähe der Hunde. Die aber, hinter Orm stehend, verhielten sich still, obschon sie am ganzen Leibe zitterten.
    Die Männer an der Quelle beruhigten ihre Pferde und kehrten ins Dorf zurück, und nach einer Weile kamen drei Frauen mit Eimern in jeder Hand. Neben ihnen gingen zwei Männer, die ihre Wächter zu sein schienen. Orm holte tief Atem, denn die längste der Frauen war Ludmilla, und er flüsterte das Spof ins Ohr; der flüsterte zurück, daß die Entfernung nicht größer sei als etwa ein Bogenschuß. Tokes Horn ließ aber noch auf sich warten, und Orm wollte daher seine Schar nur ungern bloßstellen; aber zwei Männern in seiner Nähe, die bei den Stromschnellen mitgekämpft hatten und die zu den besten Bogenschützen gehörten, gab er ein Zeichen. Sie getrauten sich, sagten sie, die Männer an der Quelle niederzustrecken, und jeder von ihnen stellte sich hinter einen Baumstamm und legte einen Pfeil auf die Sehne. Aber noch ließ Orm sie warten.
    Die Frauen wandten sich nun mit gefüllten Eimern zum Gehen; da ließ Orm zweimal den Schrei des Schlangenbussards hören. Es war ein Ruf, den er gern nachahmte und den seine Kinder daher gut kannten; und als dieser Vogelruf ertönte, streckte sich Ludmilla. Sie folgte den andern langsam noch einige Schritte, aber dann schrie sie auf und stolperte, so daß alles Wasser aus ihren Eimern floß. Darauf kehrte sie zur Quelle zurück, um die Eimer von neuem zu füllen.
    Das nahm viel Zeit, und als sie endlich damit fertig war, setzte sie sich nieder und griff nach ihrem Fuß. Die beiden Männer fuhren sie streng an und traten auf sie zu, um sie mit sich zu schleppen. Da legte sie sich lang nieder und fing zu schreien an.
    Von Toke ließ sich noch immer nichts hören, aber nun konnte nicht noch länger gewartet werden, denn die Hunde erkannten Ludmillas Stimme und fingen zu knurren an.
    Orm gab den beiden Schützen ein Zeichen, und beide Bogensehnen erklangen zu gleicher Zeit. Es waren gut gezielte Schüsse, und die Pfeile saßen dort, wo sie sitzen sollten; aber die Männer trugen dicke Lederjacken und hielten
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