Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
als sie Rapp und mehrere andere hatten fallen sehen und der großen Übermacht gewahr wurden, hatten sie den Kampf aufgegeben und sich versteckt. Erst als die Räuber abgezogen waren, hatte man die Hunde losgelassen; an die hatten die Räuber sich nicht gewagt. Die Hunde seien ihrer Spur gefolgt und nach einem Tage mit mehreren Kühen zurückgekommen.
    Orm hörte düsteren Sinnes zu und fand, daß vieles verkehrt gemacht worden sei; aber Tadel lohnte sich jetzt nicht, und er konnte den Männern nicht verübeln, daß sie ihr Leben hatten retten wollen, nachdem Rapp und Harald nicht mehr da waren. Er wußte kaum, ob Rapps Verlust oder Ludmillas ihn schwerer traf, aber je länger er alles bedachte, desto größer wurde sein Zorn und damit sein Wunsch, der Räuberbande bald heimzuzahlen.
    Am glaublichsten schien ihm, daß es Männer aus Värend gewesen waren, obgleich Friede herrschte und er dort keine Feinde zu haben meinte.
    Am nächsten Tage war Vater Willibald wieder klar im Kopf, wenngleich er sich noch schwach fühlte. Er hatte Neues zu berichten.
    Das Tor sei schon gestürmt gewesen, als er kam, sagte er, und als erstes sah er die Flammen eines brennenden Holzstoßes, den die Räuber an der Kirchenwand geschichtet hatten. Er sei dorthin gelaufen, den Mordbrennern zurufend, die Kirche Gottes unversehrt zu lassen.
    »Da trat mir ein schwarzbärtiger Mann entgegen«, sagte er. »Er lachte und rief laut: >Gottes Kirche soll brennen, denn ich habe Gott verleugnet. Das war meine dritte Sünde, und nun gibt es für mich keine Sünde mehr.< So sprach er und lachte laut auf. Da erkannte ich ihn; es war Rainald, der Priester, der vor langer Zeit hier auf Gröning gewesen ist und der nachher auf dem Thing den Smaländern zugeteilt wurde. Er war es, kein anderer. Daß er sich dem Teufel ergeben hat, weiß man ja. Und ich verfluchte ihn und lief zum brennenden Holzstoß, aber da schlug ein Mann auf mich ein, und mehr weiß ich nicht.«
    Alle schrien laut auf, als sie das hörten, und Vater Willibald nickte und schloß die Augen.
    »So ist es«, sagte er. »Die Kirche ist niedergebrannt von einem, der einst Gottes Diener gewesen ist.« Da brachen Ylva und Äsa in Tränen aus, denn es schien ihnen über die Maßen schrecklich, daß jener Priester nun ein Teufelsdiener war. Olof Sommervogel knirschte mit den Zähnen. Er zog sein Schwert und stieß es in den Boden, so daß es feststand, und die Hände legte er um den Schwertknauf.
    »Dies gelobe ich jetzt«, sagte er. »Ich will nicht bei Tische sitzen, nicht in einem Bett schlafen noch mit Männern fröhlich sein, bevor nicht mein Schwert den Leib dieses Mannes durchbohrt hat: ihn, Rainald, der einst Gottes Priester war und der Ludmilla Ormstochter geraubt hat. Und hilft mir Christus dazu, daß ich Ludmilla wiederbekomme, dann will ich mich hinfort zu ihm halten.«

Wie sie dem verrückten Magister heimzahlten
    Sobald sie vom Überfall und von Orms Heimkehr gehört hatten, kamen Nachbarn mit Gefolgschaft und Pferden nach Gröning, denn sie wollten beim Rachezug gern mit dabei sein. Dergleichen käme nunmehr nur noch selten vor, meinten sie, und es ließe sich viel Vergnügen davon erwarten; und wer von ihnen Christ war, glaubte, die Gewalttätigkeit gegen den Priester und das Niederbrennen der Kirche vergelten zu müssen. Orm hieß sie alle willkommen und wartete jetzt noch auf die Rückkehr der Ausgesandten.
    Sie kamen gegen Abend des dritten Tages zurück, nachdem sie die Spur der Räuber weit gen Norden und Osten verfolgt hatten. Am wichtigsten war, daß sie Rapps Frau mit heimbrachten, die ausgehungert und halbtot in der Wildnis umhergeirrt war. Sie war den Räubern entlaufen und weiter und weiter gegangen, bis die Kräfte sie verlassen hatten; die Männer waren mit ihr umgekehrt und hatten sie abwechselnd getragen. Drei hatten schon um sie gefreit, und das hatte ein wenig zu ihrer Stärkung beigetragen; aber, sagten die Männer, sie habe nicht recht glauben wollen, daß einer von ihnen Rapp gleichkommen könnte.
    Sie hatte Wichtiges zu berichten. Es verhielt sich so, wie Vater Willibald gesagt hatte: er, den man einst Magister genannt hatte, war jetzt der Häuptling der Bande. Er hatte Torgunn wiedererkannt, auf dem Weg zum Räubernest mit ihr geredet und ihr gesagt, er habe Gott verleugnet und daher stehe ihm nun frei, zu tun, wie ihm beliebe. Die Kirche habe er niedergebrannt, um nicht die Nähe Gottes ertragen zu müssen, und nun gäbe es weit und breit keine Kirche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher