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KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
Autoren: Heinz Werner Höber
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Vor dem Haus war ein Stöhnen zu vernehmen. Ich peilte vorsichtig hinaus und fand an der Ecke einen Mann liegen, der genau gekennzeichnet ist, wenn man sagt: Fleischpaket. Die Fettmasse preßte ihre linke Hand auf den rechten Oberarm und stöhnte mitleiderregend.
    »Kommen Sie, Mister, stehen Sie auf! Lassen Sie mal sehen!« Ich zog ihm die Hand weg und sah mir die blutende Wunde kurz an. »Harmlos«, meinte ich dann. »Kleiner Streifschuß, völlig ungefährlich. Kommen Sie herein.«
    »Sie sind hinter mir her«, keuchte der Dicke.
    »Sieht fast so aus.«
    »Es sind Banditen!«
    »Für Ihr Kindermädchen hatte ich sie nicht gehalten.«
    »Was glauben Sie, was die Kerle von mir wollen?«
    »Ihre Brieftasche«, schätzte ich.
    Der Dicke sah mich kopfschüttelnd an. »Brieftasche? Viel zu lächerlich! Es geht um viel mehr.«
    »Aha.« Ich unterdrückte ein Gähnen. Der Dicke hatte eine ungeheuer klare Art, seine Sache vorzutragen.
    Er schwieg eine Weile und sagte dann geheimnisvoll und leise: »Ich habe die Aurelius-Büste!«
    Dabei starrte er uns an, als erwarte er, daß wir jetzt vor Ehrfurcht oder wenigstens vor Überraschung in den Boden versinken würden. Er konnte ja nicht wissen, daß er es mit zwei völlig ungebildeten Menschen zu tun hatte. Phil mußte seine fehlende Bildung natürlich gleich an die große Glocke hängen.
    Er fragte: »Ist das eine weibliche Büste?«
    Der Dicke geriet wieder in schwabbelnde Wallungen. Sein Gelächter klang wie das Gemecker einer schottischen Bergziege. Ich schüttelte mißbilligend den Kopf, obgleich ich selber auch keine Ahnung hatte, was für ein Apparat diese Büste sein sollte.
    »Sie ist ganze sechs Millionen Dollar wert!« sagte der Dicke, nachdem er wieder zu sich gekommen war.
    »Donnerwetter!« staunte Phil. »Hinter so einer Büste kann sich ja sogar die Jane Russell verstecken.«
    Er hatte immer noch nicht begriffen, um was es eigentlich ging. Na ja, manchmal hat er eben eine unheimlich lange Leitung.
    »Und diese Büste will man Ihnen also gewaltsam abnehmen?« fragte ich scharfsinnig.
    »So ist es! Diese Hunde wollen mir die Aurelius-Büste abnehmen. Aber ich hoffe auf Ihre Hilfe, Gentlemen!«
    »Ich werde sehen, was sich machen läßt«, meinte ich zögernd.
    »Was heißt schon: sehen, was sich machen läßt?« fragte Phil empört. »Es ist ganz selbstverständlich, daß wir das Eigentum eines amerikanischen Bürgers schützen! Noch dazu, wenn es sich um die Aurelius-Büste handelt.«
    Er grinste mich hinterlistig an.
    »Wollen Sie die Büste sehen?« fragte der Dicke.
    »Na klar!« rief Phil begeistert. Ihm war an diesem Tag einfach nicht zu helfen.
    »Dann kommen Sie mit«, sagte der Dicke erfreut. »Wir fahren zu mir, und ich zeige Ihnen die Aurelius-Büste.«
    Es war sinnlos, gegen Phils Neugierde zu protestieren, also fügte ich mich, und wir verließen unser Office.
    Vor der Garage sagte ich zu Phil: »Einen Augenblick noch! Ich habe mein Taschentuch vergessen. Ich bin gleich wieder da.«
    Er sah mich erstaunt an, sagte aber nichts. Ich ging zurück ins Office und suchte im Telefonbuch die Nummer von Dr. Rentzivak, einem Kunstexperten, der schon oft mit dem FBI zusammen gearbeitet hatte. Zum Glück war er zu Hause.
    »Hallo, Doc«, sagte ich, »hier spricht Jerry Cotton.«
    »Oh, hallo, Mr. Cotton! Freue mich, daß Sie sich einmal melden. Wie geht’s Ihnen und Ihrem Freund?«
    »Von Tag zu Tag besser«, sagte ich. »Im Augenblick sind wir gerade mit einer mysteriösen Büste beschäftigt. Eine Aurelius-Büste. Das Ding soll ganze sechs Millionen wert sein.«
    »Was reden Sie da für einen Unsinn? Cotton, wie viel haben Sie getrunken?«
    »Nicht mehr als sonst«, sagte ich trocken. »Also, was ist mit der Büste?«
    »Einen Augenblick, ich will sicherheitshalber mal nachsehen.«
    Es dauerte ein Weilchen, dann meldete sich der Kunstexperte wieder. »Hallo, Cotton?«
    »Ja, ich höre.«
    »Eine Aurelius-Büste gibt es überhaupt nicht.«
    »Besten Dank«, erwiderte ich. »So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Besten Dank.«
    Ich hängte ein und ging hinaus.
    »Du brauchst aber lange, um ein Taschentuch zu suchen«, meinte Phil, als ich in den Jaguar stieg.
    »Kein Wunder«, sagte ich. »Denn das Taschentuch, das ich suchte, gibt es überhaupt nicht.«
    Phil riß Mund und Augen auf.
    Der Dicke aber meckerte krähend: »Hühühü! Sie sind wohl ein kleiner Witzbold, Cotton, was?«
    »Ja«, murmelte ich. »Ich bin ein ungeheurer Witzbold.«
    Und dabei
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