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KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
Autoren: Heinz Werner Höber
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Schulter, daß er beinahe in die Knie gegangen wäre. Kaum stand er wieder auf den Beinen, da donnerte er mir eine ins Kreuz, daß ich beinahe aus den Latschen kippte. Das war so unsere Art, sich gegenseitig mitzuteilen, wie sehr man sich freut über den Anblick des anderen.
    Der Steward stand hinter uns und sah mit hochgezogenen Augenbrauen von einem zum anderen. Sein Verstand kam wohl nicht ganz mit.
    »Deine Sachen sind doch in deiner Kabine«, sagte ich und führte ihn in die angrenzende Kabine, zu der eine Verbindungstür vorhanden war. Während Phil sich zum Essen umzog, fragte ich ihn aus.
    »Wie war’s?«
    »Nicht schlecht«, grinste er. »Ich bin im ganzen nur zweimal munter gewesen. Da ich dann jedesmal einen Bärenhunger hatte, war es für die Brüder gar nicht schwer, mir ein neues Schlafmittel mit dem Essen beizubringen. Ich kann dir beim besten Willen nichts erzählen, außer daß ich seit langer Zeit mal wieder ganz gründlich ausgeschlafen habe.«
    »Na, viel ist das gerade nicht.«
    Ich wollte noch etwas fragen, aber plötzlich hörte ich nebenan in meiner Kabine ein Geräusch.
    Ich nickte Phil kurz zu. Er hatte es auch gehört und wußte Bescheid. Ich schlich mich aus Phils Kabine hinaus auf den Flur und trat dann von dort her in meine Kabine ein.
    Über meinen Koffern waren zwei Männer damit beschäftigt, den Inhalt kunstgerecht durcheinanderzubringen.
    Sie hatten vor lauter Eifer weder von meinem noch von Phils Eintreten etwas gehört. Wir schlichen uns von hinten an die Gestalten heran. Im selben Augenblick faßten wir zu. Ich nahm mir einen Burschen am Kragen und drehte ihn herum.
    Und zum erstenmal in meinem Leben kam ich an einen Gegner, der Jiu-Jitsu genauso gut beherrschte wie sonst wer vom FBI.
    Er ließ sich einfach nach hinten fallen, riß mich aber an den Schultern mit, und so blieb mir nichts anderes übrig, als den Kopf einzuziehen und eine Rolle vorwärts zu schießen.
    Als ich wieder auf den Beinen stand, versuchte er es mit dem ersten Hebelgriff. Ich wich aus. Wenn der Bursche Jiu-Jitsu konnte, dann mußte ich boxen, darin lag meine Stärke.
    Ich knallte ihm einen Haken hin, der ein Musterbeispiel für Haken überhaupt war. Mein Mann ging sacht in die Knie. Das ist die richtige Haltung, die man braucht, wenn man den letzten Schlag anbringen will. Als er gerade den Kopf ein wenig nach vorn sinken ließ, weil ihm die Luft ausging, ballte ich die Rechte und zog sie in engem Bogen hoch.
    Es gab ein trockenes Klack, als sie an sein Kinn donnerte, der Kopf des Mannes flog ins Genick, und der ganze Kerl kippte nach hinten um. Er war restlos mit sich und der Welt zufrieden, was er durch ein seliges Lächeln anzeigte. Ich wünschte ihm einen guten Genesungsschlaf und wandte mich Phil zu.
    Der versuchte noch immer vergeblich, seinen mordsflinken Gegner zu erwischen. Ich staunte ziemlich, als ich das Gesicht des Mannes sah. Es war mein neugieriger Engländer vom Oberdeck.
    »Moment, Phil«, sagte ich. »Laß mir den Mann. Ich warte schon die ganze Zeit auf unsere zweite Unterhaltung, die Sie mir so liebenswürdig angekündigt hatten«, sagte ich zu dem Schnurrbärtigen.
    »Sie sollen Ihre Freude haben«, fauchte der Tommy. Dabei verpaßte er mir einen Schlag in die Brustgrube, daß ich wirklich einigermaßen ins Staunen kam. Der Bursche war nicht von vorgestern, das wurde mir langsam klar.
    »Ihr Interesse für mich hängt mir langsam zum Halse heraus«, sagte ich ihm und holte zu einer linken Geraden aus.
    Er fiel darauf herein und wich nach rechts aus. Dadurch kam er dahin, wo ich ihn hatte haben wollen, nämlich näher an meine Rechte.
    Noch bevor er begriff, daß die Linke gar nicht schlagen sollte, saß ihm meine Rechte genau an der Kinnspitze mit solcher Wucht, daß mir fast die Knöchel brachen. Aber so einen Hieb übersteht keiner bei vollem Verstand. Mein Mann vertrug ihn nicht. Er legte sich ebenfalls auf den Teppich.
    »Komm, Phil«, meinte ich. »Bringen wir unsere Gäste in ihre Kabinen, wo sie hingehören.«
    »Was sind das für neugierige Menschen?«
    »Keine Ahnung. Der eine wollte mich heute vormittag ziemlich dämlich ausfragen. Das ist alles, was ich von ihnen weiß.«
    Da alle Leute im Speisesaal waren, konnten wir die beiden unbeobachtet in ihre Doppelkabine zurückbringen. Nachdem wir sie auf ihre Betten niedergelegt hatten, sah ich mich ein bißchen in der Bude um.
    Auf einem kleinen Tisch lag eine Brieftasche. Ich suchte einmal kurz die darin enthaltenen Papiere
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