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SGK248 - Dr. X - Todesatem

SGK248 - Dr. X - Todesatem

Titel: SGK248 - Dr. X - Todesatem
Autoren: Larry Brent
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    Dorothee Collins klappte die verwitterten Läden nach außen, und
das graue Tageslicht sickerte müde durch das Fenster.
    Die Frau war gewohnt, daß um diese Zeit auch am Fenster gegenüber
die Läden aufgestoßen wurden und Caroline, ihre Nachbarin, zu sehen war. Eine
in ihrer unmittelbaren Nähe explodierende Bombe hätte keine größere Wirkung
haben können -als die Tatsache, daß an diesem Morgen Caroline Turner eben nicht
wie gewohnt zu sehen war. Am Fenster drüben stand ein Mann. Dorothee Collins
fuhr zusammen wie unter einem Peitschenhieb, ihr Herzschlag stockte. Den
Fremden hatte sie nie zuvor in ihrem Leben gesehen.
    Er sah - unangenehm aus.
    Ein kantiger Schädel, ein kräftiger, muskulöser Körper, kalte,
gefühllose Züge bestimmten seinen Gesichtsausdruck.
    Die Art und Weise wie er stand und sie ins Auge faßte, versetzte
sie in Schrecken. Caroline, mit der sie gestern abend noch gesprochen hatte und
die kein Wort darüber verlor, daß sie Besuch erwartete, war nirgends zu sehen.
    Der Fremde schloß geräuschvoll mit harter Hand die Fenster und zog
die Vorhänge vor.
    Instinktiv wußte Dorothee Collins, daß im Haus dort drüben über
Nacht etwas Furchtbares geschehen war ...
    Sie war eine couragierte Frau, sechsundfünfzig Jahre alt, und man
behauptete von ihr, daß sie so leicht nichts umwarf.
    In ihrem schwarz-braunen Haar gab es noch keine einzige graue
Strähne. Man sah ihr auch nicht die harte Arbeit und die Entbehrungen an, die
sie die letzten dreißig Jahre ihres Lebens durchmachen mußte.
    Damals lernte sie in einem gottverlassenen Nest im Staate Oregon
den Automechaniker Tom Collins kennen, der davon schwärmte, irgendwann in
seinem Leben mal eine eigene kleine Reparaturwerkstätte mit Tankstelle zu
besitzen.
    Diesen Traum machte er vor gut dreißig Jahren auch wahr.
    Am Fuß der Rocky Mountains, direkt an einer Verbindungsstraße, die
täglich von zahllosen Autos benutzt wurde, konnte er zunächst eine kleine
Tankstelle pachten. Die baute er schließlich zu einer Reparaturwerkstätte aus,
kaufte das Anwesen zusammen mit einem Kompagnon, der dann ebenfalls mit seiner
jungen Frau in diese Gegend zog. Hier am Rand der Bergeinsamkeit, zwanzig
Meilen von der Ortschaft Rocky-Town entfernt, gab es
nicht viel Gelegenheit, Geld auszugeben.
    Die Turners und Collins waren überzeugt davon, daß sie bei
sparsamer Lebensweise nach fünfzehn oder zwanzig Jahren die triste Gegend
wieder verlassen konnte, um sich irgendwo im Süden, vielleicht in Florida,
einen schicken Bungalow zu kaufen und dort den Rest ihres Lebens zu verbringen.
    Doch aus fünfzehn Jahren waren inzwischen dreißig geworden und aus
einem schicken Bungalow mit Swimmingpool zwei einfache Häuser, die auf einer
Anhöhe vor der Felswand klebten und von dem Ehepaar Collins und der verwitweten
Caroline Turner bewohnt wurden.
    Die einfachen Gebäude sahen aus, als wären sie ein Überbleibsel
aus der wilden Zeit dieses großen Landes, als Cowboys durch die Lande zogen und
Goldgräber auf der Suche nach einem ergiebigen Claim waren.
    Beiden Häusern sah man an, daß sie nur für eine kurze Zeit als
Wohnung für die Familien dienen sollten.
    Die Fassaden waren verwittert. Wenn der Wind in den Bergen blies,
mußte man fürchten, daß die Dächer sich abhoben. Nicht umsonst waren sie mit
Steinen beschwert.
    Dorothee Collins lief hinaus.
    Automatisch warf sie einen Blick über den Weg entlang, der sich
zwischen zerklüfteten Felsblöcken nach unten wandte. Von hier oben aus hatte
man einen vortrefflichen Blick über den Rand des Gebirges und die Straße, die
staubig und schnurgerade von einem Horizont zum andern verlief.
    Dort unten, etwa achthundert Meter von ihrer Behausung entfernt,
befanden sich die Tankstelle und die Reparaturwerkstatt.
    Es war ein kühler, feuchter Tag. Der Wind fuhr in Dorothee Collins
Haare, doch darauf achtete sie jetzt nicht.
    Vorn an der Tankstelle war im Moment nichts los. Es war eigenartig
ruhig dort unten.
    Die Frau wurde ihr komisches Gefühl nicht los.
    Das Plateau war einigermaßen glatt und dem Haus eine Terrasse
vorgebaut, die mit einer niedrigen Holzbalustrade versehen war.
    Beide Häuser vor der Felswand sahen gleich aus und standen etwa
zehn Meter voneinander entfernt.
    Es gehörte schon etwas dazu, hier in dieser Einsamkeit zu leben
und nicht den Verstand zu verlieren.
    Doch an die Abgeschiedenheit hatte Dorothee Collins sich schon
gewöhnt. Ebenso wie Caroline Turner. Sie konnten sich beide nicht
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