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KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
Autoren: Heinz Werner Höber
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Allerdings sitzt der Mann in England, und ich muß also die Büste dahin bringen. Die Burschen haben aber irgendwoher Lunte gerochen. Sie wollen mir das Ding abnehmen, wissen aber nicht, wo es ist. Sie haben meine Bude schon ein paarmal durchwühlt, aber keiner kam auf den Gedanken, im Radio nachzusehen.«
    »Schön, und weiter?«
    »Helfen Sie mir, das Ding nach England zu bringen.«
    »Das kann ich nicht entscheiden. Ich muß erst mit Mr. High darüber sprechen.«
    »Wer ist Mr. High?«
    »Der Distriktchef des FBI in New York.«
    »Und was wird er sagen?«
    »Kann ich nicht voraussehen. Das FBI darf sich eigentlich nur um Dinge kümmern, die von besonderem Bundesinteresse sind. Können Sie sich vorstellen, daß die USA ein besonderes Interesse daran haben, ob Sie diese verrückte Büste nun nach England bringen oder nicht?«
    Der Dicke schüttelte müde seinen Kopf. »Kaum anzunehmen«, meinte er betrübt.
    »Eben.«
    »Was kann man denn da tun?«
    Ich ließ den letzten Rest aus der Whiskyflasche durch meine Kehle rieseln, dann murmelte ich: »Man müßte schon einen Menschen entführen, damit ich mit der Erledigung dieses Auftrages betraut werde. Na, das ist ja inzwischen auch ganz wunschgemäß geschehen.«
    Das Fleischpaket sah mich erstaunt an. Aber ich verriet meine Gedanken nicht näher. Es war etwa eine halbe Stunde vergangen, die der Dicke und ich damit zugebracht hatten, unseren Kopf mit kaltem Wasser zu erfrischen, als das Telefon wieder klingelte.
    Ich rannte diesmal etwas schneller die Treppe hinab, hob den Hörer ab und fragte: »Ja?«
    »Ich habe mit dem Boß gesprochen. Er sagt, es tut ihm leid, daß wir ’nen G-man erwischt haben, aber jetzt könne er es nicht ändern. Ihr Freund wird auf der ›Franklin Roosevelt‹, die in vier Tagen in See geht, zwei Tage nach der Abfahrt freigelassen.«
    »Schön, Phil hat sich die ganze Zeit schon eine Seereise gewünscht!« brummte ich und hängte wieder ein.
    »Was war los?« fragte der Dicke, als ich wieder bei ihm ankam. Er saß noch immer auf seinem Teppich und hielt sich stöhnend den Kopf.
    »Nichts Besonderes. Mein Freund wird auf der ›Franklin Roosevelt‹ in sechs Tagen freigelassen. Also muß ich wohl oder übel auf diesen Kahn.«
    Der Dicke sah mich lange an, dann meinte er: »Ich wollte ja eigentlich fliegen, aber wenn Sie schon auf das Schiff gehen, dann fahre ich natürlich auch mit dem Schiff. Ich werde morgen gleich die Karten buchen lassen. Wenn Sie gestatten, nehme ich für Sie und Ihren Freund ebenfalls Kabinen. Denn wenn Sie schon auf dem Schiff sind, dann werden Sie sich doch meiner annehmen, nicht wahr?«
    »Ganz gewiß werde ich mich Ihrer annehmen«, murmelte ich leise, denn mir war da eben ein ganz fabelhafter Gedanke gekommen. Ich stand auf und sagte: »Ich rufe Sie morgen an und sage Ihnen Bescheid, ob mein Chef mit meiner Englandreise einverstanden ist.«
    »Gut.«
    Ich ging langsam die Treppe hinunter und verließ das Haus. Draußen klemmte ich mich hinter das Lenkrad meines Jaguar und fuhr zum Hafen. Das Büro der ›White-Star-Line‹ hatte noch geöffnet. Ich ging hinein.
    »Bitte sehr?« flötete eine zuckersüße Puppe mit ein bißchen viel Farbe im Gesicht.
    »Die ›Franklin Roosevelt‹ fährt für Ihre Linie, nicht wahr?«
    »Yes, Mister.«
    »Sie fährt am Freitag aus, stimmt das?«
    »Yes, Mister.«
    »Sind schon Plätze für die Reise nach England gebucht?«
    »Yes, Mister.«
    »Können Sie auch etwas anderes sagen als dieses ewige ›Yes, Mister‹?«
    »Yes, Mister.«
    Ich gab es auf. Das war wieder der übliche Fall: berückend hübsch, aber mit völligem Leerlauf in geistiger Beziehung.
    »Kann ich mal die Buchungsliste sehen?«
    »Warum, Sir?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nicht: warum, Sir, sondern: Yes, Mister. So heißt das!«
    Jetzt war sie restlos durcheinander. Sie sah mich groß an und hauchte vernichtet: »Yes, Mister.«
    »Na, also! Geben Sie mir die Buchungsliste!«
    Sie brachte mir das Ding angeschleppt. Ich fuhr mit dem Zeigefinger die Spalten entlang. Ziemlich weit unten stand:
    Mr. Clark Abralam, nach London.
    Mr. Clark Abralam, das war auch der Name, der an der Haustür des Dicken gestanden hatte. Und mir hatte er erzählen wollen, er habe eigentlich mit dem Flugzeug nach England reisen wollen. Na, der Kerl sollte sich freuen, wenn er mich erst mal richtig kennenlernen würde.
    Draußen verfrachtete ich mich wieder hinter das Lenkrad meines Jaguar und zwitscherte ab in Richtung Heimat. Mein Kopf
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